Geschichte Neumarkt: Römisches Bad gefunden
Köln · Wenn in der Kölner Innenstadt gegraben wird, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass schon bald Zeugnisse der Vergangenheit ans Tageslicht kommen. Das gilt auch für die Brunnenbaustelle auf dem Kölner Neumarkt.
Zunächst kam dort eine spätmittelalterliche Straße, die diagonal über den Platz führte, zum Vorschein. Später war es das mittelalterliche Marktpflaster aus der Zeit um 1000, das dort entdeckt wurde.
„Das zeigt auch die Bedeutung dieses identitätsstiftenden Ortes mitten in der Stadt”, sagt der Direktor des Römisch-Germanischen Museums, Marcus Trier, der sich jetzt bei den Bauarbeiten auf dem Neumarkt über die ersten Funde aus der Römerzeit freuen kann. „Der heutige Neumarkt lag innerhalb der römischen Stadtmauern unweit des großen Westtors, welche die antike Stadt in Richtung Aachen öffnete.”
Bad gehörte zu
einer römischen Villa
Gefunden wurde gerade das Bad einer römischen Villa. „Es war ein römisches Wohngebäude mit einer gehobenen Ausstattung. Das zeigen die bemalten Überreste des Wandputzes genauso wie die Überreste einer antiken Fußbodenheizung”, berichtet der Leiter der Archäologischen Denkmalpflege, Gregor Wagner, während seine Mitarbeiter an der Stelle graben, wo später einmal der neue Brunnen auf dem Neumarkt seinen Platz haben wird.
Für die Fußbodenheizung wurde ein Holzfeuer entzündet und die warmen Gase dann unter dem Boden durchgeleitet, der so erwärmt werden konnte. Abgezogen sind die Gase dann über Kamine auf dem Dach der römischen Villa. Zu sehen gibt es bei der Grabungsstelle unter anderem den Heizraum, wo stetig Holz nachgelegt werden musste.
Und das Feuer erhitzte nicht nur den Fußboden, sondern über einen darüberliegenden Wasserkessel auch eine Badewanne für die vornehmen Herrschaften. „Dabei wurde die Wanne genauso von unten erwärmt, wie das Badewasser, das vom antiken Boiler von oben kam”, erklärt Wagner. Üblicherweise gab es in so einem Gebäude gleich mehrere Wannen mit warmem, lauwarmem und kaltem Wasser für das optimale Badevergnügen, das mit einer hohen Luftfeuchtigkeit im Raum an einen heutigen Gang in die Sauna erinnert.
„Das ist die vierte private Badeanlage in Köln, die wir bislang entdeckt haben. Nicht nur auf dem Neumarkt vermuten wir noch weitere solcher Anlagen aus privaten Villen. Hier gehen wir davon aus, dass die Villa mit dem Bad später nachgerüstet wurde. Bis zu 50 Grad konnte das Wasser warm werden, was man zum Beispiel beim Nachbau der Herbergstherme in Xanten herausgefunden hat. Gefunden haben wir hier den Heizraum und den Warmbereich des Bades. Die kalte Wanne mit dem Ruheraum liegt wohl außerhalb des Grabungsfeldes“, berichtet Wagner.
Für die Grabungen haben die Kölner Forscher noch etwa zwei Wochen Zeit, dann geht es auf der Baustelle regulär weiter. „Das wurde alles vorab vertraglich so geregelt”, erläutert Wagner, der sich auch über verschiedene Funde freuen kann, die später ins Magazin des Römisch-Germanischen Museums kommen.
Gefunden wurde beispielsweise ein Stück einer Bodenplatte aus griechischem Marmor, die den Wohlstand der römischen Villenbewohner verdeutlicht. Dazu kommen bemalte Bruchstücke des ehemaligen Wandputzes aus dem Sockelbereich. Entdeckt wurde auch eine besondere Keramikscherbe, die so im Westen bislang noch nicht gefunden werden konnte. „Dank ihrer Verzierung wissen wir, dass diese aus dem späten 4. Jahrhundert und damit aus der letzten römischen Phase in Köln stammt. Das dokumentiert auch eine der 50 gefundenen römischen Münzen mit dem Abbild des Kaisers Valens“, sagt Wagner.