Jetzt in ständiger Alarmbereitschaft

Revierförster Hans-Christian Ludwig muss ausrücken, wenn im Forst ein Feuer ausbricht. Große Trockenheit und Waldbrandstufe 3.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. „Ich muss jetzt erst mal am Rechner nachsehen, welche Waldbrandstufe wir heute haben“, reagiert Hans-Christian Ludwig, der Revierförster für Burscheid und Odenthal, auf den Anruf des Burscheider Volksboten. Denn täglich kann sich die Waldbrandsituation ändern — oder anders: verschlimmern. „In Burscheid haben wir zur Zeit Waldbrandstufe 3 — und in Wuppertal sogar schon Stufe 4“, sagt Ludwig, nachdem er seinen Computer gecheckt hat.

Dem Forstmann macht die Waldbrandgefahr zu schaffen und besorgt ihn. Das hört man heraus, wenn Ludwig berichtet, dass er erreichbar sein muss, sollte es zu einem Brandausbruch kommen. „Im Bereich des Regionalforstamtes Bergisches Land haben wir einen Bereitschaftsdienst eingerichtet.“ Ludwig gehört mit zu den Förstern, die reihum benachrichtigt werden, wenn ein Brand gemeldet wird, wenn die Feuerwehr ausrückt. „Bereitschaft bedeutet, ich dann mit der Feuerwehr abzustimmen, Ansprechpartner zu sein und nach Abschluss der Löscharbeiten vor Ort zu kontrollieren, ob Glutnester noch aktiv sind.“

Denn selbst wenn die Feuerwehrleute alles getan haben, einen Waldbrand niederzuringen, kann es Stunden oder sogar Tage später sein, dass ein Glutnest sich wieder entwickelt und neue Gefahr heraufzieht. „Ich hatte es vor ein paar Jahren im Eschbachtal, dass ich eine Brandstelle nachkontrollierte und einen neuen Alarm auslösen musste.“

Zu Glutnestern kommt es dann, wenn es im Wald brennt und sich das Feuer tief in den ausgetrockneten Boden hin—einfrisst. In diesen Tagen ist die Gefahr, dass so etwas passiert, wieder extrem groß. „Der Waldboden ist tief ausgetrocknet“, sorgt sich Ludwig. Dazu kommt, dass streckenweise durch Windwürfe viel brennbares Material in den Wäldern liegt und durch die intensive Sonneneinstrahlung rappeltrocken ist. Deshalb wünscht sich der Revierförster für mehrere Tage einen guten bergischen Landregen, der den Boden nicht nur netzt, sondern gründlich durchfeuchtet.³³

Starkregenereignisse wie vor gut drei Wochen nutzten dem Wald und den Böden übrigens nichts, schiebt Ludwig sofort nach. „Der Starkregen dringt nicht in die trockenen Böden ein, sondern fließt oberflächlich ab. Wir brauchen schon mehrere Tage mäßigen Regen“ — nicht zu viel und nicht zu wenig.

Auch wenn die Waldbrandgefahr hoch ist, möchte Hans-Christian Ludwig den Burscheidern nicht davon abraten, sich im Wald aufzuhalten — im Gegenteil: „Im Wald ist es kühl, schattig und angenehm. Natürlich kann man in den Wald gehen, aber bitte mit Aufmerksamkeit und ohne ein Risiko einzugehen.“ Heißt: Das Rauchen im Wald ist tabu, das Grillen erst recht. Auch die aus dem Autofenster geschnippte Zigarettenkippe gehört sich absolut nicht.

Sollte man bei seinem Waldbesuch unklaren Rauch bemerken, dann sollte man nicht zögern, die Feuerwehr zu benachrichtigen. Ein im Moment noch kleines Entstehungsfeuer wird in Blitzgeschwindigkeit zum Großbrand. Deshalb zählt jede Minute,

Ganz pauschal hat das Regionalforstamt Regeln zusammengestellt, wie man sich jetzt im Wald benimmt. „Wir bitten die Waldbesucher um besondere Achtsamkeit. Das Rauchen im Wald ist forstgesetzlich bis zum 30. September eines jeden Jahres verboten.“ Auch wenn das Wetter dazu verlocke — die Abrundung eines Badetages mit einem gemütlichen Grillen oder einem Lagerfeuer unter dem Waldrand einer der bergischen Talsperren sei nicht erlaubt. „Die Nähe von Wasser löscht kein Feuer.“

Wer sein Auto unversehrt zur Heimfahrt vorfinden möchte, sollte es vermeiden, auf dem mit Gras bewachsenen Randstreifen der Waldwege zu parken. Der heiße Katalysator könnte das trockene Gras entzünden. Zum Parken sollten nur die ausgewiesenen Wanderparkplätze benutzt werden.

Anträge über das Verbrennen von Schlagabraum im Wald haben zur Zeit keine Aussicht auf Genehmigung. Das Forstamt hat für die gute Zusammenarbeit mit den Feuerwehren die Rufbereitschaft für Förster angeordnet. Sie fahren zusätzliche Kontrollstreifen in den Waldungen.

Damit die Feuerwehr in den Wald gelangen kann, dürfen die Waldeingänge und Waldwege auf keinen Fall zugeparkt werden. Die Feuerlöschteiche im Wald leisten einen wichtigen Beitrag zur Waldbrandvorsorge und -bekämpfung. Der Waldbesitz tut daher viel für ihre Erhaltung. Und ganz nebenbei bieten die Teiche auch eine Heimat für Frösche und Lurche.

Nicht immer aber ist dies garantiert, wie ein Beispiel aus Bergisch Gladbach zeigt. Am vergangenen Freitag erreichte die Feuerwehr Bergisch Gladbach ein ungewöhnliches Hilfeersuchen von der Biologischen Station Rhein-Berg. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit waren insgesamt sechs Laichplätze der in NRW vom Aussterben bedrohten Gelbbauchunke an der Grube Weiß im Stadtteil Moitzfeld von Bergisch Gladbach in Gefahr. Der Löschzug Bensberg schickte sechs ehrenamtliche Einsatzkräfte mit einem Hilfeleistungslöschfahrzeug los. Insgesamt wurden rund 1 600 Liter Wasser auf die sechs Laichplätze aufgebracht und somit das Überleben der bedrohten Tiere sichergestellt.