Bühne Kulturstandort soll erhalten bleiben

Köln · Inzwischen sind fast zehn Jahre vergangen, seitdem das Schauspiel Köln vom angestammten Standort am Offenbachplatz ins Depot 1 und 2 des früheren Carlswerks in Mülheim gezogen ist. Aus dem im Oktober 2013 eröffneten Interim wurde schon bald ein so etablierter wie beliebter Kulturort im Rechtsrheinischen.

Der Intendant des Schauspiels, Stefan Bachmann, will den Kulturstandort im Carlswerk erhalten.

Foto: step/Eppinger

Dazu gehört auch der Carlsgarten vor dem Gebäude, der gerne von den Menschen für eine kurze, grüne Auszeit unter freiem Himmel genutzt wird.

Nach regelmäßigen Verzögerungen bei der Neugestaltung des Opernquartiers am Offenbachplatz scheint nun die Zeit gekommen zu sein, in der der Abschied vom Interim auf dem Gelände des Carlswerks gekommen ist. Zur Spielzeit 2024/25 sollen das Schauspiel und die Oper wieder ins Linksrheinische übersiedeln. „Wir haben den großen Wunsch, dass das Depot 1 und 2 inklusive des Carlsgartens als Kulturstandort im rechtsrheinischen Köln erhalten bleibt. In diesen Ort wurde viel Geld, Zeit und Kreativität investiert. Es ist ein Ort, den die Menschen lieben und oft besuchen. Er ist ein wichtiger Bestandteil der Kölner Kulturlandschaft geworden. Dieser Ort ist ein Geschenk für die Kultur, wir haben hier als Schauspiel Wurzeln geschlagen“, sagt Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann.

Schauspiel-Interim als künftige Drehscheibe für den Tanz in Köln 

Das Gebäude sei in vielfältiger Weise nutzbar und müsse deshalb auf jeden Fall erhalten bleiben. „Eine Möglichkeit ist, dass dieser Ort zu einer Drehscheibe für den Tanz werden könnte, und das auch mit einer eigenen Kölner Kompanie. Es gibt hier auch viel Platz für die freie Szene“, erklärt Bachmann. Auf Lippenbekenntnisse will er sich dabei aber nicht verlassen. „Das muss ein Beschluss her“, fordert der Theatermacher.

Die kommende Spielzeit wird die vorletzte an der Schanzenstraße sein, bevor es in zwei Jahren zurück in die City gehen soll. Zum Start im Herbst steht am 9. September die Uraufführung von „Once I lived with a Stranger“ unter der Regie von Marie Schleef auf dem Programm. Im Stück geht es Themen wie Heimat, Sicherheit und Frauen, die an ihrer eigenen Wahrnehmung zweifeln. Am 23. September folgt die Premiere des Klassikers „König Lear“ von William Shakespeare, mit dem Schauspieler Martin Reinke, nach mehr als 30 Jahren Abschied vom Schauspiel Köln nehmen wird.

Unter der Regie von Stefan Bachmann wird „Der eingebildete Kranke“ von Molière auf die Bühne des Depots 2 gebracht. Die Uraufführung gibt es am 29. September. „Love me more“ ist ein Crossover-Projekt frei nach Oscar Wildes „The Picture of Dorian Gray“, bei dem Tanz und Schauspiel aufeinandertreffen. Im Stück unter der Choreografie von Saar Magal dreht sich alles um Narzissmus, körperlichen Optimierungszwang und toxische Männlichkeit. Die Uraufführung findet am 15. Oktober statt. Als deutschsprachige Erstaufführung steht am 29. Oktober „Wenn wir einander ausreichend gequält haben“ von Martin Crimp auf dem Programm. Bei der Uraufführung in London war Cate Blanchett auf der Bühne zu sehen.

Mehrere Produktionen haben den Krieg in der Ukraine und seine Folgen im Blick. Das gilt auch für das Stück „Die Revolution lässt ihre Kinder verhungern, das am 12. November uraufgeführt wird. Thematisiert wird der „Holodomor“ unter Stalin 1932/33 in der Sowjetunion, bei der Hungertod als Waffe gegen die ukrainische Bevölkerung eingesetzt wurde. Das Regime versuchte, diesen Genozid vor der Welt zu verbergen und verbreitete so frühe Fake-News.

Am 25. November folgt die Uraufführung von „Phaedra“ frei nach Seneca und Racine in einer Überschreibung von Thomas Jonigk. Premieren gibt es mit „Helges Leben“ am 14. Dezember und „Vor Sonnenaufgang“ am 2. Dezember. Das neue Jahr startet am 14. Januar mit der Uraufführung von „Exil“, ein Stück, bei dem es darum geht, wie Geflüchtete mit dem Verlust ihrer Heimat und ihrer identitätsstiftenden Kultur umgehen. Auch hier rückt der Krieg in der Ukraine in den Fokus. Am 27. Januar feiert „Der Prozess“ von Franz Kafka im Schauspiel Premiere. Bei der Inszenierung von „Johann Holtrop“ nach dem Roman von Rainald Goetz wird die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Medienmanagers in Zeiten des Turbokapitalismus am 25. Februar von Stefan Bachmann auf die Bühne gebracht. Parallelen zum Fall Thomas Middelhoff sind hier ganz offensichtlich.

Am 3. März gibt es die Uraufführung von „Meta“ als „Leonce und Lena“-Korrektur. Gefolgt wird diese von der Premiere von „Die Troerinnen“ nach Euripides am 28. April und von der Uraufführung von „Hinter den Zimmern“ am 5. Mai als digitales Stadtprojekt. Mit dem „Ballet of (Dis)Obidience“ am 24. März und „Body without Organs“ am 11. Mai bringt Richard Siegal mit seinem Ballet of Difference zwei Uraufführungen auf die Bühne des Schauspiels. Dazu kommen bei der Sparte Tanz zwölf Gastspiele wie „The Köln Concert“ mit Trajal Harrell und dem Dance Ensemble des Schauspielhauses Zürich am 6. und 7. Dezember oder „Sonoma“ mit dem spanischen Choreografen Marcos Morau und La Veronal am 4. und 5. Februar.