Wasserbusse Wasserbussystem wird realistischer
Köln · Die im März 2020 in Auftrag gegebene Machbarkeitsuntersuchung eines Wasserbussystems auf dem Rhein konnte kürzlich erfolgreich abgeschlossen werden. Im Ergebnis kommen die mit der Erstellung beauftragten Gutachterbüros zu dem Schluss, dass vor dem Aufbau eines solchen Systems noch ergänzende Untersuchungen beziehungsweise Vorarbeiten zu leisten sind. Mit der Sitzung des Verkehrsausschusses am 23. November startet nun der politische Beratungslauf zum weiteren Vorgehen auf Basis der vorliegenden Ergebnisse.
Die Verwaltung schließt sich der gutachterlichen Meinung an und schlägt den politischen Gremien vor, zunächst ein qualifiziertes Arbeitsprogramm zu erarbeiten, in dem die weiteren Schritte festgehalten, in eine zeitliche Reihung gebracht und Ressourcenbedarfe sowie Zuständigkeiten abgesteckt werden. „Ein Wasserbussystem auf dem Rhein könnte für die Region Köln ein weiterer wichtiger Baustein der Verkehrswende werden. Es ist nicht länger eine Utopie, sondern inzwischen tatsächlich eine realistische Möglichkeit. Wir sollten jetzt alles daran setzen, zu ermitteln, unter welchen Voraussetzungen ein Wasserbussystem auf dem Rhein tatsächlich verwirklicht werden kann. Dafür ist noch einiges zu tun, deshalb sollten wir jetzt die Planungen konkretisieren und vorantreiben“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Viele Vorarbeiten und weitere Untersuchungen notwendig
Hierzu will die Verwaltung in engen Austausch mit relevanten Akteuren treten. Denn die Gutachter machen in ihrem Abschlussbericht sehr deutlich, dass der Einrichtung eines Wasserbussystems zwar keine unüberwindlichen Hürden entgegenstehen, diese aber sehr komplex ist und daher noch viele Vorarbeiten und weitere Untersuchungen notwendig sind, bis ein Wasserbussystem in einen dauerhaften, vollständig in den öffentlichen Personennahverkehr integrierten Betrieb gehen kann. Hierfür ist die Verwaltung auf die Expertise und aktive Unterstützung externer Stellen angewiesen.
„Ich freue mich, dass wir bei der Prüfung, perspektivisch ein Wasserbussystem in Köln einzuführen, einen Schritt weiter gekommen sind. Denn wir benötigen neue, in den Nahverkehr integrierte Alternativen, die eine attraktive Angebotserweiterung im Rahmen der nachhaltigen Mobilität darstellen“, sagt Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt.
Die Gutachter stellen in ihrer Empfehlung fest, dass ein Wasserbussystem insgesamt gute Voraussetzungen für eine Implementierung zur Ergänzung in das ÖPNV-System besitzt. So ist ein solches System zunächst einmal grundsätzlich realisierbar, wenngleich noch viele Details im Vorfeld zu klären sind. Die Stadt geht davon aus, dass sich ein Wasserbussystem positiv auf die Mobilität, insbesondere in den stark verdichteten Bereichen, auswirkt. Auch die Resilienz des Gesamtverkehrssystems wird gestärkt, da sowohl dem Rad- und Fußverkehr als auch dem ÖPNV neue brückenunabhängige Querungsmöglichkeiten des Rheins ermöglicht werden. Insbesondere die enge Verknüpfung mit dem Radverkehr inklusive der vorgesehenen Fahrradmitnahme bietet den Menschen die Möglichkeit, Wege mit dem Rad zurückzulegen, die heute unter Umständen noch unattraktiv sind.
Der Schiffbau befindet sich derzeit in einer Transformationsphase hin zu nachhaltigen Antriebstechnologien, was perspektivisch den klimaneutralen Betrieb eines Wasserbus-systems ermöglichen wird. Darüber hinaus sind die Gutachterbüros der Überzeugung, dass ein Wasserbussystem auch positive Wirkungen auf die Wahrnehmung und das Image von Stadt und Region entfalten und somit für indirekte Wertschöpfungseffekte sorgen wird. Aus volkswirtschaftlicher Sicht könne sich ein Wasserbussystem daher auf lange Sicht durchaus rechnen, wenn es sich zunächst auf besonders nachfragestarke Relationen beschränke und sukzessive ausgebaut werden könnte, so die Gutachter.
Sie bekräftigen daher noch einmal ihre Empfehlung aus dem Zwischenbericht, ein Wasserbussystem stufenweise einzurichten. Weiterhin soll dabei auf bestehendes Wissen aufgebaut und mit marktreifen Lösungen gestartet werden. Gegebenenfalls bietet sich daher für den Start zunächst der Rückgriff auf gebrauchte oder geleaste Schiffe an. Nach Möglichkeit sollte auch eng mit bestehenden Schiffsbetreibern zusammengearbeitet werden.
Der Fokus der Untersuchung auf eine volkswirtschaftliche Bewertung des Wasserbussystems lässt in einem weiteren Schritt zudem eine eingehendere Betrachtung der betriebswirtschaftlichen Parameter sinnvoll und notwendig erscheinen.