Eiskontrolle Wenn der Eis-Kontrolleur zu Besuch ist
Köln · Gerade jetzt im Hochsommer ist ein Eis unterwegs der ideale Genuss für zwischendurch. In Köln gibt es insgesamt 104 Hersteller für Speiseeis mit einem oder mehreren Eiscafés oder Eiswagen im Stadtgebiet.
Die bekommen regelmäßig Besuch von den 28 Lebensmittelkontrolleuren des Amtes für Umwelt- und Verbraucherschutz der Stadt, die insgesamt für rund 11.000 lebensmittelverarbeitende Betriebe in Köln zuständig sind. Die Zahl der Mitarbeiter in diesem Bereich hat sich seit 2008 mehr als verdreifacht, auch weil neue Aufgabenbereiche wie der Internethandel hinzugekommen sind.
„Speiseeis gibt es in ganz unterschiedlichen Qualitäten, die alle ihre eigenen Leitsätze bei der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe haben. So ist festgelegt, wie hoch der Anteil der Milchfette im Eis sein muss. Milchspeiseeis muss beispielsweise einen Milchfettanteil von mindestens 30 Prozent haben. Bei der oft industriell hergestellten Eiscreme sind das gerade einmal zehn Prozent. Der Rest besteht dann aus günstigeren pflanzlichen Fetten wie zum Beispiel Palmfett. Und Eiscreme ist nicht gleich Cremeeis, das qualitativ deutlich hochwertiger ist”, sagt Lebensmittelkontrolleur Oliver Maier, der sich den Eisstand von Veniamin Zyridis vor dem Eingang zum Tanzbrunnen genauer anschaut.
Zunächst zählt für den Experten bei der unangemeldeten Kontrolle der erste Eindruck beim baulichen Zustand und bei der Sauberkeit. Dann wird die Temperatur des Eises kontrolliert. „Ideal wären minus 18 Grad, dann ist das Eis aber kaum portionierbar. Daher hat Eis in der Regel eine Temperatur von zwölf Grad.” Kontrolliert wird zudem die Dokumentation der lebensmittelrechtlich relevanten Betriebsabläufe, wie zum Beispiel der Reinigungsplan.
Regelmäßig werden auch beim Eis Proben genommen, die von den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern des Landes analysiert werden. Dabei geht es um die Zusammensetzung des Eises genauso wie um dessen mikrobiologischen Status. Wichtig ist auch die richtige Kennzeichnung von Zusatzstoffen sowie von Allergenen. So soll sichergestellt werden, dass der Schutz der Verbraucher gewährleistet ist und das Eis den gesundheitlichen Standards entspricht.
Bis zum 11. Juli wurden in Köln 74 Kontrollen bei Eisdielen und -wagen vorgenommen. 34 Mal gab es keine Beanstandungen, 38 Mal leichte Verstöße hygienischer und baulicher Art, zweimal starke Verstöße. Diese können als Ordnungswidrigkeit mit bis zu 50.000 Euro geahndet werden oder auch im Extremfall strafrechtliche Folgen haben. Oft reicht aber auch nur eine Ansprache und die direkte Beseitigung der Mängel.
Bei den bislang 161 entnommenen Proben gab es bislang keine Beanstandungen. Allerdings sind noch nicht alle entnommenen Proben auch ausgewertet worden. „So eine Analyse kann bis zu acht Wochen in Anspruch nehmen”, sagt Maier.
Der frühere Metzgermeister ist seit 2008 als Lebensmittelkontrolleur in Köln unterwegs. „Der Ton ist inzwischen rauer geworden”, sagt Maier, der auch schon handgreifliche Übergriffe erlebt hat. „Da muss dann auch schon mal die Polizei als Unterstützung hinzukommen.” Kontrolliert wird auch, wenn Bürger sich bei der Stadt beschweren. „Da hatte ich gerade einen kuriosen Fall, bei dem im Eis eine vermeintliche Glasscherbe entdeckt wurde. Die war allerdings bis zu meinem Eintreffen geschmolzen.”
Für die Genießer hat der Experte auch noch einige Tipps für ein gutes Eis: „Zunächst sollte man einfach auf den gesunden Menschenverstand bauen. Wie ist der erste Eindruck in einer Eisdiele. Ist dort alles ordentlich, aufgeräumt und sauber? Das gilt auch für die Kleidung der Mitarbeiter und für das Wasser, mit dem der Eis-Portionierer gereinigt wird. Das sollte immer mit frischem Wasser geschehen. Man sollte zudem auf die Kennzeichnung der Allergene und Zusatzstoffe achten.”
Außerdem sollte man sich nicht vom äußeren Eindruck blenden lassen. „Wenn das Eis in der Auslage kunstvoll hoch aufgetürmt wurde, sind in der Regel Emulgatoren im Spiel, die die Eismasse stabilisieren. Ist das Eis knallbunt wird mit Farbstoffen gearbeitet. Blasses Eis ist dagegen meist natürlicher. Gibt es Eiskristalle auf dem Eis, könnte dieses schon einmal angetaut sein. Haut auf dem Eis deutet dagegen auf ältere Ware hin.”