CSD Grauer Himmel, bunte Parade: Rund 10 000 Teilnehmer beim CSD
Köln · Der Himmel über Köln ist grau an diesem Sonntag, aber die Straßen der Stadt leuchten in bunten Regenbogenfarben. 10 000 Menschen ziehen nach Angaben des Veranstalters durch Köln, um auf der Christopher-Street-Day-Parade für die Rechte unter anderem von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender zu demonstrieren.
Unter ihnen ist Dragqueen Michelle de la Rose, die auf durchsichtigen High Heels und mit hohem, gelben Kopfschmuck bei der Parade mitläuft. „Ich bin heute hier, um für unsere Rechte auf die Straße zu gehen“, sagt de la Rose. „Wir haben zwar schon viel erreicht, aber wir müssen leider immer noch jedes Jahr auf die Straße gehen.“ Zwar gebe es mittlerweile die Ehe für alle, ein Selbstbestimmungsgesetz für Transsexuelle gebe es aber immer noch nicht.
Parade führt vom Rheinufer
bis zum Deutzer Bahnhof
Anders als in den Jahren zuvor, führt die Parade dieses Mal nicht durch die engen Innenstadtgassen, sondern linksrheinisch über die breite Rheinuferstraße zum Heumarkt und dann über die Deutzer Brücke zum Deutzer Bahnhof. „Die Wegstrecke ist dieses Jahr kürzer, da geht das besser mit den hohen Absätzen“, sagt Michelle de la Rose und lacht.
Auch sonst sind die Teilnehmer am Sonntag hart im Nehmen - weder anhaltender Regen noch die Corona-Auflagen können sie abschrecken. „Wir kommen aus England, wir kennen das“, sagt Annie, die mit Freundin Kim bei der Parade mitläuft. Als Schutz vor dem Regen haben sie ihre Regenbogenfahnen um die Schultern gebunden.
Auch Christian, der zum Arbeiten aus Spanien nach Deutschland kam, läuft mit. Dass der CSD trotz Pandemie stattfindet, freut ihn sehr. „Ich mag die Parade. Jeder ist einfach so, wie er will“, sagt er. Auch Merle, die gerade Urlaub in Köln macht, lässt sich vom Wetter nicht abhalten, dafür sei die Botschaft zu wichtig. „Ich würde mich selbst als queere Person bezeichnen und deswegen bin ich hier, um das zu zeigen.“
„Der Regen kann machen was er will, aber er kriegt die Sonne in unseren Herzen nicht weg“, sagt die Vizepräsidentin des Bundestages, Claudia Roth (Grüne), bei der Eröffnung der Demonstration. Auch dieses Jahr sei der CSD in Köln nicht nur ein Fest, sondern auch eine politische Ansage. „Nach diesen langen Monaten der Distanz merken wir doch, wie wichtig der Zusammenhalt ist“, sagt Roth.
Mit Fahnen und Masken in Regenbogenfarben laufen die Menschen durch Köln, halten Schilder hoch, tanzen und singen. „Dieses Symbol ist unserer Community sehr wichtig“, sagt Jens Pielhau vom Vorstand des Kölner Lesben- und Schwulentages über die Regenbohnenfahne. „Sie zeigt, dass wir bei allen Unterschieden eine einigende Stärke haben.“
Damit die Kölner CSD-Parade mit so vielen Teilnehmern trotz Pandemie stattfinden kann, brauchte es einiges an Vorbereitung und Regeln. Die Wegstrecke wurde für mehr Abstand geändert, Teilnehmer mussten getestet, genesen oder geimpft sein und Mundschutz tragen. Einige haben den Mundschutz in ihren Outfits bereits integriert und tragen Regenbogen-Masken.
Die Kölner CSD-Parade 2019 hatte nach Veranstalter-Angaben 1,2 Millionen Leute angezogen. Im vergangenen Jahr war der CSD auf Anfang Oktober verschoben worden und hatte dann nur in stark verkleinerter Form stattgefunden - statt der Parade gab es eine Fahrraddemo.
Mit dem Christopher Street Day wird vielerorts an Ereignisse im Jahr 1969 in New York erinnert. Polizisten stürmten damals die Bar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street und lösten einen mehrtägigen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus. Die Kölner CSD-Parade gilt als die größte Pride-Parade in Deutschland.