Engagement belohnt „Ich habe sehr viel zurückbekommen“

Burscheid. · Irmgard Grave hilft seit Jahren Flüchtlingen. Doch jetzt brauchte auch sie Hilfe, weil ihre Tochter nach einem Brand Hab und Gut verloren hatte. Und tatsächlich erlebte auch sie eine enorme Unterstützung.

 Auch zu Hause näht Irmgard Grave - wenn sie nicht mal wieder etwas organisiert, um Menschen zu helfen.

Auch zu Hause näht Irmgard Grave - wenn sie nicht mal wieder etwas organisiert, um Menschen zu helfen.

Foto: Siewert, Doro H503799

Wer hilft mir denn? Es gibt viele Menschen, die so reagieren, wenn sie gefragt werden, ob sie sich für Menschen engagieren wollen, denen es nicht so gut oder gar schlecht geht. Irmgard Grave hat nicht danach gefragt, als sie vor etwa zwei Jahren mit einer Bekannten die Leitung des Kurses „Nadel & Faden“ im Tri Café aufgenommen hatte. Und sie hat jetzt eindrucksvoll erlebt, dass Hilfe, die man gibt, in der eigenen Not auch zurückkommen kann.

Zwar traf sie die Not nicht am eigenen Leib, doch stand ihre Tochter Cornelia Grünweller (38) mit der ganzen Familie am Ende des vergangenen Jahres von heute auf morgen ohne ein Dach über dem Kopf da. Nach einem technischen Defekt brannte es in der Wohnung des Einfamilienhauses der fünfköpfigen Familie in Dhünn. Feuerwehr und ein Sachverständiger der Versicherung bestätigten später: Die Wohnung ist unbewohnbar. Auch Mobiliar und Kleidung waren durch den Brandrauch zum großen Teil unbrauchbar. Einen Welle der Hilfsbereitschaft rollte an zumeist aus Spenden von Möbeln und Kleidung. „Die Kinder sind ja alle damals barfuß raus“, sagt Irmgard Grave und musste sich dabei auch an die klägliche Ausstattung vieler Familien erinnern, deren Mütter sie im Laufe der Zeit in ihrem Kurs „Nadel & Faden“ kennen gelernt hatte. Immer wieder half sie mit den Verantwortlichen des Tri Café. Rief Freunde und Bekannte an, besorgte all das, woran es etablierten Menschen hierzulande eigentlich nicht mangelt. Kleidung, anständige Betten und Spielsachen – und genau das fehlte jetzt ihrer Tochter. Doch innerhalb weniger Tage kamen „ganze Haushalte“ zusammen. Und auch Bargeld gaben viele. „Als ich einmal durch die Stadt ging“, erinnert sich die Burscheiderin, „drückte mir jemand 20 Euro in die Hand, damit meiner Familie geholfen werden konnte.“ Das war kein Einzelfall. Ein großer Betrag sei zusammengekommen.

Auch die Sorge nach einer neuen Bleibe war schnell verflogen

Die einzige Sorge der Tochter: die Suche nach einer neuen Bleibe. Auch hier sollte die Hilfsbereitschaft von Irmgard Grave belohnt werden, nachdem sie Bernhard Rappert, den Vorsitzenden des Vereins Tri-Café, mit folgenden Worten angesprochen hatte: „Ich habe so viel geholfen. Jetzt müsst ihr mir mal helfen.“ Tatsächlich konnte sich die Familie schon kurz nach dem Brand über ein neues Zuhause in Dabringhausen freuen.

Mittlerweile ist so viel gespendet worden, dass die Familie jetzt selbst wieder abgeben kann. Imgard Grave spricht von einem „halben Kleiderladen“ und „ganzen Haushalten“. Und als sie im Bergischen Volksboten liest, dass eine Familie bei einem Brand am Raderweg womöglich ebenfalls viel verloren hat, will sie auch der helfen. Doch ein Kontakt über die Flüchtlingshilfe ist ihr nicht möglich. „Die Familie ist dort nicht bekannt.“ Dabei könne sie womöglich genau dort unterstützen, wo es gebrannt hat. „Ich habe Bekannte, die haben Küchenmöbel. Und ich habe sehr viel gute Kindersachen.“ Jetzt hofft sie, dass jemand einen Kontakt zu der Familie aufbauen kann. „Ich habe sehr viel zurückbekommen“, sagt die 70-Jährige und meint damit nicht nur die Hilfe für ihre Tochter.

Auch spüre sie von den Menschen der Nähkurse eine Dankbarkeit und Nähe. „Wir sind sogar mal zu einer afghanischen Hochzeit eingeladen worden“, sagt Irmgard Grave.