Der Musical Dome war als Provisorium geplant und verzeichnet inzwischen eine Erfolgsgeschichte über Jahrzehnte.
Interview Vom Provisorium zur Institution
Henning Pillekamp ist als Theaterleiter für den Kölner Musical Dome verantwortlich. Im Interview spricht er über die zunehmende Bedeutung von Events und vom Umgang mit dem Corona-Virus.
Henning Pillekamp: Ja, der Musical Dome war als Provisorium für drei Jahre geplant und inzwischen gibt es ihn seit gut 20 Jahren. Er ist ein hochklassige Produktionsstätte – und ein echtes Phänomen.
Was hat sich in den zwei Jahrzehnten geändert?
Pillekamp: Zu Beginn waren es meist längere Eigenproduktionen, inzwischen hat sich das gewandelt. Zum einen gibt es deutlich mehr Produktionen auf dem Markt und zum anderen wünscht sich das Publikum mehr Vielfalt. Da muss man einen guten Mix aus Eigen- und aus Gastspielproduktionen anbieten. Neben den deutschen Stücken gehören englische Originalproduktionen wie Miss Saigon, Chicago und The Book of Mormon zu den Highlights. Gerade das letzte Musical war spannend, da wir so ganz neue Zielgruppen erreichen konnten. Böhmermann hat darüber berichtet und Comedians wie Luke Mockridge waren bis zu dreimal bei uns im Musical Dome. Außerdem kamen viele Gäste auch von weiter weg. Bei uns gab es das einzige Gastspiel von The Book of Mormon in Deutschland. Für viele war Köln eine Alternative zu London oder New York.
Welche Rolle spielen solche Gastspiele für Sie?
Pillekamp: Etwa seit anderthalb Jahren haben wir verstärkt Gastproduktionen im Musical Dome. Die Nachfrage der Tourproduktionen war dar und ist auch gewachsen. Lange Zeit mussten diese in die Arena oder ins Theater am Tanzbrunnen ausweichen. Jetzt kommen sie zu uns.
Auch der Eventbereich spielt im Musical Dome eine größere Rolle.
Pillekamp: Lange Zeit war es schwer, bei acht Vorstellungen in der Woche noch Platz für Events zu finden. Da blieb oft nur der spielfreie Montag. Das hat sich inzwischen geändert und wir können attraktive Termine anbieten. Im Prinzip sind jetzt an jedem Tag Events möglich. Die Spannweite reicht von kleinen Veranstaltungen mit 100 Personen bis zu Großveranstaltungen im Saal mit bis zu 1700 Gästen. Das kann eine Dinnerveranstaltung im Foyer mit Blick auf den Rhein sein, ein Kongress- bzw. eine Tagung, eine Autopräsentation oder eine Firmen- bzw. Weihnachtsfeier auch kombiniert mit einer Produktion bei uns im Haus. Dabei spielt uns die Lage direkt am Hauptbahnhof und mit dem eigenen Parkhaus in die Karten. Gerade das Foyer lässt sich sehr flexibel nutzen, da gibt es auch eine kleine Bühne und eine Tanzfläche. Die Nachfrage ist entsprechend groß und steigt weiter an. Für uns ist das eine spannende Erweiterung unseres Portfolios. Wir sind eine Fullservice-Agentur und können alles aus einer Hand bieten.
Wir sprachen gerade vom Provisorium. Wie ist die Perspektive für den Musical Dome?
Pillekamp: Aktuell gibt es Gespräche zu einer Verlängerung, die auch positiv gelaufen sind. Natürlich wissen wir, dass der Musical Dome eine endliche Geschichte hat. Aber wir haben den Zuschlag für das Staatenhaus bekommen, insofern gibt es für uns eine langfristige Perspektive auch nach dem Ende des Musical Domes.
Gibt es Pläne für eine längerfristige Produktion am Standort Köln?
Pillekamp: Zunächst braucht es Planungssicherheit bei der Spielstätte und wir brauchen auch eine Produktion, die das Potenzial hat, über einen längeren Zeitraum zu funktionieren. Das beste Beispiel dafür ist der Starlight Express in Bochum, ein Haus, das neben dem Capitol Theater in Düsseldorf auch zu unserem Unternehmen gehört.
Aktuell beschäftigt das Corona-Virus die Veranstaltungsbranche.
Pillekamp: Die aktuelle Lage muss man ernst nehmen und das machen wir auch. Selbstverständlich halten wir uns an die behördliche Anordnung, dass bis zum 10. April keine Veranstaltungen im Theater mit mehr als 1000 anwesenden Personen durchgeführt werden dürfen. Für die übrigen Veranstaltungen ermitteln wir die Voraussetzungen individuell in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt und den bei uns eingemieteten Veranstaltern. Wir haben zudem überall Desinfektionsmittel im Haus bereitgestellt, unsere Reinigungszyklen erhöht und die Teams noch einmal für die empfohlenen Hygienemaßnahmen des Robert-Koch-Instituts sensibilisiert. Wir werden auch in Zukunft keinerlei Risiken eingehen. Die Entscheidungen dazu muss man von Tag zu Tag immer wieder überprüfen.