Käthe Kollwitz Farbenfrohes Design aus Paris

Köln. · Das Käthe-Kollwitz-Museum zeigt 2020 Grafiken der Art Déco und Werke von Käthe Kollwitz.

In den 1920er Jahren vereint das Grafikdesign der Art Déco das scheinbar Gegensätzliche.

Foto: Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

Das Käthe Kollwitz Museum zeigt im kommenden Jahr zwei Ausstellungen im 75. Todesjahr von Käthe Kollwitz. Am 22. April vor 75 Jahren starb die wohl bedeutendste deutsche Künstlerin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bereits zu Lebzeiten besitzt ihr Werk weltweite Strahlkraft. Eine Vielzahl ihrer eindringlichen Zeichnungen, Druckgraphiken und Skulpturen entsteht in direkter Auseinandersetzung mit persönlichen Erfahrungen – Glücksmomenten ebenso wie Schicksalsschlägen.

Alltägliche, private
und intime Momente

Zwei Ausstellungen ehren die Künstlerin im kommenden Jahr, indem sie den Blick auf jeweils unterschiedliche persönliche Aspekte ihres OEuvres lenken. „Liebe und Lassenmüssen des Geliebtesten, und es halten – immer dasselbe“, sinniertdie Kollwitz im Januar 1915 in einem Brief an ihren Sohn Hans. Wie ein roter Faden zieht sich neben ihrer sozial und politisch motivierten Grafik die künstlerische Reflektion von alltäglichen, privaten und auch intimen Momenten durch ihr Lebenswerk.

Das Käthe Kollwitz Museum, das am 40. Todestag der Künstlerin gegründet wurde und 2020 auf sein 35-jähriges Bestehen zurückblickt, schöpft mit beiden Präsentationen aus dem eigenen, umfangreichen Sammlungsbestand. Im Fokus stehen dabei neben den bekannten Meisterwerken der Künstlerin jeweils selten ausgestellte Blätter – zeichnerische Einblicke in ihren Alltag, die von Liebe und Leid, von Freundenund Familie ebenso wie von biographischen Wendepunkten in ihrem Leben erzählen. Die Ausstellungen werden vom 4. Februar bis 22. März sowie vom 5. August bis 27. September 2020 gezeigt.

Vom 27. März bis 28. Juni zeigt das Käthe Kollwitz Museum zudem die Ausstellung „Art Decó, Grafikdesign aus Paris“ aus der Sammlung des MKG Hamburg. Rankende florale Formen und strenge geometrische Elemente, kontrastreiche Farben, klare und zugleich verspielte Typografie – in den 1920er Jahren vereint das Grafikdesign der Art Déco das scheinbar Gegensätzliche. Ausdrucksstarke Plakate, Illustrationen und Anzeigen spiegeln die schillernden Themen dieser Zeit: Die neue Werbung für Art Bijoux, Haute Couture oder Jazz, Tanz und technische Errungenschaften, nicht zuletzt auch für Kriegs- und Staatsanleihen, entführt in die Illusion einer besseren und schöneren Welt.

Was anknüpfend an den französischen Jugendstil der Jahrhundertwende seinen Anfang nimmt und zur Pariser Weltausstellung der angewandten Künste 1925 seine Benennung findet, dokumentiert nichts weniger als den gesellschaftlichen Tanz auf dem Vulkan der Zwischenkriegszeit: In kühn gezeichneten Visionen extravaganten Lebens zeigt Frankreich sich nach und vor den dunklen Jahren farbenfroh, progressiv und exaltiert.

Das Käthe Kollwitz Museum präsentiert in seiner Frühjahrsausstellung mehr als 100 faszinierende, zum Teil großformatige Druckgrafiken aus der Sammlung des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.

Im Herbst/Winter, vom 3. Oktober 2020 bis 10. Januar 2021, zeigt das Museum außerdem die Ausstellung „Maria Lassnig“. Die österreichische Künstlerin fand erst in ihrer zweiten Lebenshälfte die Anerkennung, die ihr schon viel früher zugestanden hätte. Sie hinterließ ein mehr als 60 Jahre umfassendes Werk von internationalem Renommee, in dem sie sich vor allem mit dem eigenen Körper, dem Ausloten dessen Grenzen und dem menschlichen Bewusstsein auseinandergesetzt hat.

Der Münchner Galerist und Sammler Helmut Klewan kannte und schätzte die Künstlerin schon lange vor ihrem Ruhm. Das Käthe Kollwitz Museum präsentiert seine umfassende Maria Lassnig-Sammlung in einer eigenen Ausstellung. Über die langjährige Verbindung zwischen Künstlerin und Sammler eröffnet sich in der Präsentation ein persönlicher Einblick in die Kunst- und Körperwelt von Lassnig, die vor allem durch ihre Radikalität bei gleichzeitigem Humor besticht.

Das Käthe Kollwitz Museum bleibt an Heiligabend, dem ersten und zweiten Weihnachtstag und an Silvester geschlossen. Es öffnet an Neujahr von 11 bis 18 Uhr und bietet um 15 Uhr eine öffentliche Führung in der Sonderausstellung „Berliner Realismus - Von Käthe Kollwitz bis Otto Dix“ an.