Neue Mensa: Der altbekannte Neubau
Rechtzeitig zum Beginn des Schuljahres können 100 Hauptschüler zeitgleich mit Essen versorgt werden.
Burscheid. Man könnte ein Rätsel daraus machen. Was ist neu, ohne dass man es merkt, verbraucht Fläche, ohne dass man es merkt, und ist entstanden, ohne dass man es merkt? Antwort: die neue Hauptschulmensa.
Der Neubau dockt, umrahmt von altem Baumbestand, so organisch an das Hauptgebäude an, als hätte er schon immer hier gestanden. Die Schüler verlieren keinerlei Bewegungsfläche, weil das Gebäude auf einer ungenutzten Böschung entstand. Und Rektorin Waltraud Schmitz bedankt sich bei allen Beteiligten, weil die Schule in der Bauphase "so gut wie gar nicht belangt wurde".
Nur eine von vielen Lobeshymnen, die diesen ersten öffentlichen Gang durch die neue Mensa begleiten. Als "grandiose Idee" feiert Bürgermeister Stefan Caplan den Entwurf des Burscheider Architekten Peter Fiekers, der den Baukörper unmittelbar an die Aula angliederte - eine Stelle, die kein anderer auf der Rechnung hatte.
Bauamtsmitarbeiter Ivo Kretschmer hatte die undankbare Aufgabe, bei der Umsetzung dieser grandiosen Idee penibel auf die Einhaltung der Kosten zu achten, und erhält für das Erreichen dieses Ziels ein Sonderlob seines Chefs.
Und Architekt Fiekers dankt der Stadt, weil diese einen Architektenwettbewerb für die Mensa zustande brachte, "sodass man überhaupt die Chance hatte, neue Ideen einzubringen".
Nun bietet der erste Eindruck der Mensa allerdings auch keinen Ansatz, an diesen Lobhudeleien zu zweifeln. Die Platzierung neben der Aula ist so unmittelbar einleuchtend und eröffnet für die auch gemeinsame Nutzung so viele Perspektiven, dass alle anderen Überlegungen im Nachhinein abwegig erscheinen.
Die Ausstattung mit einem Beamer und einer Leinwand erweitert die Mensa zudem zu einem "Multifunktionsraum", wie Rektorin Schmitz erfreut feststellt. Und die Raumwirkung hat, nicht zuletzt wegen der großzügigen Fensterfronten und der Theke im 45-Grad-Winkel, so gar nichts von jenen tristen Kantinen, die einem schon durch ihr Erscheinungsbild den Appetit verderben.
Kretschmer kann sich nebenbei nicht nur über eine gelungene Bauleitung freuen, sondern auch darüber, nun nach zwei Jahren endlich einen Platz für jenes Sitzgestänge aus Edelstahl gefunden zu haben, das er einst von einem Spielplatz rettete. Jetzt lädt es auf dem Schulhof unterhalb der Mensa zum Verweilen an.
Für die Hauptschule trifft die Eröffnung der Mensa geradezu passgenau auf eine Phase neuen Selbstbewusstseins. Zwar hat gerade der letzte dreizügige Jahrgang die Schule verlassen, aber im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als bei den Fünftklässlern erstmals nur noch eine Klasse zustande kam, reichen die 38Neuanmeldungen für dieses Jahr wieder zur Bildung von zwei Klassen.
Schmitz erinnert auch an die große Skepsis gegenüber der Ganztagsschule, weil das Land die Förderhähne ausgerechnet im Jahr der Burscheider Bewilligung zunächst abrupt zugedreht hatte. "Inzwischen hat sich wohl auch der letzte Skeptiker überzeugen lassen, dass der Ganztag der Weg ist, den die Schule gehen muss. Ob er zum Erhalt der Schulform beiträgt, bleibt allerdings Spekulation."
Aber wie sich die Schullandschaft auch entwickeln mag: Der Neubau hält sich alle Zukunftsoptionen offen. Drei Obergeschosse könnten noch problemlos aufgesetzt und das Dach dabei wiederverwendet werden - es ist demontierbar.