Buchtipp Mit Nilz Bokelberg durch Köln
Köln · Bereits mit 17 Jahren war Nilz Bokelberg eines der ersten prominenten Gesichter des Kölner Musiksenders Viva. In Bonn geboren und in Wesseling aufgewachsen, war Köln die erste Großstadt, die er für sich erobert hat.
Dort gab es den ersten Kneipenbesuch und das erste große Konzert für den Musikfan. Auch den ersten Job fand Bokelberg in der Stadt mit dem Dom.
Inzwischen hat er seine Wahlheimat außerhalb Kölns gefunden, an den Rhein kommt der Moderator und Podcaster aber immer wieder gerne zurück. Welche Eigenarten und Attraktionen die rheinische Metropole und ihre Bewohner haben, erklärt Bokelberg in seinem gerade bei Polyglott erschienenen Buch „Nice to meet you Köln!“
Die kölsche Liebe und die
kölsche Kommunikation
Im Kapitel „Zwischenmenschliches“ geht es um besondere Eigenschaften, die so nur die Kölner vorweisen können. So ist Zeit in der Stadt ein ziemlich dehnbarer Begriff, denn warten muss man in Köln eigentlich immer – auf die Stadtbahn genauso wie auf den Zoch oder auf das nächste Kölsch. Aber die Wartezeit nutzt der Kölner als gewonnene Zeit für ein Schwätzchen oder für ein Kölsch am Büdchen – „et kütt wie et kütt“, um das kölsche Grundgesetz zu zitieren. Im Kapitel geht es aber auch um flüchtige, aber schnelle Freundschaften, um die kölsche Konfliktbewältigung, um die kölsche Liebe und um die besondere Art der kölschen Kommunikation.
Es gibt viele Dinge, die Köln prägen – ganz vorne steht da ganz sicher der Dom, der lange Zeit eine ewige Baustelle war und der bis heute seine Baugerüste mit Fassung trägt. Finanziert wurde seine Fertigstellung in der Preußenzeit unter anderem mit der Domlotterie, die ganz kölsch zur Premiumkollekte umbenannt worden ist. Zu den besonderen Orten für Bokelberg gehört im Dom die Schmuckmadonna – eine „Marienstatue in einer Art Barbie-Ballkleid“.
Eine Art Markenzeichen – wenn auch nicht immer ein positives bewertetes – ist der Kölsche Klüngel. Wie dieser funktioniert, erklärt Bokelberg im dazu gehörenden Kapitel: „Irgendwer kennt immer irgendwen, der für irgendjemand irgendwann nützlich sein kann“. Sich gegenseitig zu helfen, fällt am Rhein den Menschen deutlich einfacher als in anderen Städten. So hatte sich Bokelbergs alte WG in einen kleinen Friseursalon verwandelt, wo die WG-Bewohner ihren Gästen zu einer farbenfrohen Haarpracht verholfen haben. Zu den Anekdoten gibt es im Buch noch Tipps zu den besten Klüngelorten in Köln wie zum Beispiel das Südstadion oder der Wochenmarkt in Nippes.
Nach dem Dom hat der Rhein in Köln seine ganz besondere Bedeutung. Für Bokelberg war das Gewässer allerdings nicht nur nach dem Chemieunfall bei Sandoz als Kind ein eher suspekter Ort. Im Kapitel blickt er auf die Rheinreise der heiligen Ursula und ihrer Jungfrauen genauso auf „Moby Dick“ im Rhein oder die „Kölner Lichter“.
Erklärt wird im Buch zudem die gute Laune der Kölner und ihre daraus resultierende stete Selbstverliebtheit, die eine geniale Sichtweise auf das Leben ermöglicht: „Nix es esu schläch, dat et nit och für irgendjet jot es“. Dabei geht es um Brauhaus- und Effzeh-Gespräche genauso wie um den vielseitig verwendbaren Begriff „läppsch“ oder um die besondere Atmosphäre eines kölschen Wochenmarktes.
Kultur ist ein auch außerhalb durchaus viel beachtetes Qualitätsmerkmal der Stadt, die sonst so oft in der Kritik steht. Das fängt beim Dionysos-Mosaik im Römisch-Germanischen Museum an und führt über Peter Paul Rubens bis zum berühmten Richter-Fenster im Dom oder dem Flügelauto von HA Schult.
Kultur ist auch die kölsche Musik mit ihrer kaum fassbaren Anzahl kölscher Bands und kölscher Lieder. Dabei geht es um die Klassiker wie die Bläck Fööss und die Höhner genauso wie um Brings, die die kölsche Musikszene grundlegend verändert haben und denen viele junge Bands wie Cat Ballou oder Querbeat gefolgt sind. Natürlich wird auch der legendäre Kölschrock von Bap nicht vergessen.
„Köllefornia“ ist für Bokelberg mit Begriffen wie „Halver Hahn“, „Flönz“, „Soorbrode“ und einem frisch gezapften Kölsch verbunden. In einem eigenen Kapitel bringt er seinen Lesern die kulinarische ABC Kölns unterhaltsam näher. In dem Zusammenhang spielen auch die kölschen Italiener und ihre Restaurants oder ein Trip in die nahe gelegenen Niederlande eine nicht ganz unbedeutende Rolle.
In die Geschichte taucht Bokelberg in seinem Römerkapitel ein, das ihn schon als Kind begeistert hat. In keiner Stadt komme man außerhalb Roms den Römer so nahe, auch dann, wenn man ein paar Meter tief im Boden gräbt und auf die passenden antiken Überreste stößt. So ging das auch den Gebrüdern Gens, die im eigenen Keller in der Südstadt das berühmte Poblicius-Grabmal in der Erde gefunden haben.
Nicht fehlen darf natürlich auch der Karneval, der entweder restlos begeistert oder den Menschen in die Flucht treibt. Bokelberg gehört zur ersteren Kategorie und berichtet entsprechend begeistert von der Wunderwelt des rheinischen Frohsinns, in der er sich selbst einmal mit seiner Band und dem Song „De Mülltüüt“ versucht hat. Dabei gibt er dem Straßen- und dem Kneipenkarneval klar den Vorzug gegenüber dem organisierten jecken Treiben.
In den weiteren Kapiteln geht es um das besondere Verhältnis der Kölner zu den Düsseldorfern, inklusive der Schlacht von Worringen, und um Kölsch als der gefährdete Dialekt mit seinem schönen Genitiv. Mit seinem Buch schafft Bokelberg ein so unterhaltsames wie informatives Panorama seiner Stadt am Rhein, das Einheimische genauso interessieren dürfte wie Immis und Menschen, die von außen stets pflichtbewusst kritisch auf die Domstadt blicken.
Nilz Bokelberg: Nice to meet you Köln! Auf Entdeckertour ins Herz der Stadt, Polyglott, 208 Seiten, 15,99 Euro