Lesen Ein ungleiches Duo ermittelt
Köln. · Mit „Köln 300°C“ hat Marco Hasenkopf eine spannende Story mit hoher gesellschaftlicher Brisanz an den Start gebracht.
Zwischen dem Ermittlerduo Markus Kaiser und Judith Mertin läuft es bei der gemeinsamen Arbeit bei der Kölner Mordkommission nicht wirklich rund. Aus der Provinz war die junge Kriminalkommissarin nach Köln gekommen, um endlich ihre berufliche Erfüllung zu finden. Doch ihr Kollege stellt sich schnell als unberechenbar und cholerisch heraus. Alles weiß er besser und nichts kann man dem erfahrenen Kripomann recht macht. Entweder schweigt er oder er beleidigt alles und jeden, der ihm zu Nahe kommt.
Für Judith ist auch privat eher Flaute angesagt – noch ist sie ziemlich alleine in der Großstadt und die große Liebe hat sich noch nicht angekündigt. Bei Kaiser liegt das Familienleben ebenfalls brach, beruflich komplett ausgepowert, schafft er es kaum, soziale Kontakte aufzubauen oder zu halten. Darunter leiden seine Frau und die Kinder massiv. Statt gemeinsam seinen Geburtstag zu feiern, zieht er sich zum Beispiel lieber zum Rauchen in seinen Keller zurück – die Ehe steht vor dem Aus, wenn er jetzt nicht seine Burn-out-Erkrankung behandeln lässt.
Brandanschläge
halten Köln in Atem
Die Dissonanzen zwischen den beiden Ermittlern kommen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, denn in Köln hält eine Serie von Brandanschlägen die Menschen in Atem. Gerade wird das Duo am Kalkberg zu einer komplett ausgebrannten Luxuslimousine gerufen. Darin sitzt noch der tote Fahrer und Judith entdeckt zielsicher einen verdächtigen Gegenstand. Doch plötzlich eskaliert die Situation Kaiser geht zum tätlichen Angriff über und wird von der Kampfsportlerin an seiner Seite schmerzhaft zu Boden geschickt. Doch die gerät kurz später ins Visier von Nazis, die sie schwer beleidigen, angreifen und verletzen.
Gegen den Kollegen
wird intern ermittelt
Ihr Fund im Auto bringt die neue Soko Phönix jedoch den entscheidenden Schritt weiter – der Tote war Ingenieur bei einem High-Tech-Unternehmen und das Gerät ist ein neues hoch spezialisiertes und abhörsicheres Satellitentelefon, wie es Geheimdienste und das Militär einsetzen. Doch warum der Mann sterben musste, bleibt zunächst rätselhaft. Dafür brennen die nächsten Autos und es wiederum Judith, die die mutmaßlichen, jungen Täter erwischt und festnimmt. Hilfe bekommt sie dabei, trotz der gefährlichen Situation nicht – und das, obwohl Kaiser zum Zeitpunkt ebenfalls in geheimer Mission im Haus war. Derweil erfährt Judith, dass Kollegen im Köln Präsidium gegen ihn wegen krummer Geschäfte ermitteln. Ist der Mann an ihrer Seite etwa korrupt? Dazu kommen noch Liebesgerüchte zu ihr und ihrem Kollegen.
Ein klein wenig nötigt aber der Scharfsinn und der Mut der Kollegin Kaiser dazu, ihr Anerkennung zu zollen und sie zumindest zeitweise auf Augenhöhe zu behandeln. Derweil hat die Kommissarin im Internet ihre zumindest vorläufige Liebe gefunden und beginnt sich, in Köln zu akklimatisieren. Lange Zeit dieses Glück zu genießen, hat die junge Frau mit kongolesischen Wurzeln aber nicht, denn nun brennt ein Zimmer in einer Flüchtlingsunterkunft. Das Feuer tötet einen Jungen aus dem Kongo und bringt Judith sehr nahe an ihre eigene Fluchtgeschichte aus dem afrikanischen Land.
Die Vermutungen, wer hinter dem feigen Anschlag stecken könnte, gehen weit auseinander. Während die Jungen behaupten, es seien die Islamisten von nebenan gewesen, wird von manchen Unterstützern der Flüchtlingshilfe auch eine Attacke von rechts nicht ausgeschlossen. Doch als Judith und der Kriminaltechniker Lars einen merkwürdigen Stoff unter dem ausgebrannten Bett des Jungen finden, kommen ganz andere Dimensionen ins Spiel.
Ein seltenes Metall
ist sehr begehrt
Denn das seltene Metall Tantal, das aus dem Erz Coltan gewonnen wird, ist in pulverisierte Form hochexplosiv und ein wichtiger Rohstoff für die Telekommunikations- und Medizintechnik. Auf dem Weltmarkt ist der Stoff Milliarden wert und Industriekonzerne gehen für ihn über Leichen. Und die Spur des blutigen Guts führt ausgerechnet von der Kölner City in Judiths Heimatland Kongo. Und am Rhein droht jetzt auch noch Terrorgefahr.
Der neue Köln-Krimi von Marco Hasenkopf ist ein höchst spannender Lesestoff, der über eine genauso hohe gesellschaftliche Brisanz wie über eine erschreckende Nähe zur aktuellen Realität verfügt. Es geht um Fremdenhass und die unendliche wirtschaftliche Gier nach seltenen Rohstoffen, die weltweit dafür sorgt, dass Blut vergossen wird.
Marco Hasenkopf: Köln 300°C, Emons Verlag, 368 Seiten, 14 Euro.