Herausforderung wachsende Städte

Kölner Industrie- und Handelskammer stellt ihre Schwerpunktthemen fürs laufende Jahr vor.

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Köln. Der drohende Fachkräftemangel, die Herausforderungen einer wachsenden Stadt und die Digitalisierung sind die Jahresthemen der Kölner Industrie- und Handelskammer für die kommenden Monate. „Damit setzen wir Schlaglichter auf Themen, die für die regionale Wirtschaft wegweisend sind. Zum einen erfüllen wir damit das Informationsbedürfnis gerade kleinerer Mitgliedsunternehmen, zum anderen können wir mit der gezielten Aufbereitung der Themen in Richtung Politik und Verwaltung auch etwas bewegen“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt.

Um den drohenden Fachkräftemangel abzuwehren, will sich die Kammer im kommenden Jahr verstärkt für die duale Ausbildung einsetzen. 56 Prozent der Mitgliedsunternehmen erkennt beim fehlenden Nachwuchs bei den Fachkräften ein Geschäftsrisiko. Grund dafür ist, dass zwei Drittel der Schüler sich für das Abitur entscheiden, und dass sie im Anschluss ein Hochschulstudium anstreben, um eine erfolgreiche und lukrative Berufskarriere starten zu können. Ein Trugschluss wie die IHK erklärt, denn auch mit einer dualen Ausbildung könne man beruflich erfolgreich sein und gut Geld verdienen.

Gezielt will die IHK deshalb neben den Schülern auch verstärkt Eltern und Lehrer ansprechen und sie von der Bedeutung der dualen Ausbildung überzeugen. „Diese ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und damit des wirtschaftlichen Erfolgs in Deutschland. Sie ist einer der Gründe für die geringste Jugendarbeitslosigkeit in Europa“, sagt Michael Meier, IHK-Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung.

Es werde immer schwerer, das Thema zu platzieren, auch wenn Deutschland weltweit für sein duales Ausbildungssystem gelobt werde. In den vergangenen Jahren wurde ein leichter Rückgang bei der Besetzung der Ausbildungsplätze verzeichnet. Außerdem entscheiden sich junge Leute immer später für eine Lehrstelle. Im Juni widmet, die IHK eine ganze Woche der Ausbildung inklusive Azubi-Speeddating und dem Tag der Ausbildung.

Eine weitere Herausforderung stellt die stetig wachsende Stadt für die Kammer dar. Hier geht es zum einem um dringend benötigt werdende Gewerbe- und Industrieflächen. Man werde den Landesentwicklungsplan und den Regionalplan weiterhin kritisch begleiten. Es sei sinnvoll, dass Arbeiten und Wohnen wieder näher zusammenrücke und dass die Produktion wieder in die Städte zurückkehre, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Ulrich S. Soénius auch mit Blick auf das Ziel, die Verkehrsströme zu verringern.

„Wir müssen sicherstellen, dass der Lieferverkehr in die Städte möglich bleibt. Es gibt Ladezonen, aber oft werden diese falsch genutzt“, fasst Soénius eine Untersuchung zusammen. Man habe auch Pendler im Zugverkehr befragt, wie sie das Angebot beurteilen. Verhindert werden soll dagegen im Sinne des Luftreinhaltungsplans der Durchgangsverkehr durch die Innenstadt. Mit der Ausbildung von Verkehrsmanagern soll es Unternehmen möglich werden, sich effektiver um das Thema zu kümmern.

Dass die Stadt seit November über einen Verkehrsmanager verfügt, beurteilt man bei der IHK positiv. „Er kommt aber bei den Brücken und Tunneln Kölns an seine Grenzen. Und wenn auf den Autobahnen ein Unfall passiert, hat dies direkt Auswirkungen auf den Verkehr in der Stadt. Vieles habe man erkannt, es mangle wie beim Verkehrsrechner aber an der Umsetzung. Als wichtige Entlastung erachtet die IHK den Neubau einer Rheinbrücke im Kölner Süden, die bis 2030 fertiggestellt sein soll. Allerdings fehlt hier noch ein Zeit-Maßnahmen-Plan durch das Land und durch Straßen-NRW. Sorgenvoll blickt man auf die Zoo- und die Mülheimer Brücke sowie die Verzögerungen am Tunnel Kalk.

Beim dritten Jahresthema gibt es insgesamt sechs Schwerpunkte. Ganz vorne steht die Breitbandversorgung der Stadt und der Region. Gerade im Oberbergischen gibt es noch große Lücken. Dazu kommt die Vernetzung der digitalen Akteure, die Anwerbung von Start-Ups aus dem digitalen Bereich, die digitale Reife von mittelständischen Unternehmen, die Integration digitaler Angebote in die Bildung und digitale Infrastrukturthemen wie die Vernetzung verschiedener Verkehrsträger.