90. Geburtstag Künstlerin Edith Doussier: „Die Kunst hat mich jung gehalten“
Die Burscheider Künstlerin Edith Doussier wird Mittwoch 90 Jahre alt. Das feiert sie mit einer neuen Ausstellung und neuen Werken im Haus der Kunst.
Burscheid. Dass Edith Doussier Mittwoch 90 Jahre alt wird, das glaubt ihr keiner. Jedenfalls niemand, der die vitale, ausstrahlungsstarke Künstlerin auf der Straße trifft. Die Grande Dame der Burscheider Kunstriege feiert ihren Ehrentag mit einer Ausstellungseröffnung im Haus der Kunst.
Ihren letzten runden Geburtstag, den 85., hat sie genau so gefeiert. „Und damals hat sie schon gesagt: Wenn ich mit 90 Jahren noch so kann, wie ich will, dann mache ich wieder eine Ausstellung“, erzählt Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiß.
Und sie kann, wie sie will. In den vergangenen fünf Jahren seit der Ausstellung im Jahr 2011 hat sie unglaubliche 20 Bilder gemalt, die in ihrer neuen Ausstellung „Visionen eines Augenblicks“ zu sehen sind. „Die meisten dieser neuen Bilder sind aber in diesem und im letzten Jahr entstanden“, so die Jubilarin. „Tatsächlich war ich in der letzten Zeit am produktivsten, ich arbeite unter ein wenig Druck einfach besser.“ Insgesamt 54 ihrer Bilder zeigt die Ausstellung.
Ihre Techniken: Aquarell, Acryl, Misch- und Spachteltechnik. Und besonders hat es ihr die Seidenmalerei angetan. „Die Farben leuchten auf diesem Untergrund noch etwas mehr.“ Ihre Motive sind sehr unterschiedlich, von Abstraktem und Ungegenständlichem über Personen, Blumenarrangements und Landschaften. Das älteste Bild der Ausstellung ist das des Altenberger Doms aus dem Jahr 1996.
Was viele von Doussiers heutigen Werken kennzeichnet, ist die Spontaneität, mit der sie entstanden sind. Die Künstlerin plant oft nicht, was sie malen wird, wenn sie beginnt. So etwa bei dem Titelbild ihrer Ausstellung, dem „Augenblick“. „Das kam einfach so aus mir hinaus“, sagt sie zu dem in zarten Orangetönen gehaltenen Acrylbild in Spachteltechnik, in dessen Mitte sich eine blaue Spirale formt. „Ich liebe diese Formen mit Schwung, Kreise und Ellipsen.“ Der Titel der Ausstellung, „Visionen eines Augenblicks“, beschreibt eben diese impulsive Form der Malerei, die sie unterdessen verinnerlicht hat.
Zu Hause male sie entweder in ihrem Malzimmer oder an dem Schreibtisch ihres verstorbenen Mannes. „Dort kommt das Licht von links, meine rechte Hand wirft also keine Schatten“, sagt die Rechtshänderin. Sie könne aber auch am Küchentisch malen, das sei ihr egal. Und manchmal, wenn der Himmel gerade besonders schön ist, da husche sie auch mal im Nachthemd und mit ihrem Malwerkzeug hinaus in den Garten, um den Moment festzuhalten. „Nach zehn Minuten kann der Augenblick vorbei und der Himmel ein anderer sein. Da muss man schnell sein“, sagt sie mit leuchtenden Augen.
Bis zu ihrem 85. Lebensjahr hat Edith Doussier noch als Dozentin an der Volkshochschule gearbeitet. Und das sei, neben viel Sport, der Grund für ihre glänzende Verfassung. „Das Malen und der Kontakt zu meinen Schülern, das hat mich jung gehalten.“
Vier Tage hat der Aufbau für die Ausstellung gedauert, wobei ihre Tochter ihr sehr geholfen hat. Etwa 120 Gäste erwartet Edith Doussier Mittwochabend. „Besser könnte ein runder Geburtstag für mich nicht sein.“