Festival: Erst mit Kasalla kommt die Sonne
Auch im fünften Jahr in Folge hat der Regen die Organisatoren wieder gebeutelt.
Burscheid. Man kann den Organisatoren des Kirchenkurvenfestivals (Kikufe) wirklich nicht nachsagen, dass sie aus den Wettererfahrungen der vergangenen Jahre nicht gelernt hätten. Die Stehtische in der Kirchenkurve sind erstmals von Sonnen- respektive Regenschirmen überdacht. Und der erhöhte Kirchenvorplatz mit seinen Bierzeltgarnituren ist nahezu komplett durch zwei große, von Burscheider Unternehmen zur Verfügung gestellte Zelte vor Regen geschützt — leider auch in diesem Jahr wieder bitter notwendig.
Dabei erlebt der Open-Air-Gottesdienst am Sonntagmorgen sogar erstmals seit Jahren wieder so etwas wie Sonnenstrahlen. Aber nach der vom Lucky Old Quartett begleiteten Mittags-Kaffee-und-Kuchen-Zeit ist es mit der Gemütlichkeit schon wieder vorbei. Framic aus dem Kreis Mettmann, im vergangenen Jahr noch regenbedingt unverrichteter Dinge wieder abgereist, erreichen diesmal immerhin die Bühne. Aber dann muss die Coverband doch wieder gegen den Dauerregen anspielen.
Erst als der Kölner Topact Kasalla am Abend nach halbstündiger Stauverspätung um 18.30 Uhr loslegt wie die Feuerwehr, ist die Kirchenkurve zum ersten Mal an diesem Wochenende doch mal richtig voll. Und — versöhnlicher Ausklang — tatsächlich können die Regenschirme dann wieder eingepackt werden und blauer Himmel breitet sich über der kölschseligen Partygemeinde aus.
Ganz am Ende ist damit womöglich doch das neue Konzept für dieses Jahr noch aufgegangen. Es lautete: Die sympathischen Kölner ziehen vielleicht auch am Sonntag und bei jedem Wetter ihr Publikum. Und ein Samstagabend ohne die Zugnummer wird vermutlich trotzdem voller als in den Vorjahren der Sonntag.
Die endgültige Abrechnung der Getränke- und Kucheneinnahmen wird zeigen, ob der Versuch trotz der Wetterwidrigkeiten wenigstens im Ansatz erfolgreich war. Psychologisch hilfreicher für die zwischenzeitlich doch spürbar frustrierte knapp 90-köpfige Helferschar war der ausgelassene Schlusspunkt des zweitägigen Festivals auf jeden Fall.
Rückblick: Schon der Samstag ist grau verhangen, aber zumindest bis zum Abend bleibt es trocken. Die junge Indierockband Replace aus Monheim schlägt sich mit peppigen Eigenkompositionen wacker als Opener und lässt sich auch vom spärlichen Publikum nicht irritieren.
Danach eine traurige Premiere: Erstmals in der Kikufe-Geschichte muss eine Band absagen. 90 Degrees kapitulieren angesichts des krankheitsbedingten Stimmversagens ihres Sängers Nico von Styp. In die Bresche springt das durch Julian Hilgert (Gitarre) teilweise zum Trio ergänzte Leverkusener Duo Gingy, das als mitreißender Lückenfüller die Brücke zum Abend schlägt.
Der mündet in den Auftritt von Stiller Hans mit Kikufe-Organisator Ralph Liebig am Bass — und den ersten Prasselregen des Festivals. Unter den Zelten und an den Bierwagen halten dennoch die Unentwegten noch bis nach Mitternacht aus. Im kommenden Jahr hilft wohl nur noch die Komplettüberdachung der Kirchenkurve — Open Air im Bergischen.