Kommentar Omikron und Europas Reaktionen: Jetzt impfen!

Meinung · Omikron zeichnet sich durch eine stark gesteigerte Übertragbarkeit und ein Unterlaufen eines bestehenden Immunschutzes aus“ – diese Formulierung aus der neuen Einschätzung des Corona-Expertenrats der neuen Bundesregierung ist die Essenz, darauf wird auch Deutschland sich in den kommenden Wochen einstellen müssen: Alle Erfahrungen mit vorangegangenen Coronavirus-Mutationen deuten daraufhin, dass sich die Verbreitung einer neuen Mutante durch Einflug-, Reiseverbote oder Grenzschließungen vielleicht verzögern, aber niemals aufhalten lässt.

Olaf Kupfer

Foto: Olaf Kupfer/Michael Hollmann

Das Virus bahnt sich seinen Weg. In welcher Dynamik – daran lässt sich mit verschiedenen Maßnahmen arbeiten. Und wieder stehen genau diese Maßnahmen jetzt auf dem Prüfstand.

Nachbarländer wie die Niederlande und Dänemark haben bereits reagiert: die Dänen mit einem Lockdown light, die Niederländer auf Empfehlung ihres wissenschaftlichen Beratergremiums mit einem fast einmonatigen härteren Lockdown – das hätte man lange in diesem ausgehenden Jahr 2021 eigentlich nicht mehr für möglich gehalten. Es ist eine medizinisch vorsorgende, aber auch kompromisslose Politik, die sich aus dreierlei speist: aus den aktuell hohen Inzidenzen in diesen Ländern, die aber immer auch mit Impfquote und Qualität der Impfungen dort abgeglichen werden müssen, auch mit sozialem Pandemie-Verhalten. Zweitens aus schlechtem Gewissen gegenüber einem dauerhaft überlasteten Klinik-Apparat. Und aus Erfahrung von Politikern, auf Warnungen von Wissenschaftlern oft zu spät reagiert zu haben. Was wird jetzt in Deutschland passieren? Um es mit dem NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zu sagen: Das einzige, was man jetzt wirklich tun könne, sei zu impfen. Aktionen wie jene in der Oberhausener Arena, in der sich am Sonntag mehr als 5000 Menschen haben impfen lassen, müssen jetzt noch mehr nicht Ausnahme, sondern Regel sein. Die Impfung als Schlüssel in der Hand ist im Fall Omikron keine unverletzbare Erfolgsgarantie mehr. Aber sie bleibt in Summe ein guter Schutz, der zweierlei verhindert: überlastete Intensivstationen, aber auch Leid durch erneut harte Restriktionen im Zusammenleben.