Norbert Feldhoff: Unendliche Geduld für den Dom
Dompropst Norbert Feldhoff will eine Stiftung für die langfristige Finanzierung des Gotteshauses.
Köln. Bergischer Volksbote: Herr Feldhoff, wie schätzen Sie das Image Kölns derzeit ein?
NorbertFeldhoff: Das Ansehen der Stadt ist schlecht. Diese Erfahrung habe ich bei meiner früheren Arbeit auf Bundesebene als Vizepräsident der Caritas gemacht. Der Einsturz des Archivs, wer immer da auch Schuld ist, hat dazu maßgeblich beigetragen.
Feldhoff: Wenn so ein negativer Eindruck entsteht, ist es außerordentlich schwierig, das schnell und nachhaltig zu verändern. Es ist ein Problem der Stadtverwaltung, die riesig ist, und bei der einzelne Abteilungen nicht optimal zusammenarbeiten. Das sind Schwächen, die es nicht nur in Köln gibt, aber das wäre sicher ein Ansatzpunkt, um etwas zu ändern.
Der Nicht-Rheinländer wird ansonsten immer Bedenken gegenüber dem Rheinland haben, weil es den Anschein hat, dass man hier eher locker mit Problemen umgeht. Damit müssen und können wir aber leben. Leider ist das Ganze jetzt verquickt mit Korruptionsgeschichten, die es in der Stadt vorher gab. Da raus zu kommen ist schwer, da habe ich auch kein Patentrezept. Aber man muss hier jetzt eine gute Arbeit leisten und dabei eine unendliche Geduld haben.
Feldhoff: Der Dom ist unumstritten ein positives Element in der Stadt, sonst kämen nicht so viele Touristen nach Köln. Es ist der meistbesuchte Ort in Deutschland. Was die Domumgebung betrifft, nehmen das die Außenstehenden nicht so kritisch wahr, wie wir das in Köln tun. Ich habe aber den Eindruck, dass die Stadt auf einem guten Weg ist, um hier insbesondere an der Ostseite mit dem Dionysos-Brunnen und dem Baptisterium etwas grundlegend zu verbessern.
Feldhoff: Das Problem liegt beim Durchgang zwischen dem Römisch-Germanischen Museum und der Dombauhütte. Da ist acht oder neun Jahre überhaupt nichts passiert. Die Mitarbeiter mussten unter unverantwortlichen Umständen ihre Arbeit machen. Deshalb bin ich jetzt an die Medien gegangen und seitdem klappt es. Wir hatten ein sehr harmonisches Gespräch mit den Vertretern der Stadt. Nun wird zuerst ein Gutachter eingeschaltet, der den Schaden analysiert und der einen Maßnahmenplan entwickelt. Es ist aber sehr schade, dass man zuerst eine Durchfahrt mit Steinen versperren muss, bevor etwas passiert. Ich hätte das gerne vermieden.
Feldhoff: Die Mitarbeiter der Dombauhütte können gewiss sein, das sie einen sicheren Arbeitsplatz haben. Das gilt auch noch für die nächste Generation. Die große Aufgabe, die in den kommenden Jahren auf uns zu kommt, ist die Restaurierung des mittelalterlichen Strebewerks im Ostchor. Da steht eine Grundsanierung an, die bis zu 15 Jahre dauern wird.
Technisch sind wir mit Licht und Ton gut ausgerüstet. Die Fenstersanierung geht weiter. Steinschäden hat man ständig, das ist ein langwieriger Prozess. Am Dom muss man eine unendliche Geduld haben. Wir werden nach Karneval ein neues Gerüst am Nordturm aufhängen, weil dort dringender Sanierungsbedarf besteht.
Feldhoff: Im Moment ist die Finanzierung gesichert. Mittel- und langfristig möchte ich zu einer Stiftung kommen, um eine zusätzliche Finanzierungsquelle zu haben. Da stehen die letzten Entscheidungen aber noch aus.
Feldhoff: Wenn wir von den geschätzten sechs Millionen Besuchern im Jahr nur einen Euro nähmen, könnten wir die kompletten Baukosten bestreiten. Das wollen wir aber ganz bewusst nicht. Kirchen sollen ohne eine Gebühr betretbar sein, das ist für uns ein theologischer Ansatz, den wir nicht aufgeben werden. Außerdem wäre das Ganze organisatorisch extrem schwierig umzusetzen. Man kann ja nicht von Gottesdienstbesuchern Geld nehmen.
Feldhoff: Es gibt ein Rechtsgutachten, das zu der Erkenntnis führt, dass die Stadt das unterbinden kann. Ich glaube nicht, dass die Skater, wenn die neue Anlage im Rheinauhafen entsteht, freiwillig komplett auf den Roncalliplatz verzichten. Deshalb muss neben dem neuen Angebot der Stadt auch ordnungspolitisch etwas passieren und das Skaten auf dem Roncalliplatz verboten werden.
Feldhoff: Ich war fast 30 Jahre Generalvikar. Das ist einer der rauesten Jobs, die ein Bischof vergeben kann. Ich habe die Aufgabe aber trotzdem gerne übernommen. Ich habe aber bewusst mit 65 aufgehört. Das Amt des Dompropstes war das einzige Amt in meinem Priesterleben, das ich dann angestrebt habe. Es ist eine wunderschöne Aufgabe für diese Bischofskirche, die weit mehr ist als nur das Gebäude, die Verantwortung zu haben und das Domkapitel zu leiten.
Feldhoff: Ich denke nicht in solchen Kategorien. Manche Situationen im Dom sind aber ganz besondere Situationen für mich. Wenn man zum Beispiel bei einem feierlichen Pontifikalamt mit Messdienern und Chor in den Dom einzieht und dann die spanischen Trompeten blasen hört. Da kann es passieren, dass es mir kalten den Rücken herunter läuft, obwohl ich den Dom schon so lange und so gut kenne.
Wunderschön ist es auch morgens in dem noch wenig besuchten Dom, wenn die Sonne vom Osten her aufgeht und die mittelalterlichen Fenster leuchten. Solche Momente gibt es im Dom sehr reichlich, da fällt es mir schwer, Prioritäten zu setzen.
Feldhoff: Zunächst einmal macht es mir Spaß, den Kölnern immer wieder zu sagen, dass ich Düsseldorfer bin, weil das im karnevalistischen Sinne die Stadtrivalitäten unter Nachbarn hochbringt. Natürlich gibt es andere Mentalitäten in den beiden Städten. So wird immer gesagt, dass es in Düsseldorf schwieriger ist, in der Gesellschaft angenommen zu werden. Ich lebe schon seit gut 40 Jahren in Köln und fühle mich hier sehr wohl. Aber trotzdem sage ich den Kölnern gerne, dass ich auf der Kö zur Schule gegangen bin - eine der schönsten Einkaufsstraßen der Welt und etwas, das Köln in dieser Form nicht besitzt.