Geschichte Schifffahrt und Handel vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert

Köln · Für die Wirtschaft hatte der Rhein von jeher eine zentrale Bedeutung. Schon die Römer nutzten die zentrale Lage als strategischen Vorteil. Mit dem Stapelrecht erlebte Köln als größte Stadt am Rhein eine besondere Blüte.

Der Rhein und seine großen Schiffe prägen bis heute das Stadtbild Kölns.

Foto: WZ/Eppinger

Auch andere Städte wie Düsseldorf und Duisburg profitierten vom großen Strom direkt vor ihrer Haustür. Bis zum Aufkommen der Eisenbahn und später der Motorisierung der Fernstraßen war der Rhein als Transportweg konkurrenzlos. Den großen Sprung für das Transportwesen brachte die Nutzung der Dampfkraft im 19. Jahrhundert. 1826 wurde die Preußisch-Rheinische Dampfschifffahrt von Peter Heinrich Merkens gegründet.

Einen wissenschaftlich fundierten Blick wirft nun in seinem neuen Buch Clemens Graf von Looz-Corswarem auf die Schifffahrt und den Handel auf dem Rhein zwischen dem Mittelalter und dem 19. Jahrhundert. Seine erste Begegnung mit dem großen Strom hatte der Autor bereits seit der frühesten Kindheit. Denn er wuchs in Koblenz-Ehrenbreitstein auf der Festung auf, von wo er den perfekten Blick auf das Deutsche Eck mit seinen Flüssen hatte.

Blick im Studium auf
die Kölner Geschichte

Seine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem spannenden Thema begann bei seinem Studium der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Bonn mit Arbeiten über die Geschichte der Stadt Köln im 16. und 18. Jahrhundert. Nach dem Studium war er im historischen Archiv der Stadt Köln tätig und übernahm später die Leitung des Stadtarchivs in Düsseldorf. Die Beiträge im Buch stammen aus vier Jahrzehnten Forschung und wurden jetzt entsprechend aktualisiert.

Der Rhein als Verbindung zwischen Alpen und Nordsee

Als Wasserweg war der Rhein die Verbindung zwischen Basel und Rotterdam, zwischen den Alpen und der Nordsee und galt auch als wichtiger Teil der Handelsroute zwischen Italien und England. Der Strom hatte die Aufgabe, Waren genauso wie Menschen auszutauschen. Auch Ideen, geistige Strömungen und wirtschaftliche Innovationen fanden ihren Weg über den großen Strom. Durch die schiffbaren Nebenflüsse wie Neckar, Main, Lahn, Mosel, Ruhr und Lippe sowie durch die Kanalverbindungen war das Einzugsgebiet noch weit umfangreicher als nur dessen unmittelbare Uferbereiche mit ihren großen Städten.

Immer wieder stellte der große deutsche Fluss die Menschen vor große Herausforderungen. So mussten Techniken gefunden werden, um den schwierigen Weg stromaufwärts bewältigen zu können. Erst die Dampfschifffahrt schaffte Abhilfe. Der Fluss war in der Zeit vor dem 19. Jahrhundert oft wild und unberechenbar. Hier konnte erst die Kanalisierung als Wasserstraße eine wirkliche Erleichterung mit sich bringen. Aber bis heute bringen Hoch- und Niedrigwasser ihre Probleme für die Menschen auf dem und am Rhein mit sich.

Zu den im Buch behandelten Themenfeldern gehören zum Beispiel die Verkehrsverhältnisse auf dem Niederrhein zur Hansezeit mit den verschiedenen Schiffstypen, die dort unterwegs waren, und Seeschiffe wie die Koggen vor Köln. Es geht um wichtige Entwicklungen wie beim Stapelrecht von Köln, das für die Entwicklung der großen Stadt von entscheidender Bedeutung war. Für die Schiffe und ihre Betreiber bedeuteten Zölle und andere Abgaben Erschwernisse bei der Nutzung des Rheins als Transportweg. Weiter behandelt werden die niederrheinische Schiffergilde zur Napoleonischen Zeit oder Schiffe im Eis, die „Verwinterungen“ von Schiffen auf dem Rhein. Auch einzelne Geschehnisse wie das Unglück des Frachtschiffs „Helena“ 1830 vor Düsseldorf werden behandelt.

Ebenso wichtig wie das Stapelrecht war im 19. Jahrhundert das Aufkommen der Dampfschifffahrt, dem gleich zwei Kapitel gewidmet sind. Ein eigenes Kapitel hat die Zonser Fähre im 19. Jahrhundert bekommen. Das gilt auch für das Ratsschiff der Stadt Köln im 16. Jahrhundert und für die Staatsschiffe des Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus – echte Prunkschiffe auf dem großen Strom. Eine wichtige Quelle für den Autor waren die Kölner Handelskammerakten 1795-1830, denen ein eigenes Kapitel gewidmet wird. 

Clemens Graf von Looz-Corswarem: Schifffahrt und Handel auf dem Rhein vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, Böhlau-Verlag, 562 Seiten, 39,99 Euro