Geschichte Spendenkampagne für den Römerturm startet
Köln · Er ist der letzte erhaltende Wachturm der einst vier Kilometer langen römischen Stadtmauer, die dem Schutz der Siedlung Colonia Claudia Ara Agrippinensium diente. Doch der imposante Turm war auch ein steinernes Werbebanner für die römische Kultur.
Entsprechend aufwendig und detailreich wurde die Mauerdekoration mit verschiedenen Steinsorten wie Trachyt, Tuff, Grauwacke, Kalkstein und Ziegel umgesetzt. Die Fischgrätenmuster, Halbrosetten oder stilisierte Tempelfronten finden sich bis heute in dem Mauerwerk.
Im Mittelalter nutzte ein
Kloster den Turm als Latrine
Überdauert hat der 2000 Jahre alte Turm das Mittelalter als Latrine des Klarissenklosters. Erst im 19. Jahrhundert besann man sich wieder auf die römischen Ursprünge des „Clarenturms“ und setzte ihm einen Zinnenkranz auf. Allerdings haben gerade die letzten Jahrzehnte beim in den 70er Jahren restaurierten Gemäuer ihre Spuren hinterlassen.
Autoabgase, Reifenabtrieb und anderer Großstadtschmutz haben den 9300 Steinen und den Fugen dazwischen stark zugesetzt. Dabei braucht jeder Stein seine ganz spezifische Behandlung bei einer Restaurierung. Viele der Steine sind durch die Verwitterung stark beschädigt worden, viele Fugen sind massiv ausgewaschen. Eine steingenaue Übersicht über die Schäden wurde bereits erstellt.
Dazu kommt, dass sich Teile der Außenschale über eine Fläche von mehreren Quadratmetern von der Kernmauer gelöst und so einen bis zu 16 Zentimeter breiten Hohlraum gebildet haben. Aktuell schützt ein Gerüst die Stelle. Mittels von Ankerstangen wird gerade die Außenschale wieder mit dem steinernen Kern verbunden. Dafür arbeitet man mit Spezialmörtel, der mittels von dünnen Plastikröhren ins Mauerwerk eingebracht wird.
Sind diese Arbeiten zum Jahresende abgeschlossen, beginnt die eigentliche Restaurierung, die zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen wird. Insgesamt werden die Arbeiten am Römerturm 900.000 Euro kosten. Für jeden einzelnen Stein müssen 95 Euro investiert werden. Dazu kommt die verschmutzte Turmoberfläche, die die ursprüngliche Wirkung der Steinmosaike stark beeinträchtigt. Hier soll eine Reinigung die ursprüngliche Farbigkeit wiederherstellen.
Die Spendenkampagne soll
das Projekt unterstützen
Um das ambitionierte Projekt umsetzen zu können, haben die Stiftung Denkmalschutz und der Förderverein Römische Stadtmauer unter dem Vorsitz der früheren Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner die Spendenkampagne „Der Römerturm in Köln braucht Ihre Hilfe“ in dieser Woche gestartet. Mit der Kampagne soll auch das Bewusstsein für diesen Schatz der Stadt geschärft werden.