Interview „Wir sollten dankbar sein“

Köln. · Kölner Band Koenige & Priester liefert den Song zum heutigen „Tag der deutschen Einheit“ und geht mit dem neuen Album „Leuchtfarben“ an den Start.

Thomas und Jonathan Enns von Koenige & Priester im Carlsgarten in Mülheim.

Foto: step/Eppinger

Die Kölner Band Koenige & Priester liefert mit "Danke Deutschland "den Song zum Jahresauftakt des 30. Jahrestages des Mauerfalls und der deutschen Wiedervereinigung im kommenden Jahr. Der Titel wird bei den diesjährigen Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit heute in Kiel uraufgeführt. Am 11. Oktober erscheint "Leuchtfarben", das dritte Studio Album der Band. In Zusammenarbeit mit den Erfolgsproduzenten Michael Herberger (Söhne Mannheims, Sing meinen Song) und Ruben Rodriguez (Cassandra Steen, Culcha Candela, BossHoss, Ray Garvey), hat Koenige & Priester eine "Sound-Sprache" erschaffen, die es bisher in der deutschen Musiklandschaft noch nicht gibt.

Koenige & Priester sind Florence Joy (StarSearch Gewinnerin 2004) sowie ihr Mann Thomas und sein Bruder Jonathan Enns (beide Finalisten DSDS 2007). Die Enns Brüder wissen was Freiheit und Frieden bedeutet: Als russlanddeutsche Familie 1981 nach Deutschland zurückgekehrt, wollen sie aus persönlich erlebter Dankbarkeit ein Zeichen setzen- gegen die sich immer weiter ausbreitende Unzufriedenheit. Am 12. Oktober folgt das Albumrelease-Konzert mit Aftershowparty im Kölner Carlswerk Victoria. 

Wie kam es zum Song zur deutschen Einheit?

Thomas Enns: Wir haben seit Januar in Mannheim im Studio an unserem neuen Album gearbeitet. Es lag uns am Herzen, mal ehrlich „Danke Deutschland“ zu sagen. Oft fallen einem schnell alle negativen Dinge ein, die es zu bemängeln gibt. Das Danke sagen kommt dabei leider zu kurz. Wenn man einen Raum betritt, in dem Leute nur negativ sprechen, ist die Atmosphäre so schlecht, dass man nicht dableiben möchte. Auf reicht aber schon ein Mensch, der positiv und laut seine Dankbarkeit und seine Zuversicht ausdrückt, um die Atmosphäre nachhaltig zu verbessern. Das wünschen wir uns für Deutschland, da sind wie oft nur im Nörgeln gut. 

Was macht Sie dankbar?

Enns: Ich habe mit meiner Frau Florence vier Kinder und da fallen einem oft zuerst die negativen Dinge ein, die einem Probleme bereiten. Da stimmt das Nörgel-/Dankbarkeitsverhältnis nicht mehr. Dabei sollten wir doch gerade unsere Kinder dazu ermutigen, positiv zu denken.

Jonathan Enns: Unsere Eltern sind 1981 mit drei Koffern von Russland nach Deutschland nach Hause gekommen. Das war noch vor der Wiedervereinigung. Sie haben sich ihre Existenz in Deutschland aufgebaut und haben fünf Jungs großgezogen, die alle studieren und eine musikalische Ausbildung genießen konnten. Wir haben so ein Bildungssystem, das uns alle Chancen gibt, und wir leben in Freiheit und Frieden. Mit Fleiß kann man hier in diesem Land etwas erreichen. Dafür sollten wir dankbar sein. 

So sind Sie froh in Deutschland aufgewachsen zu sein?

Thomas Enns: Wenn man auf Deutschland blickt und sieht, wie die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg ihr Land wieder mit viel Fleiß und Arbeit aufgebaut haben, sieht man, in was für einem wunderbaren Land wir leben. Das ist vielen jungen Menschen heute gar nicht mehr bewusst. Sie haben ja zum Glück keinen Krieg miterleben müssen. Und sie haben es nicht mitbekommen, wie die Leute in Leipzig mit Kerzen für die Freiheit friedlich auf die Straße gegangen sind. Die friedliche Revolution war weltweit etwas ganz besonderes. Wenn man auf Nord- und Südkorea blickt, weiß man, dass so eine Wiedervereinigung nichts Selbstverständliches ist, auch wenn beide Länder eigentlich zusammengehören.

Jonathan Enns: Das, was da vor 30 Jahren erreicht wurde, müssen wir heute schützen. Dafür trägt jeder seine Verantwortung. 

Können Sie sich noch an den Mauerfall erinnern?

Thomas Enns: Ich war mit sieben Jahren noch sehr jung. Ich erinnere mich, wie meine Eltern vor dem Radio gesessen sind und wusste, da ist etwas Schönes passiert. Wirklich einordnen konnte ich das aber nicht. 

Sie haben auch eine besondere Kampagne zu „Danke Deutschland“ an den Start gebracht.

Jonathan Enns: Ja, die Kampagne ist gerade online angelaufen. Wir wollen 82 Millionen Menschen ermutigen, den Satz „Danke Deutschland für ...“ zu ergänzen. Oft muss man für positive Dinge länger nachdenken, weil man sich daran gewöhnt hat. Aber es ist wichtig, sich auf die positiven Aspekte zu besinnen, das tut unserem Land gut. 

Wie kam der Song nach Kiel zur Einheitsfeier?

Thomas Enns: Wir haben den Song einem Freund vorgespielt, der viel mit Fernsehen und Großevents zu tun hat. Er fand den Song sehr passend für das große Jubiläum des Mauerfalls und der Wiedervereinigung. Erst war er nur als Lückenfüller gedacht, jetzt werden wir den Abend damit eröffnen und das vor sehr großem Publikum mit dem Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins auf einer Bühne mitten im Wasser. Etwas aufgeregt sind wir schon, aber es ist auch eine Riesenehre für uns. 

Das aktuelle ist Ihr drittes Album, was hat sich verändert?

Jonathan Enns: Der Sound ist frischer, jünger und elektronischer geworden. Die ersten beiden Alben waren Rock/Pop-Alben. Das neue ist elektronische, tanzbare Musik, wie man sie sonst nur aus den USA kennt. Wir singen trotzdem aber weiter auf Deutsch. 

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Thomas Enns: Wir sind kölsche Jungen und sind in Dellbrück und Porz aufgewachsen. Ich lebe mit der großen Familie inzwischen in Lohmar und mein Bruder in Siegburg. Aber Köln bleibt unsere Heimat. Wir lieben die herzliche und freundliche Art der Kölner.