Familien vermissen flexible Tarife im Burscheider Bad
Die Burscheiderin Jennifer Wagner weicht mit ihren beiden Kinder ins Leichlinger Blütenbad aus. Dort zahlt sie 9,20 Euro — statt 19 Euro. Und dort erledigt sie dann gleich auch die Einkäufe statt in der Heimatstadt.
Burscheid.Das Burscheider Vitalbad hat eine übersichtliche Tarifstruktur. Die Einzelkarte an Wochentagen für Erwachsene kostet 8 Euro, an Wochenenden und Feiertagen 8,50 Euro. Alle Personen unter 18 Jahren bezahlen 5,50 Euro, an Wochenenden und Feiertagen bezahlen sie 6 Euro. Für beide Gruppen gibt es noch Zehnerkarten, die den Preis deutlich reduzieren und für regelmäßige Besucher attraktiv machen.
Doch für Jennifer Wagner ist die Preisgestaltung nicht attraktiv — zumindest nicht bei kürzeren Besuchen unter der Woche. „In den vergangenen Jahren haben meine beiden Kinder Schwimmkurse in Leichlingen besucht, weil die Wartelisten im Vitalbad zu lang waren“, sagt die Burscheiderin, die an der Bürgermeister-Schmidt-Straße wohnt und damit das Bad zu Fuß schnell erreichen kann. „Das ist eigentlich ideal.“ Als sie jetzt aber nach dem Ende der Kurse das Burscheider Bad aufsuchte, zog es sie nach dem ersten Besuch trotz der 20-minütigen Fahrt mit dem Auto nach Leichlingen zurück. „Ich hatte mich überhaupt nicht mehr mit den Preisstrukturen auseinandergesetzt.“ Und sie war geschockt: 19 Euro musste sie für den zweistündigen Aufenthalt mit zwei Kindern zahlen. Im Blütenbad der Nachbarstadt zahlt sie 9,20 Euro. „Dort können wir noch eine Pommes und ein Eis essen und kommen damit auf den selben Preis.“
Für ihre Kritik an der insbesondere für Kurzbesuche starren Preisstruktur bekommt sie in den sozialen Medien derzeit großen Zuspruch von Burscheider Müttern. Auch das Quellenbad in Wermelskirchen wird ihr daher empfohlen. Tatsächlich: Dort würde die Tageskarte für Familien sogar nur 8 Euro kosten.
Grundsätzlich fühle sich die 38-jährige Burscheiderin zwar sehr wohl im Vitalbad, auch der Einer und der Dreier seien für die Kinder zum Springen attraktiver, doch kritisiert sie jetzt auch in einer Mail an Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Meuthen die für Familien starren Eintrittspreise. Meuthen erklärt auf Anfrage des Bergischen Volksboten, dass das Tarifsystem aus wirtschaftlichen Gründen so gestaltet worden sei. Differenziertere Preise würden eine personalbesetzte Kasse notwendig machen, da immer wieder Nachfragen kommen würden. Zudem müsse bei Stundentarifen nachgehalten werden, ob die Zeit eingehalten werde.
Dass man das Tarifsystem nicht komplett auf den Kopf stellt, sieht auch Jennifer Wagner nicht als notwendig an. Sie fragt: „Warum gibt es beispielsweise keinen Kindertag mit einem attraktiven Tarif? Und warum gibt es keine Familienkarten?“ Stattdessen würden viele Familien nicht nur den Weg zu einem anderen Bad suchen. „Wenn ich einmal nach Leichlingen fahre, erledige ich dort auch meine Einkäufe. Ich finde es schade, dass man das Geld in die Nachbarstadt tragen muss.“