Burscheid Junge Ermittler stehen vor der Kamera
Im Megafon wird eine hauseigene Krimiserie gedreht. „Mega Pol“ löst gerade den ersten Fall: „In Burscheid geht der Bigfoot um“.
Burscheid. Viele Mädchen möchten sein wie Angelina Jolie, Cameron Diaz oder Jennifer Lawrence. Sie möchten vor der Kamera stehen, im Blitzlichtgewitter. Umringt von Fans, die nach Autogrammen kreischen. Dass das nicht nur ein großer Spaß ist, sondern harte Arbeit, das ist vielen gar nicht so bewusst.
Mira Eckhardt hat sich darüber keine Gedanken gemacht. Dabei kennt die Zwölfjährige schon das Gefühl, wenn alle Blicke auf einem gerichtet sind. „Ich habe früher schon Theaterstücke gespielt. Ich war da auch immer aufgeregt“, sagt Mira Eckhardt und knüllt ein Blatt Papier, das sie in der Hand hält. Darauf steht der Text, den sie sich schnell noch einprägen muss. Gleich ist sie nämlich dran und schlüpft in die Rolle der Alberta Zweistein. „Ich bin die Neunmalkluge. Die mit dem tollen Gedächtnis und die sofort alles weiß“, sagt die Zwölfjährige und lächelt.
Auf ihr eigenes Gedächtnis vertraut sie nun auch. Ein wenig Sicherheit gibt es ihr, dass sie jetzt kein Publikum vor sich hat. Dafür verfolgt Jochen Pries sie mit der Videokamera. Er hält alles auf Band fest, was an diesem Samstag im Megafon geschieht. Und das sind allerlei Absurditäten.
Eine eigene Krimi-Reihe soll entstehen — mit den Kindern als Stars in den Hauptrollen. Für die erste Folge haben sich nur Mädchen gefunden. „Vielleicht trauen sich die Jungs einfach nicht“, sagt Marc Munz, Leiter des Megafons, der sich schon einen großen Erfolg für den etwa 15-minütigen Streifen vorstellt. Anders, als man beim Begriff Krimi vermuten könnte, soll es harmlos zugehen, beruhigt er. Gewalt wird nicht gezeigt. Leichen und Kunstblut gibt es auch nicht. Dafür wartet Marc Munz mit der Legende Bigfoot auf. Das mystische Wesen, das auch heute noch Verschwörungstheoretiker in nordamerikanischen Wäldern suchen, hat es nach Burscheid verschlagen. Bürgermeister Stefan Caplan macht sich da natürlich große Sorgen. Er greift zum roten Telefon, da ja Alarmstufe Rot herrscht. Wer kann da helfen? Die Einheit Megapol natürlich!
So weit die Grundhandlung, mehr will Marc Munz nicht verraten. Er lobt aber das schauspielerische Talent der Stadtspitze, die erst mit sich haderte, weil die Teilnahme an Theater-AGs nie auf dem Schulzeugnis standen. Der Bürgermeister hat aber zugesagt, künftig, wenn gewünscht, bei jedem Kurzfilm vor der Kamera zu stehen und den zu mimen, der Hilfe braucht.
Zur Hilfe kommen in diesem Fall Megi Behrami (11) als Kryptozoologin und Maja Halfmann (11) als „Speedy Fast“. „Wir haben uns lange auf diesen Tag gefreut. Am Freitag haben wir die ganze Zeit in der Schule darüber geredet“, sagt Maja Halfmann, die im Trainingsanzug durch das Jugendzentrum rennt. Insgesamt stehen 15 Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren am Samstag vor der Kamera. Gemeinsam haben sie sich an das Drehbuch gemacht und überlegt, wie die Handlung ablaufen könnte. Nina Engelbert, Mitarbeiterin des Megafons und zufällig Theaterpädagogin, hat ihnen über die Schulter geschaut und Tipps gegeben. „Sie haben sich die Rollen selbst ausgedacht und entwickelt“, sagt Nina Engelbert stolz. Natürlich soll das Projekt den Kindern Spaß machen. Aber es hat auch einen pädagogischen Hintergrund. „Schauspielerei ist eine hochkonzentrierte Arbeit. Tugenden muss man schon haben. Das merken die Mädels jetzt“, sagt Marc Munz.
Geprobt wird bereits seit März. Am Ende der langen Dreharbeiten wird die große Premiere stehen, deren Termin aber noch nicht feststeht. Mit einer Kinoleinwand, Popcorn, rotem Teppich, Oscars und allem, was sonst noch dazugehört. Marc Munz malt es sich schon groß aus: „Mal sehen, ob Hollywood dann bei uns klingelt und um die Filmrechte bittet!“