Rheinisch Bergischer Kreis Kleiner Waffenschein weiter gefragt
890 Menschen im Kreis haben im vergangenen Jahr beantragt, eine Schreckschuss- oder Signalwaffe zu tragen. 45 waren es wieder im Januar, so viel wie im ganzen Jahr 2014.
Rhein.-Berg. Kreis. Weiterhin beantragen viele Menschen den so genannten Kleinen Waffenschein. Nachdem im vergangenen Jahr nach der Kölner Silvesternacht die Zahlen nach oben geschnellt sind, hält der Trend — wenn auch abgeschwächt — weiter an. So berichtet Kreisverwaltungsrat Gerd Stümper von einem weiterhin hohen Niveau der Anträge: Alleine im Januar dieses Jahres gab es mit 45 Anträgen fast genauso viele wie im ganzen Jahr 2014: Damals waren es in zwölf Monaten 47.
„Regelrecht explodiert sind die Zahlen nach der Silvesternacht“, erläutert Kreisverwaltungsrat Gerd Stümper, der bei der Waffenbehörde der Kreispolizei in Bergisch Gladbach die Anträge entgegennimmt. „Allerdings hatten wir auch schon vorher eine steigende Tendenz.“ So habe es im gesamten Jahr 2015 insgesamt 95 Anträge gegeben. Und dann folgte das Jahr nach der Kölner Nacht mit 890 Anträgen. „Eine Steigerung um etwa 900 Prozent. Das ist auch ein wahnsinniger Arbeitsaufwand“, so der 51-jährige Sachgebietsleiter für den Bereich Personal und Rechtsangelegenheiten bei der Kreispolizeibehörde. Entsprechende Wartezeiten gibt es nun: vier bis sechs Wochen dauert es, bis der Antrag beschieden ist. Doch das ist nicht im Kern das, was den Beamten stört. Beim persönlichen Vorsprechen würden Antragsteller zumeist argumentieren, dass sie sich mittlerweile häufig unsicher in der Öffentlichkeit fühlten. Mit einer Waffe hätten sie ein besseres Sicherheitsgefühl. „Wir weisen dann darauf hin, dass das Nutzen einer solchen Waffe mit Sicherheit zu einer Eskalation einer Gefährdungssituation führen wird“, sagt Gerd Stümper, der selbst keinen Kleinen Waffenschein besitzt und eher den Tipp gibt, „den Ort der Auseinandersetzung zu verlassen“.
Wie die Zahlen zeigen, sind es übrigens zumeist Männer, die einen Antrag stellen. Allerdings ist der Frauenanteil recht hoch. So waren es beispielsweise im Februar 2015 126 Männer die eine entsprechende Waffe in der Öffentlichkeit tragen wollten — und immerhin 42 Frauen.
Nicht lange im Besitz des Scheines war übrigens ein Mann, der seine Schreckschuss-, Gas- oder Signalwaffe (nur für diese kann der Schein beantragt werden) vor einem Kindergarten zückte — weil er aus Angst vor Hunden die Pistole drohend hervorholte, als ihm eine Mutter mit einem Vierbeiner entgegen gekommen war. Übrigens: Gekauft werden dürfen derartige Waffen auch ohne Schein, nur für das Tragen in der Öffentlichkeit legitimiert er. Allerdings nicht bei Veranstaltungen.