Burscheid Mein erstes Auto: Eine Katastrophe in cremeweiß
Ein NSU Prinz 3 war das erste Auto von Anke Wischer. Doch die Liebe zu dem Wagen wurde nicht erwidert. Er sprang nicht an und hatte Löcher im Boden.
Burscheid. „Er hatte Liegesitze und sah einfach gut aus.“ Hingerissen aus spontaner Leidenschaft legte Anke Wischer 1969 500 Mark auf den Tisch und kauft den NSU Prinz 3. Doch das erste Auto der Vorsitzender der Musicalischen Academie wurde zur großen Enttäuschung für die Burscheiderin. Schon ein halbes Jahr später folgte die Trennung. „Das war eine Katastrophe“, sagt die 70-Jährige.
Die hätte vermieden werden können, sagt Anke Wischer heute. „Ich bin damals losgezogen ohne meinen damaligen Freund und heutigen Mann Detlef.“ Der habe nämlich schon damals Ahnung gehabt von Autos und Technik — und er hätte wahrscheinlich einen Blick unter diese todschicken Fußmatten geworfen. Anke Wischer tat es nicht und erlebte während ihres Lehramtsreferendariats in Hamburg einen besonders harten Winter. „Damit begann das Elend.“
Die Bodenbleche waren im Eimer, und dann kam der erste strenge Frost. „Ich musste das Eis von den Fußmatten abkratzen, sonst wäre ich im Auto ausgerutscht.“ Das war allerdings der Schritt nach den ersten Vorbereitungen zum Start: Schon bei Temperaturen um die fünf Grad musste ein Hilfsmittel her, um dem Motor überhaupt das Anlassen schmackhaft zu machen. Ein bisschen Äther wurde deshalb von Anke Wischer in den Luftfilter gekippt. Das wiederum ging aber nur dann, wenn sie eine Zange zur Hand hatte, da die Haube defekt war. Auch die Batterie war nicht mehr die beste — und musste abends zum Aufladen abgeklemmt und am morgen wieder eingesetzt werden. Ein tägliches Ritual: „15 Minuten hat das schon gedauert.“
Doch der Wagen hatte auch Vorteile. „Ich konnte ihn alleine schieben.“ Und durch die geringe Größe hatte er überall einen Platz. „Ein Polizist hatte mich mal damit auf den Bürgersteig geschickt, weil der Wagen auf der Straße ein Hindernis war.“ Und der Prinz diente vielen als Belustigung. Ihren Schülern beispielsweise. „Einige von ihnen hatten den Wagen durch den Schuleingang getragen und vor das Lehrerzimmer gestellt. Für einen Kiste Cola haben sie ihn wieder herausgetragen.“
Um ständig Nachschub für defekte Teile am Auto zu haben, hatte Anke Wischer übrigens vorgesorgt. „Ich hatte einen Zweitwagen auf dem Schrottplatz.“
Heute fährt die Vorsitzende der Musicalischen Academie übrigens einen Toyota. Zum einen, weil sie selbst in Japan gelebt hat und darin eine kulturelle Verbundenheit sieht. Zum anderen, weil sie damit ihr Erst-Auto-Trauma bewältigt fühlt. „Ich lege großen Wert auf Zuverlässigkeit von Autos.“