Kinderkunsttage: Himmelsleitern als Impuls
30 Teilnehmer interpretieren bei der Aktion im Gemeindezentrum Werke und Stile. Sergej Tihomirov kommt als Stargast.
Hilgen. Etwas krumm, unsicher und schlecht zusammengenagelt — was Kindern zum Himmelsleiter-Bild in der evangelischen Kirche in Hilgen einfällt, bringt den Künstler Sergej Tihomirov zum Schmunzeln. Bei den Kinderkunsttagen der Gemeinde stellte er seine Kunst vor und beantwortete bereitwillig Fragen.
Ein Kind will wissen, wann Tihomirov mit der Malerei angefangen hat. „Ich habe immer schon gemalt. Ich glaube, jedes Kind malt. Aber ich erinnere mich, als ich sechs Jahre alt war, hatte meine Mutter einen Kasten mit Ölfarben. Die haben ganz toll gerochen. Das hat mich fasziniert“, erzählt Tihomirov, der in der damaligen Sowjetunion aufgewachsen ist.
Die Vorstellung des Künstlers gibt einen Impuls für den folgenden Tag. Seit Monat beschäftigen sich 30 Kinder unter dem Motto „Mixed Art“ mit verschiedenen Künstlern und Materialien beschäftigt. „Wir führen Materialien zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören“, erklärt die Leiterin Anke Theron-Schirmer.
Jeden Morgen lernen die Kinder einen anderen Stil kennen. In der Kirche liegen Collagen neben vernähten Aquarellen, Popart-, Falt- und Kreisbildern. An der Wand sind einige selbst gemachte Hüte aufgestellt — frei nach der Vorlage von August Mackes Damen mit Hut.
Sergej Tihomirov bleibt der Stargast der Woche. Je länger die Nachwuchskünstler sein Bild betrachten, desto mehr Fragen stellen sie. Sie erkennen im Farbverlauf einen Kontrast, definieren Kälte und Wärme, Erde und Licht und fragen nach dem Herz in der Mitte des Bildes.
Tihomirov schnappt sich einen Filzstift und erklärt wortreich und farbenfroh, dass jedes Bild einen Mittelpunkt hat, der nicht zwingen in der Bildmitte liegen muss. Mit dem Motiv der Himmelsleiter beschäftigt sich der Künstler, der mit seiner deutschen Frau und drei Kindern in Hannover lebt, sein zehn Jahren.
Im Anschluss sind die Kinder dran: In und am Gemeindezentrum werden Leitern bemalt, umfilzt und mit Schuhen beklebt. „Das symbolisiert unsere eigenen Fußabdrücke auf dem Weg“, erklärt Theron-Schirmer. Die Interpretationen der Himmelsleiter und andere Kunstwerke werden heute Abend bei einer Vernissage gezeigt.