Hang rutschte auf die Terrasse

Nicht nur Leichlinger sind vom letzten Unwetter betroffen. Rainer Klein muss das Erdgeschoss seines Hauses in Unterwietsche kernsanieren.

Burscheid.Burscheid ist bei dem vergangenen Unwetter von Schäden mit einer Dimension wie in der Nachbarstadt Leichlingen vorbeigeschrammt. Für Rainer Klein gilt das nicht. Der 61-Jährige wohnt mit seinen 82-jährigen Eltern direkt in der Senke von Unterwietsche und war mit seinem Nachbarn Hauptleidtagender des Starkregens in der Nacht auf den 10. Juni. Das ganze Erdgeschoss des Hauses ist zerstört worden, die Schäden beziffert Klein auf mindestens 50 000 bis 70 000 Euro. „Wir brauchen eine vernünftige Ortsentwässerung“, fordert er.

Große Teile eines Hangs hinter seinem Hausgrundstück waren auf seine Terrasse gerutscht. Die Erdmassen drückten die hintere Garagentür auf und schoben sich durch das seitliche Abstellgebäude vorne durch das Tor wieder raus. Viel schlimmer: Die Terrassentür konnte dem Druck des Wassers aus dem riesigen Schlammberg nicht standhalten. Nach und nach lief das Wasser in das Erdgeschoss und sollte den Bereich für Monate unbewohnbar machen — nach einer Kernsanierung erst vor vier Jahren.

Foto: Doro Siewert

Und das alles ausgerechnet nach der Geburtstagsfeier Kleins. „Irgendwann fing es an zu regnen“, erinnert er sich. Der Regen sei stark gewesen, aber nicht so, dass ein Weltuntergang vermutet worden sei. Und doch kam er irgendwie. Zumindest für die Familie Klein. Aber neben materiellen Schäden hätte es noch schlimmer kommen können. Denn die Eltern sahen die längst auf der Terrasse angekommenen Schlammmengen nicht. 50 Tonnen seien später von Arbeitern abgefahren worden. Der Vater habe nur das Wasser auf dem Boden bemerkt und seinen Sohn gerufen. „Einige Minuten zuvor hat meine Mutter noch die Terrassentür geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. Das macht sie abends immer so.“ Die Schlammlawine hätte die Frau zu einem späteren Zeitpunkt mitreißen können. Und die lehmige Erde hätte sich wahrscheinlich im ganzen unteren Bereich des Hauses verteilt.

So handelte der Burscheider geistesgegenwärtig. Terrassentür und Fenster wurden verdübelt. Doch das Wasser konnte unten an der Tür eintreten und zerstörte alles im Erdgeschoss. Teppiche, Möbel, Tapeten — sogar die Böden mussten wegen der Fußbodenheizung herausgerissen werden. Heute steht man im Erdgeschoss wie in einem Rohbau. „14 bis 20 Tage muss alles trocknen“, sagt Klein. Erst dann können die Handwerker erneut anrücken.

Die 82-jährigen Eltern können das noch nicht. Sie wohnen derzeit im Hotel Schützenburg. Ein harter Schlag für die alten Herrschaften. Rainer Klein hält die Stellung im Obergeschoss. „Wir hatten gute Hilfe durch Verwandte und Freunde“, blickt er zurück. Doch er sagt auch: „So hilflos habe ich mich im Leben noch nie gefühlt.“ Doch zum Glück habe er eine gute Elementarversicherung abgeschlossen. „Sie hat uns einen Handwerkerservice angeboten.“ Und zumindest sieht es einen Monat nach dem Unwetter so aus, als könne in absehbarer Zeit wieder in dem Haus gelebt werden. Ständig in eine Wetter-App schaut Klein aus Angst vor weiteren Unwetterereignissen nicht. „Da wird man ja verrückt. Aber man wird schon anders schlafen“, sagt er. Wie das bei seinen Eltern aussehe, sei allerdings ein anderes Kapitel.

Und was war die Ursache? „Wasser“, sagt Klein. „Aber es ist nicht von oben gekommen, sondern durch die Erde.“ Bei einem Termin unter anderem mit der Unteren Wasserbehörde sei ihm gesagt worden, dass es sich um die so genannte „bergische Lehmtunnelbildung“ handele. Doch Klein hofft auf eine schnelle Lösung, die weiteren Schaden an seinem Haus verhindert: „Der Hang muss gesichert werden. Er muss terrassiert und bepflanzt werden.“