Klassik „Meisterstück der modernen Oper“

Am Sonntag feiert „Hamlet“ von Brett Dean an der Oper im Staatenhaus seine Premiere. Die musikalische Leitung hat der junge britische Dirigent Duncan Ward.

Duncan Ward an seinem Arbeitsplatz am Dirigentenpult im Staatenhaus.

Foto: step/Eppinger

Die Kölner Oper befindet sich gerade im Staatenhaus. Was ist das für eine Erfahrung mit diesem Gebäude?

Duncan Ward: Hier zu arbeiten, ist komplett anders als in anderen Opernhäusern. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine spannende und reizvolle Aufgabe für mich. Hier kann man sich den Raum genauso gestalten, wie man es gerne haben möchte. Man entscheidet, wo das Orchester seinen Platz finden soll und wo das Publikum sitzen wird. Alles ist komplett frei, es gibt keine Grenzen. Auch bei der Gestaltung des Bühnenbildes ist man komplett flexibel. Eine Herausforderung ist sicher die Akustik, aber daran kann man ja arbeiten. Und für ein modernes Stück wie unseren Hamlet sind die Bedingung geradezu ideal. Das ist eine spannende Herausforderung für alle, die beteiligt sind.

Wo werden Sie das Orchester platzieren?

Ward: Es wird neben der Bühne seinen Platz finden. Dazu kommen zwei Satelliten links und rechts neben dem Publikum. Wer da etwas weiter hinten sitzt, bekommt seine ganz eigene Show. Es wird auch ungewöhnliche Soundeffekte mit Steinen, Flaschen und Aluminiumfolie geben.

Wie ist für Sie die Zusammenarbeit mit den Gürzenich-Orchester?

Ward: Das ist für mich eine tolle Erfahrung. Das Orchester ist sehr offen und flexibel. Hamlet ist für alle sicher eine sehr schwierige, herausfordernde Arbeit. Aber das macht es gerade auch für alle auch sehr spannend und reizvoll. Mit den Proben bin ich bislang sehr zufrieden. Es kamen auch Musiker auf mich zu, die normalerweise nicht so gerne moderne Musik spielen und von dieser Komposition begeistert sind und sich sehr auf die Aufführung freuen. Es ist perfekt für die einzelnen Instrumente komponierte Musik, die zusammen einen großartigen Klang erzeugt.

Haydn ist an Hamlet genauso gescheitert wie Debussy. Was macht es so schwer, Shakespears Drama auf die Opernbühne zu bekommen?

Ward: Es ist interessant, dass bislang alle Versuche, aus Hamlet eine Oper zu machen, in Vergessenheit geraten sind. Das wird bei Brett Dean sicher nicht passieren – viele Häuser in der ganzen Welt warten darauf, dieses Stück auf ihren Spielplan zu nehmen. Es ist eine ungemein kraftvolles und emotionales Stück Musik geworden. Der Komponist hat es komplett neu erfunden und trotzdem die Geschichte und den Spannungsbogen des Dramas erhalten. Diese Oper ist einfach großartig gemacht. Eine Rolle spielt auch der Humor, es gibt immer wieder sehr lustige Momente und das ist in so einer Oper alles andere als einfach. Es ist ein Meisterstück der modernen Oper geworden.

Was macht die Kölner Produktion aus?

Ward: Es ist die Deutschlandpremiere von Hamlet und das an einem sehr speziellen Ort. Wir konnten die Originalproduktion deshalb auch nicht einfach übernehmen. Vieles musste neu überlegt und inszeniert werden, um dem Ort gerecht zu werden. Wir haben das Beste daraus gemacht, das sieht man auch beim genialen Bühnenbild. Die Originalproduktion war traditioneller angelegt, auch bei den Kostümen. Der Kölner Hamlet ist dagegen sehr modern und damit spannend geworden. Viel wird zum Beispiel mit Symbolen angedeutet und ist ein sehr intensives und emotionales Erlebnis geworden.

Sie waren schon in vielen Ländern beruflich unterwegs. Was macht für Sie den Reiz aus, fremde Kulturen kennenzulernen und bei der Arbeit miteinzubeziehen?

Ward: Es ist absolut aufregend, auf diese Weise fremde Kulturen kennenzulernen. Das ist in der Zeit der zunehmenden Globalisierung ein sehr gutes Gefühl. Man hat immer wieder unterschiedliche Orchester, mit den man zusammenarbeitet und auch das Publikum ist immer wieder völlig neu, je nachdem ob man gerade in Asien, Finnland, Südafrika oder hier in Deutschland unterwegs ist. Darauf muss man sich immer wieder neu einstellen und entsprechend reagieren.

Was macht den Reiz in Deutschland aus?

Ward: Ein Reiz ist definitiv die Tradition in Deutschland, dass die Orchester in wechselnden Besetzungen proben. Für mich ist das eine besondere Herausforderung, denn meine Anweisungen müssen noch deutlicher sein, damit jede Besetzung mir folgen kann.

Haben Sie Zeit, Köln als Stadt zu erkunden?

Ward: Die Arbeit ist sehr intensiv, da bleibt nur wenig Zeit. Aber ich habe tolle Konzerte in der Philharmonie erlebt und war in einigen Museen. Auch der Spaziergang am Rhein gefällt mir sehr gut. Da kann man sehr gut entspannen. Ansonsten war ich schon fünf Mal mit Orchestern auf Tour hier, da waren wir aber selten länger als 24 Stunden in Köln.

Was kann das Kölner Publikum bei der Premiere erwarten?

Ward: Eine unvergessliche Erfahrung mit viel Power und großen Emotionen. Es gibt aber auch viel spannende und gute Unterhaltung bei Hamlet – man muss sich nur öffnen und darauf einlassen.