Musikschule hofft auf die Fraktionen
Am 17. März ist ein gemeinsames Gespräch zur finanziellen Situation anberaumt. Vorsitzender sieht „sozialen Sprengstoff“.
Burscheid. Der Schicksalstag der Musikschule Burscheid naht. Am 17. März treffen sich die Fraktionen des Stadtrates, um zu besprechen, ob eine kommunale Bezuschussung umsetzbar ist. Kein anderes Thema beschäftigt Michael Baggeler, den Ersten Vorsitzenden der Musikschule, mehr. Das wurde bei der Mitgliederversammlung am Montagabend deutlich.
Im Haus der Kunst schilderte er bis ins Detail, wie schlecht es um den Verein bestellt ist. Allerdings hielt sich das Interesse seitens der Mitgliederschaft in Grenzen. 14 Zuhörer, inklusive Vereinsvorstand, wohnten der Versammlung bei. „Die Musikschule ist entgegen ihrem Naturell ein Verein. Die Leute nehmen uns allerdings als Dienstleister wahr“, sagte Michael Baggeler, der sich eine größere Resonanz erhoffte hatte.
Gänzlich neu dürfte die geschilderte Situation der Musikschule aber auch für die Abwesenden nicht gewesen sein. Seit Jahren macht der Vorstand darauf aufmerksam, dass die Schule dringend finanzielle Unterstützung nötig hätte. Die Politik wiegelte die Begehrlichkeiten bisher aber ab. Die CDU habe der Musikschule in einem Schreiben gar den Bildungsauftrag abgesprochen, empörte sich Michael Baggeler, der mit seinen Mitstreitern jüngst eine Tour durch die Fraktionen hinter sich gebracht hatte. „Das hat mir den Atem stocken lassen. Bürgermeister Stefan Caplan meint, dadurch, dass die Stadt uns Räume zur Verfügung stellt, gewähre sie uns schon einen nennenswerten Zuschuss.“
Der letzte kommunale Zuschuss wurde 1988 gezahlt. Pikant sei, so Michael Baggeler, dass seitens der Stadt Odenthal jährlich ein Zuschuss von 3000 Euro fließt, was die Musikschule zu der Idee bringt, den Instrumentalunterricht dort weiter auszubauen. Es müsse sich augenblicklich was tun. Projektbezogene Hilfe ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Defizit des Vereins ist ein strukturelles. Auf ein Minus von 18 710 Euro geht die Hochrechnung von 2016 aus. Die Musikschule Burscheid könnte bald Zuschüsse des Landes NRW aberkannt werden. Diese sind nämlich an einer nennenswerten kommunalen Unterstützung gekoppelt.
Michael Baggeler will dennoch „vorsichtig optimistisch“ in die nahe Zukunft schauen. Die Musikschule soll weiterleben — vielleicht auch im Schulterschluss mit der Orchesterschule. Die Frage ist nun nur, zu welchem Preis. Den müssen letzten Endes die Mitglieder zahlen. Die Gebühren, so kündigte es Schatzmeister Dirk Stein bereits an, müssen jetzt bereits geringfügig und „mit Augenmaß“ steigen, damit die Lehrerhonorare, die sich momentan im Vergleich zu anderen Musikschulen am unteren Rand befinden, angehoben werden können.
Bereits jetzt hat die Musikschule mit Lehrerschwund zu kämpfen. Zwei Dozenten verließen Burscheid im vergangenen Jahr. „Weil anderswo besser bezahlt wird“, so Michael Baggeler. „Wir haben einen Wettbewerbsnachteil.“ Kommen die kommunalen Zuschüsse allerdings nicht, steigen die Gebühren für die derzeit 630 Schüler nochmals deutlich an. Michael Baggeler fürchtet, dass sich das viele Familien nicht mehr leisten könnten. „Das darf eigentlich keiner wollen. Das birgt sozialen Sprengstoff. Es ist ein Armutszeugnis für diese Stadt.“