Historische Mitte: Rat entscheidet
Stimmt das Gremium zu, könnte das neue Stadtmuseum Ende 2027 seine Pforten öffnen. Die Hohe Domkirche und die Stadt gründen eine gemeinsame GbR.
Köln. Die Zeit drängt - vor allem weil der Zustand des Stadtmuseums und des Römisch-Germanischen Museums aktuell keinen Aufschub mehr duldet. „Beide Museen haben einen baulichen Neuanfang bitter nötig, auch weil sie kaum noch ihren Bildungsauftrag erfüllen können“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Ziel ist es für sie beide Museen in der neugestalteten Historischen Mitte im Schatten des Doms zusammenzuführen. „Das bringt Synergieeffekte und die Chance, das Entree und die Visitenkarte der Stadt am Dom mit einer höchst attraktiven Lösung neu zu gestalten, ist einmalig. Die Stadt hätte mit der Historischen Mitte ein neues Alleinstellungsmerkmal“, sagt Reker.
Eine Sanierung des Stadtmuseums würde laut der Stadt 125 Millionen kosten, bei einem Neubau direkt am Roncalliplatz müssten 116 Millionen Euro investiert werden. „Mit Sanierungen haben wir schlechte Erfahrungen gemacht. Außerdem wäre der Neubau auch die schnellere Lösung“, betont Reker.
Um das große Projekt angehen zu können, wollen die Stadt und die Hohe Domkirche eine gemeinsame Gesellschaft bürgerlichen Rechts kurz GbR gründen. Während das Domkapitel, das am Roncalliplatz den Neubau sein neues Kurienhaus realisieren will, schon im Februar einstimmig zugestimmt hat, steht im Rat die Entscheidung für die Umsetzung der Historischen Mitte nach aus. Sie soll in der nächsten Sitzung am 3. Mai fallen.
Abgestimmt wird dann über die Aufnahme der Planungen für den Neubau. Der eigentlich Baubeschluss würde dann laut Stadt 2020 erfolgen. Eröffnet würde das neue Stadtmuseum laut Stadt dann wohl 2027 oder 2028. Gleichzeitig wird auch das sehr in die Jahre gekommene Römisch-Germanische Museum gerneralsaniert. Es könnte eventuell schon vor dem Stadtmuseum seine Pforten wieder öffnen.
Für die Gestaltung der Historischen Mitte ist das Büro Staab Architekten zuständig, das seinen Siegerentwurf aus dem Wettbewerb noch einmal grundlegend überarbeitet hat. Insbesondere bei der geplanten blockartigen Fassade hatte es Kritik gegeben. Geplant ist nun, ein großes Haus aus vielen kleinen Hauselementen entstehen zu lassen, die den Besucher durch 2000 Jahre Kölner Stadtgeschichte führen können und die bei einer Neukonzeption auch flexibel angepasst werden können. Die neue Fassade ist durch die Elemente gegliedert und wirkt so deutlich aufgelockerter.
Vom Kurt-Hackenberg-Platz wären sowohl das Römisch-Germanische Museum als auch das Stadtmuseum durch einen gemeinsamen Eingang zu betreten. „Integriert in den gemeinsamen Bereich würde nach den Plänen der Architekten sowohl die römische Hafenstraße als auch das römische Hafentor. Zusammen mit dem Dionysos-Mosaik im RGM hätten wir dann eine gemeinsame römische Ebene für beide Museen“, sagt Architekt Volker Staab.
Dompropst Gerd Bachner ist von dem gemeinsamen Projekt voll überzeugt: „Wir haben lange im Stillen gut und konstruktiv zusammengearbeitet. Es wurde dabei auch viel um Detailfragen gerungen. Jetzt erwarte ich im Rat ein beherztes Ja für die Historische Mitte. Was die Museen angeht, haben wir keine Wahl, da geht es nur um die Form und die Weise. Der zeitliche Druck ist hier massiv“, erklärt Bachner.
Auch Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach setzt sich für die Neugestaltung ein: „Das wäre ein Upgrade für die Kulturstadt Köln. Man könnte aus der Not eine Tugend machen, und Museen in einer neuen modernen Form präsentieren. Außerdem wäre die Historische Mitte ein gutes Entree für die Via Culturalis.“
Das Zeughaus und die Alte Wache, die bislang noch das Stadtmuseum beherbergen, sollen nach dem Willen der Verwaltung im Besitz der Stadt bleiben. Sie könnten in Erbpacht an einen Investor abgegeben werden. So würde die Sanierung des maroden Gebäudekomplexes die Stadt und ihren Haushalt nicht belasten. Gedacht wird hier an eine Konzeptausschreibung für das Gebäudeensemble.
Aktuell stehen im direkten Umfeld der großen Kathedrale auch die sehr umfangreiche Sanierung des luxuriösen Domhotels sowie die Neugestaltung des Laurenz Carrè an, das sich zwischen dem Roncalliplatz und dem Rathaus befindet.