Serie Eine Römerstadt und eine Zollfeste
Köln · Die Städte Köln und Neuss haben so manche Gemeinsamkeit. Beide gehen zurück auf die Römerzeit und eine wichtige Persönlichkeit wird sowohl in Köln als auch in Neuss verehrt: Josef Kardinal Frings.
Der beliebte Geistliche wurde in Neuss geboren und war von 1942 bis 1969 Kölner Erzbischof.
Besonders populär war Frings, weil er bei seiner Silvesterpredigt 1946 den Kohlenklau in Notzeiten „straffrei“ stellte. Die Kölner erfanden darauf das Verb „fringsen“ für den Diebstahl von Lebensnotwendigem. In den 1960er Jahren prägte Frings maßgeblich den Verlauf des Zweiten Vatikanischen Konzils, der großen Kirchenreform. Denkmäler erinnern an den Neusser Ehrenbürger sowohl in den Kölner Altstadt als auch direkt vor dem Hauptportal des Quirinusmünsters in Neuss. Letzteres wurde vom Bildhauer Elmar Hillebrand gestaltet.
Vom römischen Heerlager
zur mittelalterlichen Stadt
Neuss gilt mit Köln als eine der ältesten deutschen Städte. Bereits um 16 v. Chr. errichteten römische Soldaten an der Mündung der Erft in den Rhein eine erste Befestigung aus Holz und Erde. Der Platz, an dem sich bereits eine kelto-germanische Siedlung befunden hatte, wurde strategisch gewählt. So lag dieser am Ende einer römischen Fernstraße, die von Lyon über Trier und Zülpich bis an den Rhein führte.
Später folgten mehrere saisonale Heerlager der Römer. Mitte des ersten Jahrhunderts wurde das erste steinerne Legionslager gebaut, das dauerhaft mit fast 6500 Soldaten besetzt war. Später kam auch eine zivile Siedlung hinzu, aus der über die Jahrhunderte die heutige Stadt Neuss entstanden ist. Aus dem Jahr 1138 stammt ein urkundlicher Beleg über eine Zollstätte des Kölner Erzbischofs. Ab 1190 wurde Neuss offiziell als Stadt bezeichnet.
1200 wurde eine große Stadtmauer errichtet, von der heute noch das Obertor, der Windmühlenturm und der Blutturm erhalten geblieben sind. Direkt neben dem Obertor befindet sich das Clemens-Sels-Museum, das den Schwerpunkt auf Kunst gelegt hat. Auf dem Rückweg vom alten Stadttor in Richtung Innenstadt werden einige markante Gebäude wie die Thurn und Taxi’sche Posthalterei mit dem Stadtarchiv und das Haus Rottels mit dem rheinischen Schützenmuseum passiert.
Gemütlich geht es auf dem zentralen Platz der Stadt gegenüber des Rathauses zu. Auf dem Markt findet einmal im Jahr der große Umzug des Neusser Bürger-Schützenfestes (26. bis 29. August) statt. Vom Markt führt nun der Weg am Zeughaus mit dem Löwendenkmal vorbei zum berühmten Quirinusmünster. Die spätromanische Kirche wurde im Jahr 1240 vollendet.
Auf der Barockkuppel blickt der Heilige Quirinus über seine Stadt. In der Kirche befindet sich der Quirinusschrein. Weitere Sehenswürdigkeiten sind hier das Jakobus-Denkmal des Künstlers Bert Gerresheim, der Qurinusbrunnen und das Vogthaus, das im Mittelalter der Sitz des Repräsentanten des Kölner Erzbischofs war.
Auf der Rückfahrt nach Köln lohnt sich ein Halt in Dormagen, wo es mit dem Bus zur Zollfeste Zons geht. Diese wurde 1373 vom Kölner Erzbischof gegründet, der im Jahr davor den Rheinzoll von Neuss nach Zons verlegte. Zons ist bis heute von einer mächtigen Stadtmauer umgeben. Im Inneren lässt sich das Mittelalter anschaulich erleben. Zu den wichtigsten Gebäuden zählt das Rheintor mit dem Zollhaus und dem Zollturm. Ab 1855 dienten die Gebäude mit der Kapelle Maria in den Engeln für mehr als 100 Jahre als Kloster.
Der Weg führt nun über die Rheinstraße, eine mittelalterliche Prachtstraße. Das älteste Haus stammt von 1620. Zu sehen sind auch zwei alte Wachtürme, die im Volksmund als “Pfefferbüchsen” bezeichnet werden. Das Herz der Altstadt ist der Schloßplatz, wo Rhein- und Schloßstraße aufeinandertreffen. Im September findet dort der Matthäusmarkt statt.
Unweit des Platzes ist die Burg Friedestrom einen Besuch wert. Sie wurde vom Kölner Erzbischof errichtet und diente der Sicherung des Rheinzolls. Das Burgareal umfasst ein Sechstel der Altstadtfläche. Heute befindet sich dort das Kreiskulturzentrum und das Internationale Mundartarchiv “Ludwig Soumagne”.
Zu den markanten Gebäuden der Zollfeste zählen der Juddeturm und die Windmühle. Bis zum Bau der Pfarrkirche im Jahr 1878 war der Turm mit seinen 36 Metern das höchste Gebäude in Zons. In seinem Inneren befindet sich ein elf Meter in die Erde gehendes Verlies. Um den Turm ranken sich viele dunkle Legenden. Die Zonser Mühle wurde 1390 als Turmwindmühle errichtet und bis 1907 genutzt. Einen Blick wert sind zudem der Schweinebrunnen, der an die Zonser Schweinefehde von 1575 bis 1577 erinnert und der Krötschenturm mit dem Falknereimuseum.