NRW Giftlabor-Hochhaus in Köln: Polizei durchsucht weitere Wohnungen

Köln. Im Fall des möglicherliche für einen Terroranschlag hergestellten Super-Giftes Rizin leuchten die Ermittler das Umfeld des festgenommenen Tunesiers aus. In dem Kölner Hochhaus, in dem der 29-jährige wohnt, durchsuchten am Freitag Polizisten unter anderem mehrere leerstehende Wohnungen.

Polizisten gehen erneut zu dem Wohnkomplex, in dem das Bio-Gift gefunden worden ist.

Foto: Oliver Berg

„Wir erhoffen uns insgesamt Hinweise für den Tatverdacht. Und natürlich schauen wir auch, ob es noch weitere Stoffe gibt, die irgendwo gelagert sind“, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Es gehe dabei um die beiden Wohnungen des Beschuldigten, aber auch um sechs weitere Wohnungen in dem Gebäude, die leer stehen. Es bestehe der Verdacht, dass der verhaftete Tunesier auch zu diesen möglicherweise Zutritt gehabt habe.

Der 29-Jährige soll bereits seit mehreren Wochen biologische Waffen in seiner Wohnung im Kölner Stadtteil Chorweiler hergestellt haben und bei der Produktion seines tödlichen Gifts weit fortgeschritten sein. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen plante er „sehr wahrscheinlich“ einen Gift-Terroranschlag. Die Auswertungen seien zwar noch nicht abgeschlossen, „allerdings ist es in der Gesamtschau der bislang vorliegenden Hinweise sehr wahrscheinlich, dass hier ein terroristischer Anschlag vereitelt werden konnte“, sagte Maaßen der „Rheinischen Post“.

An dem Einsatz in dem Hochhaus am Freitag waren neben Polizei und Bundeskriminalamt auch Spezialisten des Robert Koch-Instituts beteiligt. Die Feuerwehr rückte ebenfalls mit einem größeren Aufgebot an. Einige Einsatzkräfte trugen Schutzkleidung, einige hielten sich vorsorglich in Dekontaminationsanzügen bereit. Das Hochhaus wurde aber nicht evakuiert, berichtete eine dpa-Reporterin. Bewohner konnten rein und raus, sofern sie ihren Ausweis zeigten. Die Beamten stellten sich auf einen längeren Einsatz sein.

Die Aktion stand im Zusammenhang mit dem Fund einer größeren Menge des tödlichen Giftes Rizin im Haus. Nach dpa-Informationen ging es darum, auszuschließen, dass in dem Gebäude noch Restbestände von Rizin oder rizinhaltigen Substanzen lagern könnten. Der Südwestrundfunk (SWR) berichtete, dass die Wohnungsschlüssel des verhafteten Tunesiers auch für die sechs leerstehenden Wohnungen in dem Komplex passten, die nun untersucht wurden. Der Mann soll nach dpa-Informationen eine Art Generalschlüssel zu mehreren Wohnungen besessen haben.

Rizin gilt als hochgefährlich. Das Material zur Herstellung hatte sich der Mann nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft im Internet besorgt und seit Anfang Juni zusammengemischt. Unter anderem soll er bei einem Online-Versandhändler 1000 Rizinus-Samen und eine elektrische Kaffeemühle gekauft haben. Es bestehe ein dringender Tatverdacht, hatte die Justizbehörde am Donnerstag in Karlsruhe mitgeteilt. Der Bundesgerichtshof hatte bereits am Mittwochabend Haftbefehl gegen den 29-Jährigen erlassen. dpa