Neue Schornsteinfeger steigen Burscheidern aufs Dach
Bürger ärgern sich über ständig neue Gesichter. Doch nun könnte Ruhe einkehren.
Burscheid. „Hallo, ich bin Ihr neuer Schornsteinfeger.“ Diesen Satz haben einige Menschen in Burscheid in den vergangenen Jahren überaus häufig zu hören bekommen. So häufig, dass sich am Ende sogar die UWG einschaltete und einen offenen Brief an Dieter Lichtenberg schrieb, Obermeister der Schornsteinfeger-Innung Köln.
„Wir fragen uns, und bitten Sie um Antwort, was denn diese ständige Wechselei soll?“, wollte Vorsitzender Michael Schwarz wissen. Immerhin hätten sich seit Anfang 2008 fünf neue Schlotkehrer in Burscheid vorgestellt. „Ihr Handwerk ist zwangsläufig mit großem Vertrauen verbunden. Immerhin lässt der Hausbesitzer den Schornsteinfeger, einen zunächst fremden Menschen, ohne Sorgen ins Innere seines Hauses, und zwar vom Keller bis in den Dachboden“, heißt es in dem Schreiben.
chuld an den vielen Wechseln ist vor allem die Öffnung des Marktes, sagt Frank Gramm, technischer Wart bei der Schornsteinfeger-Innung. Sie sollte seit 2008 vor allem für mehr Wettbewerb sorgen. „Vor der Gesetzesänderung musste ein Schornsteinfeger sich verpflichten, mindestens fünf Jahre an einem Kehrbezirk zu bleiben. Das gilt jetzt nicht mehr.“
Der freie Markt eröffnet den Schornsteinfegern die Möglichkeit, sich jederzeit auf freie Stellen zu bewerben. „Das kann etwa dazu führen, dass jemand aus Wuppertal eine Stelle in Burscheid annimmt, drei Monate später doch eine Stelle in seiner Heimatstadt findet und dann wieder wechselt“, sagt Gramm. Dabei sei so etwas aus Sicht der Innung auch nicht erwünscht. „Die Kunden haben dann immer wieder neue Ansprechpartner, das ist sehr ärgerlich.“
Doch Gesetz ist Gesetz, da hilft nur eine Änderung. Genau daran aber arbeitet der Bund derzeit, der die negativen Auswirkungen der Marktöffnung ebenfalls realisiert hat. „Ziel ist, den Bezirk zumindest für zwei Jahre festzulegen“, sagt Gramm. Ein entsprechender Entwurf sei bereits fertig. Er geht davon aus, dass er ohne Änderungen verabschiedet wird.
Auch Obermeister Dieter Lichtenberg antwortete der UWG in einem Schreiben, er teile die Auffassung, dass die derzeitige Fluktuation ärgerlich sei und verhindert werden müsse. Aber auch ohne neues Gesetz könnte in Burscheid mit Blick auf die Schornsteinfeger demnächst wieder Ruhe einkehren. Denn die Neuen — Marvin Hohn und sein Mitarbeiter Johannes Schlupp — haben nicht vor, gleich wieder zu verschwinden. „Wir bleiben Burscheid die nächsten Jahre treu“, verspricht Schlupp.