Geschichte „MiQua“: Bauarbeiten verzögern sich

Köln · Die Arbeiten für das Museumsprojekt „MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln“ werden sich weiter verzögern und verteuern. So teilt die Stadt mit, dass sie die Zusammenarbeit mit dem beauftragten Stahlbauunternehmen beendet.

Blick im Juni  2021 vom Wallraf-Museum auf die Baustelle des Großprojektes „MiQua“ unweit des Doms.

Foto: step/Eppinger

Als Gründe für die Kündigung nennt die Verwaltung „stetige Unzuverlässigkeit, wiederholte Terminüberschreitungen und maßlos überzogene Nachforderungen“.

Trotz eines 2020 gefundenen Kompromisses, bei dem die Stadt im Interesse einer baldigen Fertigstellung Entgegenkommen gezeigt hatte, würden immer neue finanzielle und terminliche Zugeständnisse eingefordert, heißt es in der Mitteilung. „Dieses unlautere Verhalten gipfelte in der Drohung, zur Montage bereitstehende Bauteile zurückzuhalten und für die weitere Fertigung notwendiges Material nicht zu bestellen, wenn die Stadt diesen offensichtlich unbegründeten Forderungen nicht nachkomme. Über Monate wurde die Baustelle unzureichend, zuletzt gar nicht mehr mit Personal besetzt“, beschuldigt die Stadt das Unternehmen.

Alle nach umfangreichen Verhandlungen seitens der Stadtverwaltung unterbreiteten Einigungsversuche seien an den maßlosen Forderungen des nun gekündigten Stahlbauunternehmens gescheitert. „Sein nachhaltig grob vertragswidriges Verhalten machte der Stadt ein Festhalten am Vertrag unzumutbar, sodass die jetzt ausgesprochene außerordentliche Kündigung des Vertrags alternativlos war. Denn eine Fertigstellung des Gewerks Stahlbau mit diesem Unternehmen war zu vertretbaren Kosten und in angemessenem zeitlichen Rahmen nicht mehr zu erwarten.“ Mit diesem Schritt werde finanzieller Schaden abgewendet. Man werde das Unternehmen wegen aller aus seinem vertragswidrigen Verhalten resultierender Schäden in Regress nehmen.

Die Kündigung habe nun ein alternatives Vorgehen zur Folge, das sich in neuen Terminen und Kosten niederschlagen werde. Dazu könne man derzeit aber noch keine verbindlichen Angaben machen. Die Fertigstellung des Stahlbaus war ursprünglich im März 2021 geplant. Die nun erst deutlich später mögliche Fertigstellung des Stahlbaus wird sich zeitlich auch auf die nachfolgenden Gewerke und deren Vertragsfristen auswirken. Hiervon sind 18 bereits beauftragte Firmen betroffen sowie mindestens weitere 16 Gewerke, die noch ausgeschrieben werden müssen.

Der Fertigstellungstermin musste schon in der Vergangenheit zweimal verschoben werden. Ursächlich waren zunächst Kampfmittelfunde im Baugrund, zwischenzeitlich erhöhte Anforderungen an die Sicherheit im Eingangsbereich des Museums mit der Folge notwendiger Umplanungen sowie zuletzt Terminverzögerungen bei den Rohbauarbeiten. Auch neue und wertvolle archäologische Befunde haben laut Stadt mehrfach den Baufortschritt gehemmt.

Die aktuelle Kostenprognose
liegt bei 127 Millionen Euro

Beim Gewerk Stahlbau handelt es sich um eines der Schlüsselgewerke. Beim Rohbau hatte es zuvor einen ähnlichen Konflikt gegeben, der einvernehmlich und mit neuen verbindlichen Vertragsterminen zufriedenstellend gelöst werden konnte. Trotzdem gab es Verzögerungen auch für die nachfolgenden Bauabschnitte sowie damit verbundene Kostensteigerungen. Die aktuelle Prognose der Gesamtkosten beträgt 127 Millionen Euro.

Erfolgreich waren 2021 die Stahlbetonarbeiten abgeschlossen worden, auf dem das Stahltragwerk erwächst. Die Konstruktion des „MiQua“ wird als Stahl-Stahlbeton-Verbund-Tragwerk gebaut, das in vier Bauabschnitten realisiert wird. Es besteht aus Rautentragwerken im Erdgeschoss, zusammengesetzten Fachwerkträgern im ersten und zweiten Obergeschoss, Stahlbeton-Fertigteildecken im ersten und zweiten Obergeschoss sowie der Dachkonstruktion aus mehreren Stahlpyramiden. Die gesamte Stahlkonstruktion wird später mit transparenten Glaspaneelen, Natursteinplatten und Bruchsteinen aus der archäologischen Grabung verschlossen.

Die nun gekündigte Firma verantwortete die Produktion, Beschichtung, Anlieferung und Montage der Stahlbauelemente des Gebäudes. Der erste und zweite Bauabschnitt sind zu etwa 90 Prozent montiert. Die ersten Stahlbauteile des dritten Bauabschnitts wurden noch montiert. Ein Großteil des Stahlbaus für den dritten und Teile des vierten Bauabschnitt liegen nach Kenntnis der Stadt bereits gefertigt, beschichtet und bereit zur Montage auf einem Lager. Wesentliche Teile des vierten Bauabschnitts sind trotz der fortgeschrittenen Zeit noch nicht beschichtet und zum Teil noch nicht gefertigt.

Derzeit laufen unterirdisch die Sandabsaugung und die Durchbruch- sowie Unterfangungsarbeiten an den archäologischen Wänden weiter. Auch die Fertigstellung des Museumspädagogischen Zentrums im Spanischen Bau ist von der Kündigung nicht betroffen. Im Bereich des Praetoriums sind bereits die Betonage der neuen Parcoursstege, die Estricharbeiten sowie die Montage der neuen Metallgeländer des künftigen unterirdischen Museumsrundgangs fertiggestellt, der das Praetorium mit der Archäologischen Zone verbinden wird.