Klaus Nierhoff: „Wir bleiben unserer Linie treu“

Hilgens Fußballchef Klaus Nierhoff über Abstiegsschmerz, Spielerversagen und das Verhältnis zum BVB.

Burscheid. Klaus Nierhoff (63) war schon seit Anfang der 80er Jahre als Jugendleiter der TGH-Fußballer aktiv. Als sein Sohn Björn als Spieler zu Bayer Leverkusen wechselte, unterbrach Nierhoff seine Vereinsaktivitäten, kehrte Mitte der 90er aber zurück und übernahm die Leitung der Fußballabteilung. 2010 gab er das Amt aus gesundheitlichen Gründen ab und rückte als stellvertretender Vorsitzender in den Vereinsvorstand. Seit 2012 steht der Geschäftsführer einer Firma für Medizintechnik aber wieder an die Spitze der Hilgener Fußballabteilung.

Herr Nierhoff, 2005 hat die erste Mannschaft noch den Aufstieg in die Fußball-Landesliga gefeiert — mit Marcus Banken als Torjäger. 2013 erfolgt der Abstieg in die Kreisliga A — mit Marcus Banken als Trainer. Wie sehr schmerzt diese Entwicklung?

Klaus Nierhoff: Am Sonntag sehr. Es tut weh. Ich hatte noch am Morgen geglaubt, wir schaffen das, obwohl wir auf Hilfe angewiesen waren. Inzwischen sehen wir das aber realistisch.

Was ist Ihre Erklärung?

Nierhoff: Es ist sehr schwer zu erklären, warum ein sportlich guter Kader mit absoluter Bezirksligatauglichkeit im einstelligen Tabellenbereich in den entscheidenden Spielen versagt. Das war am Ende eine Kopfsache. Wegen der verzerrten Tabelle hat es auch immer geheißen, wir sind sieben Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Aber dass die anderen zum Teil noch drei Nachholspiele ausstehen hatten, die sie dann alle gewonnen haben, hat keiner gesehen. Wir haben im Nachhinein alles infrage gestellt: den Vorstand, den Trainer, das Umfeld. Aber die Mannschaft hat selbst gesagt, daran lag es nicht, sondern nur an den Spielern.

Marcus Banken genießt also weiterhin das Vertrauen des Vereins?

Nierhoff: 100-prozentig. Das gilt auch für seinen Assistenten Jan Vollmann sowie für Sebastian Dahlmann und Sven Riechmann in der zweiten Mannschaft.

Die erste Mannschaft ist nicht die einzige Baustelle. Die Reserve hat den Klassenerhalt nur mit Mühe geschafft, auch bei den Frauen steht die Landesligazugehörigkeit noch auf der Kippe. Ihre Saisonbilanz?

Nierhoff: Neben dem Versagen in den entscheidenden Spielen gab es natürlich auch andere Gründe. Wir hatten zum Beispiel fast immer Langzeitverletzte im zweistelligen Bereich. Das hat dann entsprechend bei der zweiten Mannschaft zum Aderlass geführt, sodass es dort vor allem ein quantitatives und kein qualitatives Problem gab. Bei den Frauen hoffe ich, dass sie am Sonntag noch aus eigener Kraft den Klassenerhalt schaffen. Sie haben ein wirkliches Nachwuchsproblem.

Sie sprechen sich im Frauenbereich inzwischen für eine Spielgemeinschaft aus.

Nierhoff: Ja, ich würde es ausdrücklich begrüßen, wenn wir bei Vereinen in der Umgebung, denen es ähnlich geht, Interesse für diese Idee wecken. Es laufen auch schon Gespräche in diese Richtung.

Ein Argument für den Kunstrasenplatz war immer, die TG Hilgen müsse mit den Vereinen in der Region mithalten können. Zieht diese Begründung nicht mehr?

Nierhoff: Doch, absolut. Denn wir haben immer gesagt, wir wollen nicht den sportlichen Erfolg in den Vordergrund stellen, sondern die Nachwuchsförderung. Und da gibt es mit der Ausnahme des Frauenbereichs einen signifikanten Erfolg bei den Jugendlichen, den wir eindeutig auf den Kunstrasenplatz zurückführen. Inzwischen spielen 260 Kinder und Jugendliche bei uns Fußball. Das sind über zwei Drittel der 350 Abteilungsmitglieder. Und auch die Eltern sind jetzt viel öfter auf dem Platz.

Als Sie 2009 von der Landesliga wieder in die Bezirksliga abgestiegen sind, schaffte der BVB im gleichen Jahr die Rückkehr aus der Kreisliga A. Jetzt rücken Sie dafür in die Kreisliga und Burscheid bleibt Bezirksligst. Ist das die Wachablösung?

Nierhoff: Zunächst einmal gratuliere ich dem BVB wirklich von Herzen, dass er drin bleibt. Wenn beide Mannschaften abgestiegen wären, wäre das schlimm gewesen für die Stadt. Aber von einer Wachablösung würde ich nicht reden. Sportlich befinden wir uns weiter auf Augenhöhe, das haben auch die Derbys gezeigt.

Das Ziel heißt direkter Wiederaufstieg?

Nierhoff: Eindeutig. Diesen Druck übernehmen wir und haben ihn auch schon an die Mannschaft weitergegeben.

Und das ohne massive Veränderungen bei den Spielern?

Nierhoff: Ja, wir bleiben unserer Linie treu, uns nicht mit fremden Spielern zu verstärken, um den sportlichen Erfolg zu erzwingen. Wir haben schon vor dem letzten Spieltag gesagt, falls wir absteigen, bleiben wir bis auf kleine Veränderungen auch alle zusammen. Dazu kommen noch einige Spieler aus der alten A-Jugend. Wir setzen also weiter auf den eigenen Nachwuchs.

Bleibt es auf absehbare Zeit bei den zwei Fußballvereinen in Burscheid?

Nierhoff: Da kann ich nur meine ganz persönliche Meinung vertreten und die ist seit Jahren unverändert. Wir haben inzwischen im Verhältnis zum BVB eine sehr angenehme Basis gefunden. Aber wenn man in dieser Stadt den sportlichen Erfolg in einer anderen Liga sucht, dann geht das nur mit einem gemeinsamen Verein. Und die Voraussetzungen wären optimal. Es gibt vieles, was dafür spricht, und nichts, was dagegen spricht — außer der Tradition. Aber an ihr etwas zu ändern, ist nun mal eine mehr als große Herausforderung.