Bühne Premiere: Der Mythos vom Untergang der Titanic

Köln · Das erfolgreiche Musical zur Schiffskatastrophe begeistert das Publikum in der Kölner Philharmonie.

 Die luxoriöse Titantic und ihr dramatischer Untergang sind längst zu einem Mythos geworden.

Die luxoriöse Titantic und ihr dramatischer Untergang sind längst zu einem Mythos geworden.

Foto: Rylander

Es ist eine Szene, die berührt, wenn Ida und Isidor Straus auf ihre 40-jährige Ehe zurückblicken und sich ihre unverändert große Liebe versichern. Für das alte Ehepaar gibt es nur eine gemeinsame Option – entweder werden beide gerettet oder beide sterben beim Untergang des Luxusliners RMS Titanic kurz vor der rettenden amerikanischen Küste. Am Ende bleibt der Tod die einzige Option, um ihre Liebe zu retten.

300 Meter lang, elf Stockwerke hoch und 46.000 Tonnen Stahl schwer war das gigantische Schiff das alle Rekorde brechen und das die deutsche Konkurrenz besiegen sollte. Entstanden war es aus dem Irrglauben, die mächtige Natur mit moderner Technik besiegen und Menschen retten zu können. Es brauchte nur einen Eisberg, um diese Hoffnung zu zerstören. Davon erzählt das Musical Titanic auf eindrucksvolle Weise. Bei der Premiere in der Kölner Philharmonie begeisterte es sein Publikum. Dort ist es noch bis zum kommenden Sonntag zu sehen.

Getragen wird das Stück von den starken Charakteren, die perfekt besetzt worden sind. Da ist der alte Kapitän Smith (Philip Rham), der eigentlich schon längst an Land bleiben wollte. Doch für die Jungfernfahrt kehrt er noch einmal auf dem Ozean zurück und stellt sich der neuen, modernen Welt, die doch nicht die seine ist. Hart ist für ihn das Scheitern der Mission und der Tod so vieler Menschen an Bord. Als Seemann der alten Schule übernimmt er dafür die volle Verantwortung.

Schiffsbesatzung wird vom Direktor gnadenlos angetrieben

Dem skrupellosen Direktor des Unternehmens Titanic J. Bruce Ismay (Simon Green) geht es nur ums schneller, größer und schöner. Gnadenlos treibt er die Schiffsbesatzung an, um auf dem schnellsten Weg nach New York zu kommen. Am Ende besitzt er nicht einmal den Anstand, an Bord zu bleiben – mit Frauen und Kindern rettet er sich in die zu wenigen Rettungsboote. Die Schuld am Untergang haben natürlich nur die anderen.

Einen schon fast schon fanatischen Glauben an die Technik offenbart Schiffsarchitekt Thomas Andrews (Greg Castiglioni) – selbst als die Titanic sinkt, korrigiert er wie im Wahn die Baupläne der Tintanic, die er für unsinkbar gehalten hat. Er steht für den Menschen, der aus all den Katastrophen der Geschichte nichts gelernt hat.

Auch die Crew des Riesenschiffs bekommt ihren Platz. Das gilt zum Beispiel für den Heizer Frederick Barrett (Niall Sheely), auf dessen Schultern der Kampf um den schnellsten Weg nach New York gnadenlos ausgetragen wird. Während er und seine Leidensgenossen reichlich Schweiß vergießen, fließt bei der ersten Klasse der Schampus in Strömen. Ein besondere Szene ist die mit dem Funker Harold Bride (Ronan Burns), der es dem Heizer ermöglicht, seine Liebesbotschaft an seine künftige Braut in der alten Welt mitten auf dem Ozean zu übermitteln.

Wie an Land gibt es auf dem Luxusliner die Klassengesellschaft hautnah mitzuerleben. In der dritten Klasse sind es die jungen Leute, die voller Hoffnung und Pläne nach Amerika starten. Am Ende sind die meisten von ihnen dem Tode geweiht. In der zweiten Klasse kommt schnell Neid auf die Luxusklasse und ihr ausschweifendes Leben beim Tanztee oder bei Edeldinner auf. Auch hier sind die Charaktere hervorragend besetzt.

So begeistert ein klassisch agierendes Musical mit seinen emotinalen Szenen, seiner Besetzung, den großartigen Kompositionen von Maury Yeston, den großen Chorszenen und dem eindrucksvollen Blick auf die menschlichen Schicksale beim Untergang der Titanic.