Gotteshaus Das Westwerk von St. Pantaleon erstrahlt im neuen Glanz

Köln · St. Pantaleon am Südrand der Innenstadt gehört zu den großen romanischen Kirchen Kölns. „Das denkmalgeschützte Gebäude von nationaler Bedeutung wird bis heute ununterbrochen für den Zweck genutzt, für den es vor mehr als 1000 Jahren errichtet wurde“, sagt Pfarrer Volker Hildebrandt nicht ohne Stolz.

Der Innenraum im Westwerk der romanischen Kirche wurde neu gestaltet.

Foto: step/Eppinger

Seit gut zwei Jahren wird das imposante Gotteshaus umfassend saniert.

Nun konnten die aufwendigen Arbeiten am Westwerk der Kirche abgeschlossen werden. Das im 10. Jahrhundert errichtete Bauwerk erstrahlt nun von außen und innen in einem neuen Glanz. Der dafür vorgesehene Kostenrahmen von 4,5 Millionen Euro konnte eingehalten werden. Davon hat das Land 600.000 Euro übernommen.

Die Steinflächen an der Fassade wurden gereinigt und neu verfugt

An der Fassade mit den beiden Kirchtürmen wurden alle Tuffsteinflächen sowie die Giebel, Gesimse und Blendsäulen aus rotem Sandstein neu verfugt. „Wir mussten dafür einen Fugenmörtel finden, der einen guten Feuchtigkeitsaustausch zulässt und der die unterschiedlich gefärbten Steine optisch verbindet“, erläutert der verantwortliche Architekt Max Ernst.

1000 Fassadensteine wurden bei den Arbeiten ausgetauscht, und mehr als 100 Gesimse und Fensterbänke erhielten neue, Wasser ableitende Bleischürzen. Die gesamte Fassade wurde gereinigt und wirkt jetzt deutlich heller und frischer in den Farben. Komplett neu eingedeckt wurden die Schieferdächer, auch die Bleidächer der beiden Türme sind erneuert worden. Inzwischen sind die 450 Tonnen schweren Gerüste an der Fassade wieder verschwunden.

Auch der Innenraum war in der Bauzeit komplett eingerüstet. Dort wurden von den Experten sämtliche Putzschichten und Farbanstriche abgenommen. So konnte erstmals die statische Struktur von Mauern und Bögen sichtbar gemacht werden. Den mehr als 1000 Jahre alten Baukörper hatte man im 18. Jahrhundert teilweise abgebrochen. Er wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts von preußischen Denkmalpflegern wieder aufgebaut.

„Seit der Wiederherstellung dieses Gebäudeteils ist das die erste gründliche Untersuchung der Bausubstanz“, berichtet Ulrike Heckner, Abteilungsleiterin Dokumentation beim Amt für Denkmalpflege im Rheinland. Entdeckt wurden dabei viele römische und karolingische Steinquader, die oft gleich mehrfach wiederverwertet worden sind. Die Steine stammen teilweise auch aus dem Vorgängerbau von St. Pantaleon, der 866 erstmals erwähnt wurde. Einige Quader verfügen zudem noch über erhaltene lateinische Inschriften.

Zu den besonderen Funden zählen einige unscheinbare Holzstücke, die im Gewölbe der Marienkapelle entdeckt worden sind. Sie stammen aus der Verschalung des Gewölbes, das die mittelalterlichen Handwerker angebracht hatten. Mittels dieser Funde konnte die Bauzeit nun sicher auf das 10. Jahrhundert datiert werden. Zuvor hatte es daran noch Zweifel gegeben.

Auch der Innenraum im
Westwerk wurde neu gestaltet

Mit der Sanierung wurde der Innenraum des Westwerks neu gestaltet. Während die Arkadenbögen durch den Farbauftrag retuschiert wurden, sind die Umrisse der Bogensteine nun wieder sichtbar geworden. Auch die Steinbögen über den Fensteröffnungen und den halbrunden Nischen wurden jetzt wieder freigelegt. Erneuert wurde außerdem die Beleuchtung des Westwerks, welche die kunstvoll gestaltete Decke neu in Szene setzt.

Jetzt stehen in St. Pantaleon die Bauabschnitte zwei und drei an, die bis zum Spätherbst 2024 dauern werden. Saniert werden in den kommenden anderthalb Jahren das Kirchenschiff mit seinen Seitenschiffen sowie der Hochaltar. Zu den großen Herausforderungen zählt dabei die Neueindeckung des riesigen Schieferdachs des Langschiffs, wofür bereits erste Gerüste aufgebaut werden.

„Der nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Dachstuhl ist zwar intakt, muss aber statisch ertüchtigt werden“, sagt Hildebrandt. Auch die durch das teilweise undichte Dach nass gewordenen Dämmstoffe müssen nun aufwendig entfernt und erneuert werden. Dazu kommt eine moderne Beleuchtung des Innenraums, die diesen neu in Szene setzen soll.

Spürbar verzögert hat sich der Beginn des zweiten Bauabschnitts nach Angabe der für die Sanierung Verantwortlichen durch das zeitaufwendige Antragsverfahren für eine Förderung durch den Bund in Höhe von 1,5 Millionen Euro. „Aufgrund der immensen Baukostensteigerungen in dieser Zeit stiegen die Gesamtkosten auf jetzt 14 Millionen Euro. Zwölf Millionen Euro, und damit der mit Abstand größte Teil der Baukosten, wird von Christen aus dem Erzbistum Köln übernommen“, betont der Pfarrer.

Wie schon bei den Arbeiten im Westwerk wird die Gemeinde von St. Pantaleon ihre angestammte Kirche auch jetzt weiter nutzen können. Dazu wird die Staubschutzwand wieder neu im Gotteshaus eingezogen. Für Gottesdienste steht dann für die kommenden zwei Jahre das Westwerk zur Verfügung. „Das Konzept hat sich bewährt“, sagt Hildebrandt.

Aufwertung für das Grabmal
der Kaiserin Theophanu

Besonders gefördert wurde der Bau des Westwerks von Kaiserin Theophanu, die wohl auch selbst zu Lebzeiten vor Ort war. Ihre sterblichen Überreste befinden sich seit mehr als 1000 Jahren in St. Pantaleon. Dort lag sie lange im Westwerk begraben. Danach befand sich ihr Grab an verschiedenen Stellen im Kirchenraum. Der vom Bildhauer Sepp Hürten 1965 kunstvoll gefertigte Sarkophag befindet sich nun wieder in der nördlichen Westwerkskapelle.

„Dort wirkt er aber seit zwei Jahrzehnten wie abgestellt. Diesem unwürdigen Zustand soll nun eine künstlerische Neugestaltung abhelfen“, erläutert Hildebrandt. Geplant sei ein Bodenmosaik rund um den Sarkophag mit Motiven aus dem Leben und dem Umfeld der 991 in St. Pantaleon beigesetzten Kaiserin Theophanu. „Wir wollen so die Bedeutung von St. Pantaleon als Grabeskirche der einzigen deutschen Kaiserin stärker ins Bewusstsein rücken. Die für die Neugestaltung notwendigen Mittel müssen aber erst noch aufgebracht werden.“