Keine weiteren Funde Rizin-Fund: „Sehr wahrscheinlich“ Terroranschlag vereitelt

Köln (dpa) - Drei Tage nach Sicherstellung des Bio-Giftes Rizin in einer Kölner Hochhauswohnung haben Ermittler bei einer neuen Durchsuchung offenbar keine weiteren brisanten Funde gemacht.

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Polizei, Feuerwehr, Bundeskriminalamt und Experten des Robert-Koch-Instituts untersuchten am Freitag zwei Wohnungen des verdächtigen 29-jährigen Tunesiers sowie sechs leerstehende Wohnungen. Nach mehreren Stunden neigte sich die Aktion am Nachmittag dem Ende zu. Gefährliche oder verdächtige Mittel oder Gegenstände sollen nicht entdeckt worden sein.

Am Dienstag war das möglicherweise für einen Terroranschlag hergestellte hochgefährliche Rizin in der Wohnung des Mannes gefunden worden, die er mit Frau und Kindern bewohnte. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt den Tunesier, biologische Waffen hergestellt zu haben. Ob er das tödlich wirkende Bio-Gift für einen islamistisch motivierten Anschlag einsetzen wollte, war am Freitag weiter offen. Laut Bundesanwaltschaft besteht der Anfangsverdacht, dass er eine „schwere staatsgefährdende Gewalttat“ vorbereitete. Rizin kann in kleinsten Mengen tödlich wirken und gilt als potenzielle Biowaffe.

Ein Sprecher der Karlsruher Behörde sagte zu Beginn der erneuten Durchsuchung, es gehe um die beiden Wohnungen des Beschuldigten, aber auch um sechs weitere, leerstehende Wohnungen. Zu diesen soll er den passenden Schlüssel besessen haben. Der verhaftete 29-Jährige hat laut Verdacht rund 1000 Rizinus-Samen und eine elektrische Kaffeemühle im Internet bestellt und daraus seit mehreren Wochen biologische Waffen - vermutlich Rizin-Pulver - hergestellt.

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen plante der Mann „sehr wahrscheinlich“ einen Terroranschlag. Die Auswertungen seien zwar noch nicht abgeschlossen, „allerdings ist es in der Gesamtschau der bislang vorliegenden Hinweise sehr wahrscheinlich, dass hier ein terroristischer Anschlag vereitelt werden konnte“, sagte Maaßen der „Rheinischen Post“ (Freitag).

Bei der Aktion in dem 15-geschossigen Gebäude waren die Einsatzkräfte enorm gesichert. Manche trugen besondere Schutzkleidung, einige hielten sich in Dekontaminationsanzügen bereit. Bewohner waren nach Angaben aus Sicherheitskreisen nicht in Gefahr. Das Hochhaus wurde nicht evakuiert. Anwohner konnten das Haus betreten, sofern sie ihren Ausweis zeigten. Die Beamten stellten sich zunächst auf einen längeren Einsatz ein, konnten die Wohnungen dann aber zügig durchleuchten.

Die Ermittler wollten vor allem ausschließen, dass in dem Gebäude noch gefährliche Restbestände lagern. Ob der 29-Jährige sich inzwischen zu den Vorwürfen geäußert hat, gab die Bundesanwaltschaft nicht bekannt.