Bildung Solarstrom kommt vom Schuldach

Köln · Die neugotische Fassade des Hansa-Gymnasiums am gleichnamigen Teil der Kölner Ringe ist so imposant wie die lange Geschichte dieser Schule. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts in nur vier Jahren Bauzeit.

Das Gerüst vor der neugotischen Fassade des Hansa-Gymnasiums wird gerade wieder abgebaut.

Foto: step/Eppinger

Zunächst wurde das Gebäude als städtische Handelsschule genutzt, später diente sie auf die Initiative des Kölner Industriellen Gustav von Mevissen, der als Skulptur auch an der Fassade verewigt ist, auch als Handelshochschule. Ab 1925 wurde die Lehranstalt als Oberrealschule weitergeführt. Heute besuchen etwa 700 Schüler das Hansa-Gymnasium.

Seit 2017 haben die „Hanseaten“, wie sich die Schüler selbst nennen, ihr Gymnasium allerdings nicht mehr von innen gesehen. Damals starteten die Bauarbeiten für den Altbau und den zum Gymnasium gehörenden Erweiterungsbau auf einer Fläche von mehr als 10.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche. Insgesamt umfasst die gesamte Bildungslandschaft Altstadt Nord unter anderem eine Grundschule, einen Kindergarten, die Mensa, das Studienhaus und das Abendgymnasium, wo die „Hanseaten“ aktuell untergebracht sind.

Die Fassade ist wieder in
ihrer vollen Pracht zu sehen

Auch die repräsentative Fassade aus Tuff, Basalt und Sandstein war samt ihren Steinskulpturen aus hellen, französischen Muschelkalk war lange nicht mehr zu sehen, da alles hinter einem großen Gerüst verschwunden war. Der Grund hierfür war der teilweise sehr schlechte Zustand des Dachbereichs des Gebäudes, dessen Dachstuhl komplett ertüchtigt werden musste. Künftig wird sich dort die Schulaula und ein großes Musikzimmer befinden.

Gerade sind die Bauarbeiten im Hansa-Gymnasium auf der Zielgeraden angelangt. Bis zur Mitte des kommenden Jahres sollen laut der städtischen Gebäudewirtschaft die Arbeiten abgeschlossen sein. Ob die Lehrer und Schüler dann bereits zum kommenden Schuljahr 2024/25 wieder in ihr Gebäude einziehen werden, steht derzeit noch nicht fest. Für viele der aktuellen Schülerinnen und Schüler war es eine Schulzeit, die sie fast komplett im Interim zugebracht haben.

Beim Gang durch den Bau lässt sich schnell erkennen, dass sich die aufwendigen Bauarbeiten wirklich gelohnt haben. Fast alles, was hier eingebaut wurde, ist, wie zum Beispiel die Schülerspinde, eine Maßanfertigung. Auch der Keller des historischen Gebäudes wird künftig als Bereich für die hochmodernen Fachräume für die Naturwissenschaften genutzt. Dafür mussten zum Beispiel die feuchten Kellerwände aus Backsteinen mit einer zentimeterdicken Spezialputzschicht versehen werden.

Zu den Herausforderungen gehörte im Altbau die Verbindung von Denkmalschutz mit den modernen Sicherheitsanforderungen wie dem Brandschutz oder auch aktuellen energetischen Standards. So wurden die historischen Fenster zum Hansaring erhalten. Dahinter befindet sich aber eine zweite moderne Glasfront. Künftig werden die Fenster abends von innen erleuchtet. Auch die historischen Fliesenböden wurden teilweise komplett entfernt, eingelagert und dann wieder neu verlegt. Erhalten werden konnten zudem die alten Kreuzgewölbe in den Schulgängen.

Zu den großen Anliegen der städtischen Gebäudewirtschaft gehört im Sinne der angestrebten Klimaneutralität die Ausstattung der Verwaltungsgebäude, Schulen und Kindergärten in Köln mit Fotovoltaikanlagen auf den Dächern. „Wir überprüfen das seit 2010 bei allen Baumaßnahmen in den städtischen Schulen. Dabei kommt es zum Beispiel auf die Ausrichtung der Dächer oder auch auf deren Statik an“, erläutert das die Leiterin der Gebäudewirtschaft der Stadt, Petra Rinnenburger.

Beim Hansa-Gymnasium werden die Anforderungen bei Dach über dem Neubau perfekt erfüllt. Das gilt auch für die Statik, denn die hier verbaute Fotovoltaikanlage wiegt stolze 3220 Kilo, etwa so viel wie zwei ausgewachsene indische Elefanten. Sie nimmt eine Fläche von 280 Quadratmetern ein.

Die Anlage erzeugt mehr 46.500 Kilowatt im Jahr und deckt so zwischen 80 und 90 Prozent des erfahrungsgemäß hohen Strombedarfs der Schule ab. Bislang gibt es in Köln insgesamt 48 Fotovoltaikanlagen auf Schuldächern, 29 weitere sollen noch folgen.

An der Fassade zum Hansaring wird derzeit gerade das große Gerüst entfernt, sodass der Blick auf das Gebäude wieder möglich ist. An der Fassade wurden Sicherungsarbeiten durchgeführt, alles wurde zudem neu verfugt und gereinigt, sodass auch die Skulpturen wieder hell erstrahlen.

„Die Fassade ist sehr massiv und solide. Da wurde im 19. Jahrhundert handwerklich mit einer sehr Qualität gearbeitet“, sagt Steinrestaurator Thomas Lehmkuhl. Zurückkehren wird jetzt auch wieder die alte Treppe zum Haupteingang, die zwischenzeitlich eingelagert worden war. Insgesamt werden die Baukosten von der Stadt aktuell mit 70 Millionen Euro veranschlagt.