Denkmal des Monats Arrenberg: Ein würdiger Lebensabend im Kaiserin-Augusta-Stift

Arrenberg · Denkmal des Monats: „Kaiserin-Augusta-Stift“ in der Gutenbergstraße 57 am Arrenberg.

 Das viergeschossige Gebäude in der Gutenbergstraße 57 ist mit rötlichen und dunklen Backsteinen verklinkert. Mehr als 80 Jahre lang fungierte es als Altersheim.

Das viergeschossige Gebäude in der Gutenbergstraße 57 ist mit rötlichen und dunklen Backsteinen verklinkert. Mehr als 80 Jahre lang fungierte es als Altersheim.

Foto: Fischer, Andreas H503840

1895 wurde das Wohnheim für ältere Frauen, das sogenannte „Kaiserin-Augusta-Stift“ eingeweiht. Das Gebäude befindet sich in der Gutenbergstraße 57 am Arrenberg und wurde 1991 als Denkmal-Nummer 1888 in die Liste der Stadt Wuppertal eingetragen.

Das viergeschossige Gebäude ist mit rötlichen und dunklen Backsteinen verklinkert. Besonders dominant erscheint der sowohl zur Gutenbergstraße als auch auf der Rückseite vorhandene Mittelrisalit. Risalit bezeichnet einen horizontal hervorspringenden Gebäudeteil.

Das Portal ist dreiteilig und wird jeweils von drei, zweibahnigen Segmentbogenfenstern mit Oberlicht flankiert. Die dunklen Steine werden sowohl als Abschlüsse sowie auch als strukturierendes Doppelband in der Mitte und am Ende der Fenster eingesetzt. Zum nächsten Geschoss gibt es ein umlaufendes Sandsteingesims mit Zahnschnitt. Das zweite und dritte Geschoss wirken optisch größer, da diese durch Pilaster in Kolossalordnung, das heißt, einer geschossübergreifenden Ordnung strukturiert werden. Die Pilaster befinden sich nicht nur an den Seiten des Gebäudes, sondern auch zwischen jeder Fensterachse, dadurch wird diese noch stärker betont.

Oberhalb des dritten Geschosses schließt sich erneut ein Gesims mit Spitzbögenelementen an. Das vierte Geschoss wird von einem Mansarddach gebildet und besitzt zur Front hin sieben Dachgauben mit Rundbogenabschlüssen. Die strukturierenden Elemente (Verklinkerung, Gesimse und ähnliches) laufen auch über die östliche Seite, die einen schmalen Mittelrisalit mit einer Tür und drei übereinander angeordneten Fenster hat, zur Südseite hin – der Rückseite des Gebäudes.

Die Rückseite hat ebenfalls einen ausgeprägten Mittelrisalit, jedoch wurde die Fassade anders gestaltet als Nord- und Ostseite. Die Fassade besitzt fünf (drei im Risalit) statt neun Fenster, dafür sind diese Doppelfenster. Auch auf die Pilaster wurde verzichtet. Die fünf Fenster im Dachgeschoss sind ebenfalls Doppelfenster jedoch mit Spitzgiebelabschluss.

Eine weitere interessante Baugeschichte ist an der Westfassade zu entdecken. Der Anbau hatte ursprünglich eine Zwiebelhaube und wirkte so wie ein angebauter Turm. Dieses Dach war schon 1910 nicht mehr vorhanden, heute befindet sich im Flachdach der Motorraum für den Aufzug. Im Dach gibt es ein rundes Okolus-Fenster. Das Grundstück wurde durch eine Ziegelmauer und die Fassade durch einen schmiedeeisernen Zaun umgeben, diese sind heute jedoch nicht mehr vorhanden.

Der Bauherr war die „Wohlfahrtsstiftung der Stadt Elberfeld“. Begonnen wurde mit dem Bau 1892, nach dem zuvor 1891 erlassenen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung. Unterkunft erhielt, wer älter und alleinstehend sowie frei von ansteckenden Krankheiten war und kaum Geld besaß. So zogen 30 Frauen aus Arbeiterkreisen ein und erhielten kostenlos Unterkunft, Verpflegung und medizinische Versorgung. Für Kleidung, Strom und Heizung hatten die Bewohnerinnen selbst zu sorgen.

Zu dieser Zeit wurden einige, zunächst private Stifte im Stadtgebiet errichtet: 1877 das „Neviandtstift“, 1894 das „Erbschloestift“ und 1893 das erste Altenheim für Männer. Bis 1975 also über 80 Jahre fungierte es als Altersheim, von 1981 bis 1990 wurde es vom Sozialamt genutzt, 1990 wurde das Ordnungsamt Eigentümer und nutze es als Unterkunft für Geflüchtete und Asylsuchende. Seit 1999 beherbergt es eine Kindertagesstätte. Das Gebäude gibt durch seine Bauweise, die Lokalisierung im Stadtgebiet und seine Nutzung Zeugnis über die Sozialgeschichte der Stadt Elberfeld im ausgehenden 19. Jahrhundert ab.