Kinderstadt in Wermelskirchen: Interview mit Bürgermeisterin
In Tjorven Sachser steht in diesem Jahr ein Mädchen an der Spitze der Verwaltung der „elternfreien Zone“ in der Kinderstadt in Wermelskirchen. Sie ist auch die Chefin von zehn Burscheider Kinder.
Rhein.-Berg. Kreis. Auch in diesem Sommer gibt es in Wermelskirchen wieder die Kinderstadt. Bis zum Samstag sind unter den 185 Kindern auch zehn aus Burscheid mit dabei. Bürgermeisterin der Kinderstadt ist in diesem Jahr Tjorven Sachser. Bastian Hamacher hat mit ihr gesprochen.
Tjorven, Glückwunsch zur Wahl. Wie war denn der Start als Verwaltungschefin?
Tjorven Sachser: Gut. Ich habe mit dem Stadtrat letzte Absprachen getroffen, was von den Wahlprogrammen wir umsetzen und was nicht. Und wir haben sogar noch einige andere Ideen entwickelt.
Was werdet Ihr nicht umsetzen?
Tjorven: Steuersenkungen und niedrigere Preise für die Werkstätten, Essen oder Ausflüge.
Warum fällt das aus?
Tjorven: Weil wir schlecht einen halben Katt-Taler an Steuern erheben können. Und ganz ohne geht auch nicht, weil wir ja sonst unsere Vorhaben nicht umsetzen können.
Das klingt ganz nach Politik von Erwachsenen. Du bist zum ersten Mal Bürgermeisterin. Warum hast Du kandidiert?
Tjorven: Weil ich das noch nie ausprobiert habe. Und vor allem, weil ich beweisen will, dass Mädchen das auch können.
Glauben das die Jungs denn nicht?
Tjorven: Jungs halten sich für die Größten, Stärksten und glauben, dass sie alles besser können. Das ist aber nur hier so. In der Klasse wissen sie es besser, und einer hat sogar Angst vor uns.
Wie machst Du das denn hier mit deinem Stadtrat? Das sind doch auch nur Jungs. Und dein Stellvertreter ist auch einer.
Tjorven: Na ja, das sind eben Jungs. Die hören nur zu, wenn sie Lust haben. Ich sage dann mal, dass sie ruhig sein sollen. Dann gehe ich zu Verena (eine der Kinderstadt-Betreuerinnen in der Katt, Anm. d. Red.).
Also keine langen Diskussionen. Du gehst damit ziemlich abgeklärt um, und lässt dich nicht provozieren. Geübt?
Tjorven: Ich habe fünf jüngere Geschwister. Drei davon sind sogar hier bei der Kinderstadt dabei.
Was haben die gesagt, als Du zur Bürgermeisterin gewählt worden bist? Wollen die jetzt was extra?
Tjorven: Nee, die haben nichts gesagt. Nur Mama hat gesagt, dass sie das toll findet. Aber wahrscheinlich bin ich gewählt worden, weil ich ein Mädchen bin.
Du hast vom Beigeordneten Jürgen Graef neben Amtskette und Stadtschlüssel auch einen Dienstwagen bekommen. Schon damit unterwegs gewesen?
Tjorven: Ja, ich fahre damit viel durch die Gegend. Meine kleine Schwester schiebt mich. Die macht das aber freiwillig.
Zu deinen anderen Aufgaben gehören ja auch, Probleme in den Werkstätten entgegenzunehmen und für Lösungen zu sorgen, oder sogar Streit zu schlichten.
Tjorven: Der Tim (Bieler, Anm. d. Red.) war am Mittwoch schon in den Werkstätten unterwegs und hat mal herumgefragt, ob es etwas gibt. Ein paar Kleinigkeiten, die haben wir schon an die Katt weiter gegeben. Streit musste ich noch nicht schlichten.
Was gefällt dir denn an der Kinderstadt, dass Du sogar dreimal hintereinander mit dabei warst und diesmal sogar Bürgermeisterin der Kinderstadt werden wolltest?
Tjorven: Das ist ein bisschen wie im richtigen Leben hier. Es ist nicht nur spielen und toben, sondern man kann Geld verdienen und das dann für Ausflüge benutzen.