Fahrt frei in den Kölner Süden
In den kommenden Jahren soll das Stadtbahnnetz für 84 Millionen Euro bis zum Bonner Verteiler wachsen.
Köln. Das Kölner Stadtbahnnetz wird im Rahmen dritten Baustufe der Nord-Süd-Bahn weiter ausgebaut — ab dem Dezember 2019 sollen die Bahnen von der Haltestelle Marktstraße bis zum Bonner Verteiler fahren und damit die Anwohner aus dem Süden besser an das Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs anbinden. So könnte sich die Fahrtzeit laut der KVB von der Arnoldshöhe bis zum Hauptbahnhof von bislang 30 Bus-Minuten auf 13 Bahn-Mituten verringern. „Da gibt es erhebliche Potenziale. Die Nord-Süd-Bahn ist ein Quantensprung für Köln“, sagt KVB-Chef Jürgen Fenske.
2,1 Kilometer lang ist die Strecke zwischen dem Verteiler und der Haltestelle Marktstraße. Vier neue Haltestellen werden dort gebaut. „Die Bonner Straße steht in diesem Bereich auf der gesamten Länge vor einem tiefgreifenden Eingriff“, erklärt Verkehrsdezernent Franz-Josef Höing. Aus der vierspurigen Hauptverkehrsachse werde eine Straße mit Rasengleis und mit Allee-Charakter. Diese Allee wird zwischen dem Gürtel und der Schönhauser Straße allerdings nur noch zwei Fahrstreifen haben, im restlichen Bereich bleiben die vier Fahrspuren erhalten. Für KVB-Chef Fenske ist das ambitionierte Projekt die optimale Lösung und „ein Maßanzug für die Bonner Straße.“
Wenn die umfangreichen Bauarbeiten nach den Sommerferien beginnen, muss mit Verkehrsbehinderungen gerechnet werden. Das gilt insbesondere ab Mitte 2017 wenn die eigentlichen Straßenbauarbeiten starten. Dann könnte sich die Bonner Straße auf einem Teilstück zur Einbahnstraße wandeln. Während der Arbeiten dürften die Rheinuferstraße und die Brühler Straße deutlich mehr belastet werden.
Kritik an den Plänen gibt es von den Anwohnern rund um die Bonner Straße, die mit Klagen vor dem Oberverwaltungsgericht Münster das Projekt stoppen wollen. So wird den Planern vorgeworfen, dass die neue Bahnstrecke mit ihren 90 Zentimeter hohen Hochbahnsteigen das Viertel durchschneiden werden. Auch die Tatsache, dass für das Projekt 230 Bäume ab dem kommenden Oktober gefällt werden müssen, stößt auf Widerstand. Geplant ist, entlang der Trasse wieder 200 Ahornbäume neu zu pflanzen. Dazu kommen 150 neue Bäume am Verteilerkreis — im Bereich der früheren Aral-Tankstelle.
Wegfallen würden zudem 300 von 600 Parkplätzen entlang der Bonner Straße. Kostenfreies Parken wird hier künftig nicht mehr möglich sein. Am Verteiler sollen neue 600 Park & Ride-Plätze auf der heutigen Tennisanlage für die Pendler entstehen.
Das umfangreiche Projekt, das bis Ende 2019 abgeschlossen sein soll, kostet insgesamt 84 Millionen Euro. 90 Prozent davon sind Zuschüsse von Land und Bund. Gesichert ist die Bezuschussung laut Stadt und KVB nur bis Ende 2019, würden die Arbeiten länger dauern, drohe die Gefahr, dass die Kosten in voller Höhe von der Stadt getragen werden müssten. Deshalb will man die Bauarbeiten für die Verlängerung der Nord-Süd-Bahn auch möglichst schnell vorantreiben, nachdem man beim Planfeststellungsverfahren schon ein Jahr verloren hat.
Für das gesamte Projekt der Nord-Süd-Bahn muss der Steuerzahler 1,1 Milliarden Euro aufbringen. Für Zuschüsse der Landesregierung wurde bereits die vierte Baustufe angemeldet. Sie soll die Kölner Stadtteile Ronsdorf und Meschenich an das Schienennetz der KVB anschließen.