Frieda & Richard: Abschied von den Medienvögeln

Ein Amselpärchen und seine Brut.

Burscheid. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Die Schwierigkeit ist nur bisweilen, auch zu erkennen, wann denn der Höhepunkt des Schönen erreicht ist. Wir haben daher bei der Entscheidung, die Kolumne heute nach dreieinhalb Wochen enden zu lassen, die Statistik zurate gezogen.

Zahlen kann man bekanntlich drehen und wenden, wie man will. Wir bemühen uns im Falle von Frieda und Richard um eine positive Interpretation. Als da wären: fünf Eier zu Beginn, von denen aus vieren auch Nestlinge geschlüpft sind, von denen wiederum drei das Nest dann als aufstrebende Jungvögel verlassen haben. Macht unter dem Strich eine Erfolgsquote von 60 Prozent. Nach allem, was man so hört und liest, ist das sehr ordentlich. Bei dieser guten Bilanz wollen wir es auch belassen.

Alle weiteren Angaben über die Chancen von Jungvögeln, das erste Jahr zu überleben, werden daher von uns geflissentlich ignoriert. Das trübt nur das positive Gesamtbild. Wir halten uns lieber an die älteste bisher bekannte Amsel: Sie wurde zuletzt Mitte der 90er Jahre im salomonischen Alter von 22 Jahren und drei Monaten entdeckt und lebte auf Helgoland.

Was uns ein bisschen Hoffnung für unsere künftige Urlaubsgestaltung macht. Wenn Fips, Pipina und Mäxchen mit etwa zwei Monaten auswandern und neue Lebensräume entdecken, könnten sie sich ja dabei in unserem Interesse durchaus an den touristisch attraktiven Orten der Republik orientieren. Nach all unserer Gastfreundschaft wäre nämlich eine Gegeneinladung angezeigt, um uns mal ein paar Wochen bei einem der drei einnisten zu können.

Darüber hinaus überlege ich ernsthaft, unter dem Titel „Glaube, Liebe, Hoffnung — Amselfamilien in deutschen Pfarrhäusern“ ein Fachmagazin auf den Markt zu bringen und mich damit selbstständig zu machen. Vorzugsabonnements können ab sofort in der Redaktion abgeschlossen werden. Sagen Sie aber meinem Chef noch nichts davon.

Zuletzt: Ich kann mich nicht entsinnen, jemals eine Artikelserie geschrieben zu haben, zu der es so viel positive Resonanz gab. Das Lob werde ich an Frieda und Richard weiterreichen. Denn der Medienerfolg ist ihnen nicht zu Kopf gestiegen: Sie benehmen sich noch immer wie eine Amsel und nicht wie ein Star.