Karneval Nasser Start in den Straßenkarneval

Köln Gegen 7.30 Uhr ist es am Hauptbahnhof eher ruhig. Die ersten kostümierten Jecken bewegen sich in Richtung Altstadt. Andere sind mit ihren Ski in der Gegenrichtung zum Winterurlaub unterwegs.

Trotz des Dauerregens an Weiberfastnacht ließen sich die Jecken vom Feiern nicht abhalten.

Foto: step/Eppinger

In der Vorhalle sammeln sich die Teilnehmer des Bellejeckzugs. Darunter ist auch der Bellejeck selbst: „Heute bin ich etwas später aufgestanden, um 6 Uhr. Einen Regenschutz braucht der Bellejeck nicht, der ist ja aus dem Mittelalter einiges gewöhnt. Aber unter dem Kostüm bin ich gut warm angezogen“, sagt Alfred Wolf, der sich auf die erste direkte Begegnung mit dem Dreigestirn freut.

Der Bellejeckzug der Großen Allgemeinen ist der erste Umzug an Wieverfastelovend und eröffnet damit den Straßenkarneval. Gegen 8.15 Uhr starten der Bellejeck und seine Begleiter vom Bahnhofsvorplatz in Richtung der Hofburg am Heumarkt. Neben den Plaggeköpp machen sich an Weiberfastnacht Abordnungen von etwa 20 Gesellschaften bei stärker werdenden Regen auf den Weg. Bis zu 300 Teilnehmer wurden erwartet und trotz des Schmuddelwetters sind ziemlich viele zum Wecken des Dreigestirns vor Ort. 2009 griff die KG die historische Figur des Karnevals auf und belebte den „Bellejeck“ wieder. Seinen Ursprung hat er im mittelalterlichen Hofnarren. Damit blickt der „Bellejeck” auf eine mehr als 500 Jahre alte Tradition zurück.

Zu den Traditionen an Weiberfastnacht gehört auch der Empfang der Blauen Funken in der Piazzetta des Historischen Rathauses vor dem offiziellen Start des Karnevals auf dem Alter Markt. Zu Ehren von OB Henriette Reker zog das Traditionskorps mit seinem Präsidenten Björn Griesemann um 9 Uhr auf. „Ich könnte mir Wieverfastelovend im Rathaus ohne die Blauen Funken nicht vorstellen, damit beginnt für mich der Straßenkarneval. Es ist ein tolles Gefühl, zu hören, wenn der Spielmannszug über den Alter Markt zieht. Das ist wie eine Droge“, sagt Reker.

Kurz später startet im Hansasaal der Empfang des Dreigestirns: „Unser Karneval steht allen offen. Köln ist und bleibt so aufgeschlossen wie es ‚Unser Stammbaum‘ besingt. So jedenfalls habe ich die Demonstrationen von Kölner Demokraten in den letzten Wochen verstanden. Sie gingen für ein Köln der Vielfalt auf die Straße. Und diese Offenheit drückt sich auch darin aus, dass zum jecken Köln die Kippa Köpp, Colombina Colonia und die Erinnerungen an Karl Küpper ganz fest dazugehören. Am Ende reicht es eben nicht aus, die Vielfalt zu schunkeln. Sie konsequent zu leben, darauf kommt es jeden Tag an“, erklärt die OB.

Die Tollitäten bekamen vom Vorsitzenden der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, Bernhard Conin, der Bürgerorden verliehen. Conin konnte gestern seinen 70. Geburtstag feiern und hatte dafür die gesamte Familie mit ins Rathaus mitgebracht. Zu Gast waren auch die Ratsfraktionen und die Bürgermeister. Während die Grünen sich das Jeckespill im Rat auf die Fahne geschrieben hatten, war Volt in Bauarbeitermontur im Einsatz für die EU. Bei der FDP wurde es antik und die CDU entschied sich für den Fußballdress.

Pünktlich um 11.11 Uhr starten dann die Jecken auf dem Alter Markt mit dem Dreigestirn, der OB und Festkomiteepräsident Christoph Kuckelkorn offiziell in die Session. Von oben kommt derweil konstant der Regen, dem die Menschen vor der Bühne mit Regenponchos, Schirmen und viel guter Laune trotzen. Insgesamt ist es in der Altstadt deutlich leerer als an einem normalen Vormittag an Weiberfastnacht. Vor allem von außerhalb scheinen sich weniger Jecken in Richtung Kölner City aufgemacht zu haben.