Kreis startet ÖPNV-Offensive: Kritik von den Kommunen

Burscheids Bürgermeister Stefan Caplan teilt die Notwendig eines Umdenkens, bemängelt aber fehlende Einbindung.

Foto: RVK

Burscheid/Rhein.-Berg. Kreis. Mit einer großen Werbekampagne läutete bei seinem ersten öffentlichen Pressetermin der neue Landrat Stephan Santelmann den ÖPNV-Fahrplanwechsel im Kreis am 10. Dezember ein. Auch die Geschäftsführer der beiden Verkehrsunternehmen waren während der Präsentation der Öffentlichkeitsoffensive vor dem Altenberger Dom präsent — und hatte zwei Busse der Betriebe vor historischer Kulisse für die Fotografen positioniert.

Wie berichtet, werden die Takte von 30 Hauptlinien im Kreis verdichtet. Darunter ist auch die Linie 260 von Remscheid über Burscheid nach Köln. Der RVK-Bus fährt künftig wochentags ab etwa 4 Uhr morgens bis Mitternacht im Halbstundentakt. An Samstagen geht es ebenfalls im Halbstundentakt weiter, in Richtung Köln bis 20 Uhr, in umgekehrter Richtung aber nur bis 18 Uhr.

Santelmann sprach im Zusammenhang mit der Offensive von einem „Paradigmenwechsel“ im ÖPNV des Kreises, von einem nachfrage- zu einem angebotsorientierten öffentlichen Personennahverkehr. „Es geht darum, dass mehr Menschen in einem Bus unterwegs sind. Das wollen wir erreichen.“

Wilmund Opladen, Vorsitzender der Kreisverkehrsausschusses, lobte die Umsetzung der Verwaltung und das einstimmige Votum im Ausschuss für den Vorschlag von CDU und Grünen. „Wir sind zuversichtlich, dass mehr Menschen die Busse nutzen“, sagte er. Dennoch müssten Fahrgastzählungen und entsprechende Evaluierungen dies zeigen. „Nur so können wir die Mehrkosten rechtfertigen.“ Jetzt gehe es aber erst mal darum, nicht auf die Fahrgastzahlen zu schauen, sondern das Angebot bekannt zu machen und viele Menschen zum Umsteigen zu bewegen.

Die Kommunen im Kreis schauen allerdings genau auf die Kosten. Denn die zusätzlich 1,5 Millionen Euro im Jahr (zu den bislang 4,5 Millionen Euro) müssen die Städte und Gemeinden über die Umlage an den Kreis schultern. Für Burscheid bedeutet dies ein finanzieller Mehraufwand in Höhe von 105 000 Euro jährlich. Hinzu kommt ab 2019 noch die Belastung durch den Kauf von Wasserstoffbussen (wir berichteten). Bürgermeister Stefan Caplan geht deshalb von dann einem zusätzlichen Betrag in Höhe von etwa 150 000 Euro aus. Caplan sagt aber auch: „Das sind nicht die falschen Themen und es ist auch nicht die falsche Richtung. Wir müssen mit den Verkehrssituationen anders umgehen, als in den vergangenen 20 Jahren.“ Dennoch erhofft sich Caplan, der mit den Verwaltungschefs der anderen Kommunen in Verbindung stehe, künftig eine bessere Kooperation mit dem Kreis. „Es hat nie eine inhaltliche Abstimmung mit den Kommunen gegeben.“ Womöglich wäre man dann zu anderen Überlegungen, Prioritäten und anderen Kosten gekommen. Allerdings teile er auch, dass man nicht schon nach einem Jahr streng nachhalten dürfe. „Verhaltensänderungen funktionieren nicht von heute auf morgen. Wir möchten deshalb, dass die Zahlen nach drei Jahren evaluiert werden.“