Frau und Kinder retten sich vor den Flammen
Sechs Personen müssen wegen Rauchgasvergiftung behandelt werden. Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen der Polizei auf über 100 000 Euro.
Burscheid. Beim Kikufe ist gerade Umbaupause für Toby Sauter & Band, als am Samstagabend gegen 18 Uhr beißender Qualm in die Kirchenkurve zieht. Er kommt von den GBS-Wohnhäusern an der Carl-Lauterbach-Straße. Kikufe-Organisator Ralph Liebig rennt mit einem Feuerlöscher zur Hilfe, dreht angesichts des dichten Rauchs aber wieder bei. Als die ersten Einsatzkräfte der Feuerwehr eintreffen, schlagen aus einem Schlafzimmerfenster in der zweiten Etage bereits die Flammen nach außen.
In dem Zimmer war das Feuer aus bisher unbekannter Ursache auch ausgebrochen. Eine Mutter (37) und ihre beiden kleinen Kinder (6 und 4) können sich mit Hilfe eines Nachbarn rechtzeitig nach draußen retten. Alle vier sowie eine weitere Hausbewohnerin mit ihrem zweijährigen Kind werden wegen Rauchvergiftung behandelt; der Nachbar bleibt über Nacht im Krankenhaus, kann am Sonntag aber auch wieder nach Hause.
Die Feuerwehr, die schließlich mit mit rund 50 Kräften aller vier Löschzüge vor Ort ist, bekämpft das Feuer von zwei Seiten. Ein Atemschutztrupp dringt über das Treppenhaus vor, hat für die Wohnungstür zwar einen Schlüssel, muss dann aber weitere Zimmer aufbrechen, weil die Türen abgeschlossen sind — nach Aussage des Wohnungsmieters, um die kleinen Kinder von Rasierzeug und elektrischen Geräten fernzuhalten. Zusätzlich wird die Drehleiter vor dem Gebäude in Stellung gebracht, um die Flammen von außen zu löschen.
Die Arbeiten werden von den Hausbewohnern mit sorgenvollen Blicken verfolgt; alle hatten sich rechtzeitig auf die Straße retten können. Nur ein Bewohner mit Asthmabeschwerden bleibt auf Anraten der Feuerwehrleute in seiner Wohnung, um sich nicht dem Qualm im Treppenhaus auszusetzen. Für Unverständnis sorgen aber Zaungäste in den Nachbargebäuden, die das Geschehen von ihren Balkonen aus verfolgen, filmen und fotografieren. Sie müssen die Balkone schließlich auf Anweisung der Polizei räumen.
Eine Ausdehnung des Feuers auf Nachbarzimmer oder das ganze Gebäude kann verhindert werden. Nach gut 20 Minuten ist die Lage unter Kontrolle. Trupps der Feuerwehr kontrollieren die angrenzenden Wohnungen. Schließlich können alle Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren — bis auf die Wohnung, in der das Feuer ausgebrochen war. Sie wird versiegelt. Brandermittler der Kriminalpolizei werden sich dort am Montag auf die Suche nach der Brandursache machen. Laut ersten Schätzungen der Polizei liegt der entstandene Schaden bei weit über 100 000 Euro.
Für die insgesamt sechsköpfige Familie bedeutet das Feuer eine ungewisse Zukunft. Der Vater und die zwei ältesten Söhne hatten sich zur Brandzeit im Türkischen Kulturzentrum aufgehalten. Die Verwaltung organisiert für das Wochenende eine Notunterkunft im städtischen Wohnheim auf der Luisenhöhe. Heute soll in Gesprächen mit der Stadt und der Genossenschaft für Bau- und Siedlungswesen (GBS) nach einer dauerhaften Lösung für die Familie gesucht werden.
Erklärungen für die Brandursache gibt es bisher nicht. Eine Hausbewohnerin berichtet aber von verbranntem Geruch, den sie schon vor drei Tagen in ihrem Schlafzimmer wahrgenommen hatte, das zwei Etagen unter dem Brandzimmer liegt. Eine Kontrolle habe aber nichts Auffälliges ergeben.