Bildband Grenzgang: dem Limes auf der Spur

Bonn/Köln/Xanten. · Fotograf Volker Döhne hat in den 90er Jahren das Bodendenkmal am Rhein von Bonn bis zu Xanten am Niederrhein fotografiert.

Blick von der Hohen Straße in Richtung Domplatte - hier läuft der Limes mitten durch Köln.

Blick von der Hohen Straße in Richtung Domplatte - hier läuft der Limes mitten durch Köln.

Foto: Döhne/Greven/Volker Döhne

Der Limes war die Grenzlinie des römischen Imperiums und ist bis heute das längste Bodendenkmal Europas. Auf einer Länge von fast 400 Kilometern folgt er dem Rhein, der natürlichen Grenze, von Remagen bis zur Nordsee. Volker Döhne, Schüler in der legendären ersten Klasse von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie, hat dem Abschnitt vom früheren Kanzleramt in Bonn bis fast zur niederländischen Grenze unweit von Xanten in den Jahren 1993/94 fotografiert.

Seine Eindrücke von damals präsentiert jetzt ein neuer Bildband, der im Kölner Greven-Verlag erschienen ist. Seine Aufnahmen zeigen, wie sehr sich die Nutzung dieser Grenzlinie in zwei Jahrtausenden verschoben hat. Zum anderen stellen die Fotografien ein Nachkriegsdeutschland vor, das es in dieser Form gar nicht mehr gibt. Wie ein Zeitraffer dokumentiert das Buch die Geschwindigkeit, in der sich Stadtbilder, Lebensräume, Industrien und Landschaften heute verändern.

Ein Straßennetz auf 100.000 Kilometern im Römischen Reich

Wie sich das römische Netz der Staatsstraßen entwickelt hat, beschreibt der Direktor des Römisch-Germanischen Museums in Köln, Marcus Trier. Sie waren das logistische, militärische und wirtschaftliche Rückgrat des riesigen Imperium Romanum.

Die Straßen erstreckten sich unter Trajan auf einer Länge von 100.000 Kilometern. Sie waren die Lebensadern des Reiches und verbanden Menschen und Regionen mit dem mächtigen Rom. An deren Verkehrsknotenpunkten entstanden Städte, Siedlungen und Militärlager. Viele davon haben sich wie Köln, Mainz oder Trier bis heute erhalten.

Die römischen Planer und Straßenbauer waren echte Meister ihrer Zunft und brachten ihr Wissen auch ins weit entfernte Rheinland mit. Dort wurde der Straßenbau vom Heer bewältigt, das über die entsprechenden Experten verfügte. Die altehrwürdige Limesstraße blickt auf eine lange Geschichte zurück, die weit vor die Zeit zurückreichen, als die ersten Römer am Niederrhein aufmarschierten. Seit Menschengedenken wurde die Pfade links des Rheins von den Menschen genutzt, die am Ufer lebten.

Nach den Römern wurden die Straßen am Limes immer schwerer passierbar. So wurden beim Bau der der Nord-Süd-Stadtbahn unter der Bonner Straße in der Kölner Südstadt tiefe Spurrillen entdeckt. Erst unter den Franzosen im Rheinland verbesserte sich der Zustand der Straßen wieder. Aus der Basel-Nimwegener Straße, wie die Limesstraße inzwischen hieß, wurde die Route impériale Nr. 86. Heute entspricht die Bundesstraße 9 (B9) in längeren Abschnitten der früheren Limesstraße entlang der Ostgrenze des Römischen Reiches.

Mal Bundesstraße,
mal Schotterweg

Dabei war diese gar nicht dauerhaft als Staatsgrenze gedacht. Nach dem Germanienfeldzug 12 bis 7 v. Chr. verschob sich die Grenze in östlicher Richtung bis zur Elbe. 9 n. Chr. zerbrach der römische Traum von der Provinz Germania Magna. Nach der schmachvollen Niederlage im Teuteburger Wald zogen sich die Römer wieder in das Gebiet westlich des Rheins zurück und die alte Grenze bekam wieder ihre Gültigkeit. Köln und Xanten wurden die wichtigsten römischen Zentren im Rheinland.

Köln konnte sternförmig über die wichtigen Staatsstraßen erreicht werden. Die Stadt war Sitz des Oberkommandierenden der Rheinarmee und ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Später wurde Köln die Hauptstadt der Provinz Niedergermanien. Die Erforschung der Römerstraßen blickt auf eine lange Tradition zurück. Bis heute ist die Limesstraße in ihrem Verlauf auf längeren Abschnitten als schnurgerade Achse erfahrbar. Sie ist zugleich innerstädtische Verkehrsader, Bundesstraße und manchmal auch nur ein geschotterter Feldweg.

Sie führt, wie man in Döhnes Fotografien erleben kann, in Bonn am Kanzleramt, an der Villa Hammerschmidt und am früheren Bundestag sowie am kurfürstlichen Schloss vorbei, das heute die Universität beherbergt. An ihr liegen Zeugnisse des industriellen Fortschritts wie die Raffenerien in Wesseling, Godorf und Dormagen. Zwischen Köln und Bonn bekommt die Limesstraße Gesellschaft von der ersten Autobahn Deutschlands – eingeweiht im August 1932.

Am Limes liegen der Dom und
der ehemalige Bundestag

In Köln passiert die Limesstraße die Südstadt mit der Kirche St. Severin, nimmt den Cardo maximus, die heutige Hohe Straße, auf und führt am Dom vorbei in den Norden der Stadt, wo die Ford-Werke direkt am Rhein liegen. Weitere Stationen sind die Städte Meerbusch und Krefeld mit dem Bayer-Werk Uerdingen. Weiter geht es dann nach Moers, Rheinberg, Birten und schließlich nach Xanten mit dem Archäologischen Park. Danach passiert der Limes die niederländische Grenze – das Ende der spannenden fotografischen Reise entlang des riesigen Bodendenkmals.

Volker Döhne, Steffen Siegel, Marcus Trier: Limes – Grenzgänge eines Fotografen von Bonn bis Xanten, Greven Verlag, 192 Seiten, 28 Euro