Interview „Fingerzeig statt Zeigefinger“

Köln. · Heute veröffentlichen Subway to Sally ihr neues Album „Hey“. Am 29. März gibt es die neuen Songs live in der Kölner Essigfabrik zu hören.

Subway to Sally kommen Ende März in die Kölner Essigfabrik an der Siegburger Straße.

Foto: Alexander Schlesier

Seit 27 Jahren gibt es die Potsdamer Band Subway to Sally. In ihrer Musik vereint sie Genres wie Mittelalter-Rock, Folk, Rock und Metal. In den fast drei Jahrzehnten ging die musikalische Reise immer wieder zu neuen Ufern. Das neue Album „Hey“ zelebriert den Spagat zwischen Poesie und Polemik. Die Songs gehen hart mit der Welt, die aus den Fugen geraten ist, ins Gericht. Live zu hören gibt es die neuen Stücke am 29. März in der Kölner Essigfabrik an der Siegburger Straße. Was die Fans erwarten können, darüber spricht Frontmann Eric Fish im Interview.

Was steckt hinter dem kurzen Titel „Hey“?

Eric Fish: Wir wollen mit unseren Songs die Fans immer wieder überraschen. Das haben wir jetzt auch bei diesem Albumtitel wieder versucht. Es gab in unserer Bandgeschichte weit tragendere und schwergewichtigere Titel wie zum Beispiel „Engelskrieger“. Jetzt gibt es den kurzen Ausruf „Hey“ wie bei „Hey, wir sind noch da“ oder „Hey, hör zu“. Wir konnten uns sehr schnell darauf einigen und zum Glück gibt es auch niemand, der uns bei solchen Entscheidungen von außen reinreden kann. Wir haben unsere eigene Plattenfirma.

Wie entstehen neue Songs bei Subway to Sally?

Fish: Mit Ingo Hampf haben wir so etwas wie einen Mastermind und einen Leitwolf in der Band. Er verfügt über ein unglaubliches Wissen und ist trotzdem immer noch sehr wissbegierig. Ingo liefert den Großteil der Ideen, die wir dann besprechen und umsetzen. Manchmal steht bei so manchem von uns ein Fragezeichen auf der Stirn, wenn er die neuen Ideen hört, dann wird diskutiert und irgendwann gibt es dann einen Konsens. Das machen wir bei jedem einzelnen Song so. Beim aktuellen Album gab es Einflüsse zum Beispiel vom Glam Rock der 70er und von RnB – alles wird am Ende in die DNA von Subway to Sally verpackt und so entsteht immer wieder etwas Spannendes, mit dem wir unsere Fans überraschen können. Insgesamt ging jetzt alles sehr flüssig, wir haben weniger Zeit gebraucht bzw. uns auch weniger Zeit für das neue Album gegeben.

Was hat sich seit der Gründung Anfang der 90er Jahre bei der Band geändert?

Fish: Erstaunlich wenig, wir hatte nur sehr wenige Umbesetzungen, einmal an der Geige, dreimal am Schlagzeug und das war es. Wir sind im Laufe der Jahre zu einer echten Familie geworden. Inzwischen haben wir unser eigenes Label und die Aufgaben wurden innerhalb der Band verteilt. Das passiert mit einer großen Ernsthaftigkeit und ist daher auch ein großer Erfolg. Wir können seit gut zweieinhalb Jahrzehnten von unserer Musik leben.

Wie wichtig ist es, dass immer wieder Neues in Ihre Musik einfließt?

Fish: Es ist normal für uns und die Fans, dass ein neues Album auch wirklich eine Überraschung mit sich bringt. Wir sind nicht AC/DC, die im Prinzip immer wieder das gleiche Album neu auflegen. Da haben wir als Band unseren ganz eigenen Anspruch an die Songs. Die Einflüsse wechseln immer wieder, die deutsche Sprache in den Songs bleibt aber. Da entstehen reizvolle Kombinationen mit verschiedenen Genres. Das Ziel ist immer, sich selbst noch einmal übertreffen zu wollen. Routine ist der Feind der Kreativität, die hat bei uns keine Chance. Sich selbst noch überraschen zu können ist das Schönste.

Wie wichtig ist es, in schwierigen Zeiten als Musiker Haltung zu zeigen?

Fish: Unsere Songs sind eine kleine Nabelschau für den Istzustand unserer Gesellschaft, in der zu viele zu sorglos vor sich hinleben. Wer als Musiker hier auf Deutsch singt, hat die verdammte Verantwortung Haltung zu zeigen und eine Botschaft zu senden. Es hilft nicht, die Probleme einfach wegzuschieben. Den Leuten geht es offenbar noch zu gut. Das sagen wir auf dem aktuellen Album ganz deutlich und auch mal provokativ. Provokation, Ironie und Sarkasmus sind Stilmittel, die zum Nachdenken anregen. Und wie die Reaktionen auf die ersten Videos zeigen, funktioniert das auch. Für mich ist der Wunsch, etwas zu verändern, für jeden Künstler eine Pflicht. Aber es geht immer um Anregungen, nicht um Predigen von der Kanzel. Und wenn wir es schaffen den Menschen so einen kleinen Schubser zu geben, der etwas verändern kann, haben wir schon sehr viel erreicht.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Fish: Das ist für Subway to Sally immer eine wichtige Stadt gewesen. Wir haben hier insbesondere in den 90ern so oft gespielt. Beim Ringfest gab es einmal ein legendäres Konzert, das bei mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Das Fest war ideal für junge Bands und hat auch uns sehr geholfen. Wir haben hier auch kleinen Klubs gespielt, wo das Wasser von der Decke lief. Auch die eine oder andere Kneipe durften wir in Köln kennenlernen. Jetzt freuen wir uns auf das Konzert in der Essigfabrik.