Kinder leben gerne in Burscheid

Mit einem Fragebogen haben Schüler der Montanusschule untersucht, was Gleichaltrigen gefällt — und was nicht.

Burscheid. Ein Schloss vielleicht, das wäre noch schön. Und ein Freizeitpark, der würde auch gut in die Stadt passen. Aber ansonsten — ja ansonsten fühlen sich Kinder in Burscheid rundum wohl. Herausgefunden hat das Det Junker, Vorstandsmitglied beim Deutschen Kinderschutzbund, Ortsverband Burscheid. Zusammen mit Schülern der Montanusschule hat er einen Fragebogen erarbeitet und Interview-Techniken geprobt.

Auf dem Umweltmarkt Ende April war dann der große Tag. Insgesamt befragten die jungen Reporter 100 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren. „Das Ergebnis wirft ein gutes Bild auf Burscheid, auch wenn es natürlich nicht repräsentativ ist“, sagt Junker. Sein Ziel: Kinder sollen sich mehr an der Gestaltung ihres Lebensumfelds beteiligen können.

In der Umfrage gaben drei Viertel der Befragten an, sich in Burscheid sicher zu fühlen. Ganze 93 Prozent bescheinigten den Erwachsenen, durchaus kinderfreundlich zu sein. Gut gefallen den Kindern die vielen Feste, die Spiel- und Fußballplätze und das Schwimmbad.

Das sehen auch Anna (10), Tom (10) und Timon (9) so, ebenfalls Schüler der Montanusschule. „Es ist toll, dass es hier so viel Natur gibt“, sagt Anna. „Das stimmt. Und meine Freunde wohnen alle in der Nähe“, ergänzt Timon, für den das noch relativ ungewohnt ist. „Bis vor zwei Jahren habe ich in Moskau gewohnt. Da musste ich eine Stunde und länger fahren, bis ich bei ihnen war.“

Auch die Stadt selbst gefällt den jungen Burscheidern. „Da bin ich oft zum Bummeln oder gehe ein Eis essen, wenn es draußen warm ist“, sagt Anna. Aber auch in einer schönen Stadt gibt es noch Dinge, die besser sein könnten. „Mich stört, dass es an manchen Stellen viele Hundehaufen gibt, die niemand wegmacht“, sagt Tom, der mit seinen Freunden oft im Wald spielt oder anderswo unterwegs ist. „Eigentlich sind wir immer genau da, wo man uns gerade nicht erwartet“, sagt er und lacht.

Und noch einen ganz konkreten Vorschlag hatten die befragten Kinder. 80 Prozent würden sich freuen, wenn es in Burscheid Geschäfte gäbe, die ihnen bei Alltagsproblemen helfen, wenn sie mal zur Toilette müssen, ein Taschentuch oder Pflaster brauchen oder telefonieren wollen.

Dazu hat Junker schon mit der Wirtschafts- und Werbegemeinschaft „Wir für Burscheid“ telefoniert. „Herausgekommen ist, dass Kinder eigentlich bereits überall willkommen sind“, sagt er. Das müsse mehr kommuniziert werden. „Im Moment planen wir eine Aktionswoche, in der jeder Einzelhändler den Kindern etwas anbietet.“ So sollen Berührungsängste abgebaut werden.

Gäbe es also nur noch eine Frage, die dringend geklärt werden muss: Wo bleibt denn jetzt das Schloss? „Den Wunsch kann ich leider nicht ganz erfüllen. Aber in Burscheid gibt es einen alten Rittersitz, das Haus Landscheid. Wer dort nachfragt, wird — das hat man mir versprochen — gerne herumgeführt“, sagt Bürgermeister Stefan Caplan.