Wie erleben Sie als Musiker die Corona-Krise?
Interview Zu den Wurzeln des Hardrocks
Am 11. Januar kommen Gotthard mit ihrem gerade erschienen neuen Album „#13“ ist Kölner Carlswerk. Wir sprachen vorab mit Marc Lynn.
Marc Lynn: Für uns als Band ist das eine schwere Zeit. Wir waren mittendrin bei den Proben für die Tour und sind von jetzt auf nachher von 100 auf 0 ausgebremst worden. Jetzt versuchen wir die Fans über unsere Onlinekanäle zu trösten und freuen uns auf die Tour im Winter. Aktuell sind wir etwas verteilt, da unsere Bandmitglieder in drei verschiedenen Ländern leben und so durch Corona getrennt worden sind. Aktuell gibt es im Probenraum den Frühjahrsputz und die Aufarbeitung von neuen Ideen. Natürlich ist die Zwangspause jetzt schwierig, aber wir müssen jetzt in der Gesellschaft solidarisch sein und zusammenhalten, nur so kommen wir möglichst schnell durch die Krise.
Gotthard gibt es seit 28 Jahren, wie hat sich die Band und ihre Musik verändert?
Lynn: Der größte Einschnitt war sicher der Sängerwechsel vor zehn Jahren, als unser damaliger Frontmann bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Danach mussten wir erst einmal unser Comeback schaffen. Verändert hat sich unsere Arbeit auch durch die Digitalisierung. Die gesamte Kommunikation, die Werbung und der Vertrieb hat sich verändert. Stand Anfangs noch die CD im Mittelpunkt, wird heute gestreamt. Es sind ganz andere Herausforderungen für eine Band. Früher musste einfach die Musik gut sein, heute muss man die digitalen Kanäle beherrschen. Musikalisch war es uns immer wichtig, nicht auf der Stelle stehen bleiben, sondern sich weiterentwickeln. Kein Album sollte so sein wie das vorherige und trotzdem muss unsere Handschrift noch erkennbar sein. Aktuell bekennen wir uns wieder mehr zu unseren Wurzeln, die Musik ist wieder roher und kantiger geworden.
Das Album trägt den schlichten Titel „#13“.
Lynn: Die 13 hat uns dieses Mal wirklich begleitet. Es ist unser 13. Album mit 13 Songs aufgenommen im Studio 13 und es ist auch noch am 13. März veröffentlicht worden. Da lag es nahe, diesen Titel zu wählen. Die Zahl ist auch irgendwie mystisch – eine Glücks- und Pechzahl zugleich. Da Cover zeigt zwei kämpfende Kühe und geht auf eine Tradition der Ringkuhkämpfe im Wallis zurück. Dort werden unblutige Kämpfe um die Anführerkuh einer Herde ausgetragen – das ist sehr energiereich und passt zu unserem Sound.
Was macht den internationalen Erfolg der Band mit bislang drei Millionen verkaufter Alben aus?
Lynn: Als wir Ende der 90er uns gegründet hatten, war der Hardrock tot. Wir waren damals so etwas wie die letzten unsere Art. Unser Sound orientierte sich an der 70ern mit Bands wie Led Zeppelin oder Deep Purple. Das hat uns tatsächlich Fans gebracht und das nicht nur in der Schweiz, sondern international. Wir machen klassischen 70/80er Hardrock mit unserem ganz eigenen Touch. Das kommt gut an. Unsere Fans schätzen das, auch wenn es immer wieder mal Kritik gibt, wenn wir die Richtung etwas verändern und mal softer und mal härter werden.
Wie sieht die Hardrockszene der Schweiz aus?
Lynn: Für die Größe unseres Landes sind wir da ganz gut aufgestellt. Es gibt etwa fünf Bands die international erfolgreich sind.
Sie haben mit Francis Rossi von Status Quo zusammen gearbeitet.
Lynn: Der Kontakt entstand als Leo Leoni und Nic Maeder vor zwei Jahren bei „Rocks meets Classic“ dabei waren. Sie haben Francis kennengelernt und die Idee für einen gemeinsamen Song entstand. Nach „Bye Bye Caroline“ ist „From Dusk Till Dawn“ schon die zweite Kooperation. Bei der gleichen Gelegenheit gab es auch den Kontakt zu Eric Bazlian von The Hooters, der bei uns jetzt auch vor Ort war – aus der Kooperation sind „Bad News“ und „Marry You“ entstanden.
Ungewöhnlich für eine Hardrock-Band ist außerdem die Coverversion des Abba-Songs „SOS“.
Lynn: Abba hat viele Rockmusiker inspiriert. Selbst Lemmy von Motörhead konnte sich dafür begeistern. Das sind großartige Songs und so etwa zu schreiben, ist richtig schwer. Deshalb haben die meisten Musiker Ehrfurcht vor Abba. Die Idee zum Cover von „SOS“ gab es schon ziemlich lange, umgesetzt wurde sie aber erst jetzt. Bei Abba ist das ein ziemlich trauriger Text mit einer sehr fröhlichen Melodie. Wir haben das Stück ernsthafter und dem Text angepasster interpretiert. So ist etwas ganz Neues entstanden.
Sie kommen im Januar ins Kölner Carlswerk. Welche Beziehung haben Sie zur Stadt?
Lynn: Wir waren häufiger da, weil es ja in Köln wichtige Größen im Musikgeschäft gegeben hat. Da gab es häufig Promotermine. Und natürlich haben wir uns dann auch die Innenstadt mit dem Dom angeschaut. Dabei ging es weniger um touristische Ausflüge, sondern mehr um Leute, die wir in der Region gut kennen. Da waren unsere Konzerte oft die Möglichkeit, Freunde wiederzusehen.