Ausstellung Ein Schatz kehrt heim nach Köln

Köln. · Mit dem Amsterdamer Machsor ist eine kostbare mittelalterliche Handschrift bis zum 12. Januar im Wallraf-Museum zu sehen.

Der Amsterdamer Machsor ist eine kostbare Handschrift aus dem 13. Jahrhundert - sie wurde als jüdisches Gebetsbuch genutzt.

Foto: step/Eppinger

Der Amsterdamer Machsor, ein liturgisches Buch mit Gebeten und Gedichten für die jüdischen Feiertage aus dem frühen 13. Jahrhundert, ist die früheste illuminierte Handschrift des Mittelalters, die durch ihre liturgischen und kunsthistorischen Details eindeutig Köln zugeordnet werden kann. Der um 1250 entstandene Machsor ist ein aufwendig angefertigtes Einzelstück mit Illustrationen, Schmuckbuchstaben und Fabelwesen in leuchtenden Farben, die teilweise mit Gold illuminiert werden. Er ist ein zentrales Dokument der jüdischen Kultur und stellt durch seine Herkunft einen direkten Bezug zum neuen Museum Miqua her, weil die Synagoge, in der Gebetsbuch im Mittelalter genutzt worden war, in unmittelbarer Nähe liegt.

Doch schon bevor das neue Haus fertiggestellt und eröffnet worden ist, hat der Machsor seinen Weg von Amsterdam nach Köln gefunden. Bis zum 12. Januar wird die kostbare Handschrift in einer kleinen Sonderausstellung in der zweiten Etage des Wallraf-Museums gezeigt. Von dort haben die Besucher den direkten Blick auf die Baustelle des Miqua.

Das Gebetbuch hatte Köln spätestens 1424 verlassen, als Juden in der Stadt nicht mehr leben konnten. Erst ab 1669 ist die Handschrift wieder nachweisbar. Sie befand sich in Amsterdam, wo sie von dortigen jüdischen Gemeinde entsprechend der lokalen Begebenheiten angepasst und weiter genutzt worden ist. Vorgetragen aus dem Buch hat der Kantor in der Synagoge an den jüdischen Feiertagen.

Das schwere Buch muss von zwei Menschen getragen werden

Auch der heutige Einband des Buches, das so schwer ist, dass es eigentlich nur von zwei Menschen getragen werden kann, wurde in Amsterdam angefertigt. Im 20. Jahrhundert wird die Handschrift von der Gemeinde nicht mehr verwendet. Nachdem diese den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat, wird es 1955 als Leihgabe der Gemeinde im Joods Historisch Museum Amsterdam, das 1955 wiedereröffnet wurde, gezeigt.

Später entschließt sich die Gemeinde wegen des hohen Wertes des niederländischen Kulturerbes, das Gebetsbuch zu verkaufen. Der Ankauf des Schatzes wird allerdings erst möglich, nachdem sich das niederländische und das künftige Kölner Museum 2017 bei der Finanzierung zusammentun. In Köln war der wertvolle Schatz das letzte Mal bei der Ausstellung Monumenta Judaica in den Jahren 1963/64 zu sehen.

Der Amsterdamer Machsor bietet den Besuchern im Wallraf jetzt Einblicke in das ihnen noch unbekannte mittelalterliche Leben in Deutschland und insbesondere in die jüdische Kultur in Köln. Im Miqua soll es später eines der ganz zentralen Exponate werden. Etwa zwei bis drei Monate brauchten Menschen, die damals die kostbare Handschrift hergestellt haben. Sie kamen beim Machsor in Köln wohl aus Nordfrankreich und reisten zu den jeweiligen Gemeinden, um die Gebetsbücher nach dem individuellen Bedarf anzufertigen. Dass dieses einzigartige Kunstwerk künftig im Miqua unmittelbar an seinem Herkunftsort präsentiert wird, ist in Deutschland einmalig.

In der neuen Sonderausstellung können die Besucher nicht nur die Handschrift und ihren künftigen Ausstellungsort sehen. Die Schau informiert auch über den Hintergrund zum Gebetsbuch. Dazu zählen Schautafeln mit Details aus dem Buch zum Beispiel zu dessen Stiftern, denn die Herstellung war ein sehr teures Unterfangen, das viele Spezialisten gebraucht hat. Weitere Informationen gibt es zu den Kunsthandwerkern, zur Herkunft, zur Datierung, zur Liturgie, zum Gebrauch, zum Material, zur Konstruktion, zur Schrift, zu den Miniaturen, zum Gold und zum Bildersturm.